1077 - Die Voodoo-Frau
Stimme klang leise, während Suko zuhörte, sein Gesicht verzog und ab und zu den Kopf schüttelte.
»Meine Güte«, flüsterte er wenig später. »Was ist das nur für ein verdammtes Tier.«
»Tier?« Ich lachte auf. »Das ist untertrieben, mein Freund. Diese Coco ist schlimmer als ein Tier. Sie ist ein dämonischer Bastard oder was weiß ich.«
»Einmal Ghoul, einmal Zombie.«
»Genau.«
»Fragt sich nur, wie es dazu kommen kann.«
»Keine Ahnung.« Ich war ehrlich. »Diejenige, die uns bestimmt Auskunft hätte geben können, ist nicht mehr da. Assunga hat sich genau zum für sie richtigen Zeitpunkt zurückgezogen.«
»Womit wir bei Problem Nummer zwei wären.« Suko ging auf und ab. Ich verfolgte seine Gestalt in der Dunkelheit. Er wirkte mehr wie ein geräuschvoller Schatten, der einfach keine Ruhe mehr fand.
»Ich frage mich, weshalb sie uns in dieses Haus bestellt, sich sogar sehr friedlich gibt, als wäre in der Vergangenheit nichts zwischen uns gewesen, uns noch mit Informationen über dieses Voodoo-Weib versorgt und plötzlich verschwindet.«
»Ihr Spiel.«
»Das glaube ich nicht, John. Nicht so. Da steckt mehr dahinter. Das müssen wir herausbekommen.«
Er kam auf mich zu und blieb stehen. »Denk doch mal nach. Assunga ist nicht irgendwer. Sie ist eine verdammte Vampir-Hexe. Sie hat Macht. Sie lebt in der Vampirwelt. Es müßte ihr doch leichtfallen, mit einer derartigen Gegnerin fertig zu werden, verdammt noch mal.«
»Das habe ich auch gedacht.«
»Und warum kommt sie dann zu uns?«
»Du kannst raten, Suko. Vielleicht ist diese Coco tatsächlich so stark, daß sich selbst Assunga vor ihr fürchtet.«
»Dann hätte sie doch ihren Freund, Helfer und Mentor Mallmann einsetzen können.«
»Ja.«
Suko schüttelte den Kopf. »Mehr sagst du nicht dazu?«
»Nein, weil mir nichts einfällt, verdammt. Ich weiß auch nicht, was sich Assunga denkt. Warum sie uns plötzlich treffen will und um Hilfe bittet. Das läuft alles quer, habe ich das Gefühl. Und trotzdem muß es eine gewisse Logik geben, davon gehe ich einfach aus. Außerdem ist das immer so gewesen. Es kann sich einfach nicht mit einemmal verändert haben. Wir sind mehr denn je Figuren in einem Spiel, und ich weiß, daß wir erst am Anfang stehen. Der erste Zug ist gemacht worden, der zweite wird folgen, aber den müssen wir übernehmen.«
»Bravo. Das heißt, es muß uns gelingen, eine gewisse Coco zu finden, von der wir nur wissen, daß sie eine Mischung aus Ghoul und Zombie ist, ihren Aufenthaltsort aber nicht kennen.«
»Du sagst es.«
Mein Freund schüttelte den Kopf. »Es ärgert mich, John, und zwar gewaltig, das muß ich dir sagen.«
»Denkst du, mir geht es anders?«
»Gut, was tun wir?«
»Coco suchen.«
»Von der wir nicht wissen, wie sie aussieht.«
»Nein, von, ihr nicht.«
Suko horchte auf. »He, das hörte sich seltsam an. Hast du einen Trumpf in der Hinterhand?«
Ich hob die Schultern. »Wenn, dann ist es ein kleiner. Ein dünner Strohhalm und nicht mehr.«
»Ich höre trotzdem.«
»Gut.« Ich sortierte meine Gedanken. »Als ich von Assungas Mantelteil bedeckt wurde und dabei einen Blick in die Vergangenheit werfen konnte, da habe ich nicht nur Coco gesehen, sondern auch ihren Helfer. Und den kann ich beschreiben. Das Gesicht habe ich mir eingeprägt. Das werde ich nicht vergessen.«
»Wie sah er denn aus?«
Suko erhielt von mir die Beschreibung. Lange hörte er nicht zu und unterbrach mich. »Wenn das tatsächlich vom Aussehen her ein solcher Exot ist, müßten wir ihn finden.«
»Das hoffe ich.«
»Andererseits ist London so etwas wie Multi-Kulti, und eine Glatze zu tragen, ist in.«
»Stimmt auch. Allerdings könnte ich mir vorstellen, daß er registriert ist. Vorstrafen und so weiter. Wir werden mal das technische Gedächtnis unserer Firma durchforsten.«
»Die Nachtschicht wird sich freuen.«
»Wie so oft.«
Durch das Gespräch hatten wir uns gegenseitig Mut gemacht. Es mußte einfach weitergehen.
»Ich bin dabei«, sagte mein Freund, »Obwohl mich noch brennender interessieren würde, weshalb Assunga bei uns erscheint und uns indirekt um Hilfe bittet.«
»Das wird sich im Laufe der Ermittlungen hoffentlich klären«, sagte ich.
In diesem fremden Haus hatten wir nichts mehr zu suchen. Wir durchsuchten auch die anderen Zimmer nicht und ließen die oberen Etagen damit außer acht. Es war für uns nicht mehr als eine Station. Assunga hatte eben einen Ort gesucht, um ungestört reden zu
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