1077 - Aura des Schreckens
Porleyter kaum in Einklang zu bringen waren.
Dennoch mußte es versucht werden. Eine andere Chance gab es nicht.
„Wie lautet der Auftrag, in dem die Gruppe unterwegs ist?" wollte Callamon wissen.
Wie die meisten Menschen an Bord, war auch er nur in groben Zügen unterrichtet worden. „Genau, meine ich."
„Die Porleyter zu finden und mit ihnen zu verhandeln", zitierte Ronald Tekener den offiziellen Wortlaut, „sie davon zu überzeugen, daß sie auf den falschen Weg geraten sind und sie zu kooperativem Verhalten zu veranlassen."
„Pah!" machte Callamon beinahe verächtlich. „Das Verschwinden der Kardec-Schilde zeigt mir mehr als jede Verhandlung, was diese Burschen von Kooperation halten."
„Deshalb wollen wir ja mit ihnen reden", knurrte Rhodan. „Aber ich fürchte, Admiral, Sie werden das nie begreifen."
In Callamons bleichem Gesicht zuckte es, aber er sagte nichts. Brüsk wandte er sich ab und verließ mit steifen Schritten die Zentrale.
„Du hast ihn gekränkt", vermutete Tekener.
„Das wird auch in Zukunft nicht ausbleiben", antwortete Rhodan schroff. „Er ist aus einem anderen Holz geschnitzt als die heutige Generation, aber wenn er sich unseren Wertvorstellungen nicht anpassen oder sie zumindest akzeptieren kann, ist das nicht meine Schuld."
„Ich glaube, du siehst das verzerrt", mischte sich Bradley von Xanthen ein. „Er steht mit seinen Auffassungen, keineswegs allein da. Im Gegenteil, die Schar seiner Anhänger wird immer größer."
„Was verstehst du unter ‚Anhängern’?"
„Leute, die wie er eine härtere Gangart gegenüber den Porleytern fordern. Denen es zu unsicher ist, auf einen Erfolg der Expedition zu warten. Die mich auf den Korridoren ansprechen und fragen, warum wir nicht kurzen Prozeß machen und diesen ganzen Planeten einfach zu Klump schießen."
Rhodan lachte auf.
„Selbst wenn solche Forderungen immer lauter werden, was ich sogar verstehen kann, bleiben diese Leute doch in der Minderheit. Hat einer von denen schon einmal versucht, ein Geschütz abzufeuern?"
„Nein."
„Na bitte. Was beweist, daß sie trotz allem Besonnenheit bewahren. Ganz abgesehen davon, bin ich fast sicher, daß auch die Bordwaffen blockiert sind." Er schüttelte den Kopf zum Zeichen, daß er keine Lust hatte, länger über das Thema zu diskutieren. „Viel wichtiger scheint mir im Moment, daß Carfeschs Gruppe zügig vorankommt."
„Nach den bisher vorliegenden Berichten", ging Tekener darauf ein, „gibt es keinerlei Behinderungen. Es sieht so aus, als hätten die Porleyter zumindest die Anlagen in unserer Nähe ohne jeden Schutz zurückgelassen."
„Natürlich", sagte Bradley grimmig. „Sie haben ja auch alles mitgenommen. Du hast es doch gehört. Das Depot ist leer."
Tekener antwortete etwas, aber Rhodan hörte nicht mehr hin. Er liebte solche Gespräche nicht, die mit vielen Worten doch nur drängende Fragen und Unsicherheiten vertuschen sollten, deshalb beteiligte er sich nicht länger daran.
Nur die Tatsachen zählten. Alles andere war blanke Spekulation.
Die RAKAL WOOLVER lag fest.
Cardesch und seine Leute waren draußen - ungefährdet bisher.
5.
Verena Averre war ehrlich genug, sich einzugestehen, daß sie Angst hatte. Jedes Mal, wenn sie einen Blick auf die drei Schlafenden warf, drängte sich die Frage in ihre Gedanken, was geschehen würde, wenn plötzlich eine Gruppe von Porleytern auftauchte und sie angriff - und mit der gleichen unerbittlichen Konsequenz wickelte sich jedes Mal in ihrer Vorstellung eine Szene ab, an deren Ende Chaos, Verzweiflung und menschliche Tragik die Oberhand behielten.
Davor hatte sie Angst.
Sie wußte nicht, wann und wie es geschehen würde, aber sie konnte sich an zwei Fingern ausrechnen, daß die Porleyter sie nicht mehr lange in Ruhe ließen. Es schien ohnehin wie ein Wunder, daß sie bis jetzt unbehelligt blieben.
Hinter ihnen lag ein Tagesmarsch. Fünfzehn Stunden waren sie unterwegs gewesen, bevor sie die erste Rast einlegten. Müde und ausgelaugt hatten sie sich in einen mit fremdartigen Apparaturen überladenen Raum zurückgezogen, wo sie die Ruhe fanden, die ihre Körper dringend verlangten. Jeder von ihnen hatte eine anderthalbstündige Wache übernommen.
Verena hob den Arm und blickte auf den Zeitmesser. Knapp zehn Minuten noch, dann würde sie die anderen wecken.
Sie stand neben dem Eingang, der in den Schlafraum führte, und beobachtete den Korridor, der sich zu beiden Seiten bis in die Unendlichkeit zu erstrecken
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