1077 - Aura des Schreckens
darauf in die Höhe gerissen zu werden. Vorsichtshalber ließ sie sich zu Boden gleiten und deaktivierte das Gerät.
Neben ihr setzte Herkam Myrek auf. Entweder funktionierten seine Kontrollen überhaupt nicht mehr, oder er war einfach ungeschickt - jedenfalls knickte er im Fußgelenk um, stolperte zur Seite und taumelte Verena direkt in die Arme.
Sie hielt ihn geistesgegenwärtig fest und half ihm, sich wieder aufzurichten.
„Hast du dich verletzt?"
Herkams Gesicht nahm einen verlegenen Ausdruck an - wie das eines Schuljungen, der das erste Mal im Leben einem Mädchen einen Kuß auf die Wange gibt. Er hob das rechte Bein und bewegte den Fuß hin und her.
„Nichts passiert", stellte er fest. „Es kann weitergehen."
Sie schlossen zu Carfesch und Vejlo auf, die in ein paar Metern Entfernung warteten.
„Nun geraten wir also doch in die Mühlen der porleytischen Barrieren", meinte der Sorgore. „Das wievielte Mal war das jetzt?"
„Das fünfte oder sechste Mal", antwortete Verena. „Ich habe es nicht gezählt."
Mit den kurzzeitigen Funktionsstörungen der Gravo-Paks hatten sie seit knapp zwei Stunden zu kämpfen. Da es sich nicht um ernsthafte Ausfälle handelte, nahmen sie das nicht weiter tragisch. Auch jetzt reagierten sie eher gelassen.
„Ich glaube nicht, daß wir es mit Barrieren zu tun haben", sagte der Analytiker ruhig.
„Wenn die Porleyter eine solche Falle installieren, dann sorgen sie auch dafür, daß sie funktioniert. Das bedeutet, die Antigravs dürften keinerlei Leistung mehr abgeben: Totalausfall, versteht ihr, nicht bloß dieses kurzfristige Stottern."
„Klingt einleuchtend", gab Herkam Myrek zu.
„Aber woran liegt es dann?" fragte Verena. „Was meinst du, Vejlo?"
Der Analytiker ließ sich nicht in Verlegenheit bringen.
„Ich nehme an, daß irgendwo in der Nähe eine starke Energiequelle existiert, die so viel Streustrahlung aussendet, daß unsere Aggregate davon beeinflußt werden. Anders kann ich mir die Störungen nicht erklären."
„Es wäre eine Möglichkeit", überlegte Carfesch. „Dennoch besteht die Gefahr, daß die Antigravs bald völlig lahmgelegt werden."
„Zweifellos", bestätigte Vejlo. „Dann nämlich, wenn unser Kurs uns noch näher an die Quelle heranführt."
„Anmessen läßt sich jedenfalls nichts", bemerkte Verena nach einem Blick auf die Anzeigenleiste des Schutzanzugs.
„Es kann sich um völlig fremdartige oder uns unbekannte Strahlung handeln", verteidigte der Analytiker seine Auffassung. „Was wissen wir schon von der Technik der Porleyter."
„Wie dem auch sei", beendete Carfesch die Debatte, „ab sofort sind wir im Umgang mit unseren Geräten vorsichtiger. Reguliert die Gravo-Paks bitte so, daß euer Abstand vom Boden nur wenige Zentimeter beträgt."
Herkam Myrek schien in diesem Moment ausgesprochen verständnislos dreinzublicken, denn Vejlo begann ihn süffisant anzugrinsen.
„Damit wir nicht so tief fallen, wenn etwas kaputt geht."
Verena wußte nicht, was er mit dieser überflüssigen Erklärung bezweckte. Die Tonlage, die er dem Kosmopsychologen gegenüber anschlug, kam schon einer Beleidigung gleich. Vielleicht konnte er ihn, aus welchen Gründen auch immer, nicht ausstehen, das gab ihm aber nicht das Recht, ihn derart unfair zu behandeln.
Verena nahm sich vor, ihn beizeiten darauf anzusprechen. Noch ahnte sie nicht, daß sie keine Gelegenheit mehr dazu finden würde.
*
„Kann mir bitte jemand erklären, warum die Porleyter zwar die RAKAL WOOLVER gewaltsam festhalten, uns aber nicht daran hindern, ungestört ihre Anlagen zu durchstreifen?"
„Entweder betrachten sie uns nicht als Bedrohung", beantwortete Herkam die Frage des Sorgoren, „oder sie sind so sehr mit sich selbst beschäftigt, daß sie uns nicht bemerkt haben."
„Wobei ich letzteres für zutreffender halte", gab Vejlo seinen Kommentar dazu.
Verena dagegen verspürte kein Bedürfnis, sich an solchen Spekulationen zu beteiligen. Mit jeder Stunde, die sie unterwegs waren, sank ihr Interesse an dem, was die anderen an Binsenweisheiten von sich gaben. Manchmal kam es ihr vor, als redeten die Männer nur noch, um überhaupt etwas zu sagen.
Mittlerweile bewegten sie sich bereits geraume Zeit durch den blaßgrünen Sektor, ohne daß sich die Situation geändert hätte. Es blieb weiterhin alles ruhig, und mehr als einmal mußten sie sich zwingen, in der Beobachtung der unmittelbaren Umgebung nicht nachlässig zu werden. Die Suche nach den Porleytern schien mehr
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