1077 - Die Voodoo-Frau
können.
Aber Suko hatte recht. Während wir das Haus verließen, beschäftigten sich meine Gedanken mit der Vampir-Hexe, die plötzlich auf unserer Seite stand. Das wollte mir nicht in den Sinn. Da war einiges von der Rolle gelaufen, und sie hatte auch ihren Herrn und Meister Dracula II so gut wie nicht erwähnt.
Zufall? Absicht? War sie den Weg allein gegangen, ohne Mallmann darüber zu informieren?
Man konnte den Eindruck haben. Ich rechnete fest damit, daß es die näherer Zukunft noch zeigen würde.
Draußen umhüllte uns die Nacht. Unser Wagen stand noch immer vor dem Haus. Der Wind war aufgefrischt und kühler geworden. Auch die Wärme war verschwunden. Der angekündigte Wetterwechsel stand dicht bevor, denn der Sommer wollte eine Pause einlegen.
»Willst du fahren?« fragte Suko.
»Ja.«
Ich war alles, nur nicht müde und fühlte mich in diesen Sekunden wie aufgedreht. Etwas Großes und auch etwas Schreckliches stand uns bevor, davon ging ich aus.
Etwas sehnsüchtig dachte ich an Jane Collins und an die Conollys, die sich noch auf Mallorca aufhielten. Dort hätte es mir jetzt auch besser gefallen, aber man kann nicht alles haben.
Wir waren eingestiegen. Ich startete und schaltete die Scheinwerfer ein. Ich mußte wenden, um den Weg zu erreichen. Der bleiche Lichtteppich glitt kreisförmig über den Boden hinweg, und im Hintergrund glaubte ich für einen Moment eine Gestalt zu sehen, die uns nachschaute. Sie sah aus wie Assunga.
Sicher war ich mir nicht, denn die düstere Umgebung konnte mir auch einen Streich gespielt haben.
Wie dem auch war. Wir würden weitermachen, ob mit oder ohne Assunga, denn ein Wesen wie Coco mußte einfach gestoppt werden…
***
Alles war normal, nur in meinen Erinnerungen nicht, denn die schrecklichen Bilder wollten mir einfach nicht aus dem Kopf. Immer wieder sah ich sie vor mir, und ich dachte auch an den glatzköpfigen Farbigen, der ebenfalls Zeuge gewesen war. Ihm hatte es nicht viel ausgemacht. Kein Wunder, schließlich war er der Leichenbeschaffer.
Wir hatten Scotland Yard erreicht und waren durch ein relativ ruhiges London gefahren und ohne Staus vorangekommen. Suko hatte unseren Besuch bei der Fahndungsabteilung schon telefonisch angekündet, und als wir eintraten, da hielt sich die Begeisterung der Kollegen wie immer in Grenzen.
Sie hatten uns schon oft geholfen und auch so mach kleine Sache erhalten. Zuletzt war es ein Kasten Bier gewesen, für den man sich bei uns bedankte.
»Dann haben wir ja noch etwas gut«, sagte ich den Kollegen.
»Wie man's nimmt. Eure Probleme sind ja nicht immer leicht zu lösen. Wer weiß, womit ihr jetzt ankommt.«
Ich schaute in die grünen Augen des rothaarigen Mannes, einem waschechten Iren, schüttelte den Kopf und erklärte, daß es zwar recht schwierig war, aber für eine so gute Abteilung kein Problem sein sollte. Das Lob wollte ihm nicht schmecken, deshalb kam Jack O'Leary rasch zur Sache. »Worum geht es denn heute nacht?«
»Um einen Mann, dessen Namen ich nicht kenne, der aber nicht eben wie ein Durchschnittsbürger aussieht und möglicherweise in eurem Gehirn gespeichert ist.«
»Hört sich nicht gut an.«
»Mag sein, aber ich kann ihn beschreiben.«
»Immerhin etwas.«
Früher gab es Zeichner, die nach bestimmten Angaben gearbeitet hatten. Die waren heute zwar auch noch hin und wieder gefragt, aber der Computer mit entsprechenden Programmen hatten ihren Job übernommen.
Mit Jack O'Leary setzte ich mich vor den Bildschirm. Suko wartete im Hintergrund.
»Können wir anfangen?« fragte ich.
»Immer, Mr. Sinclair. Ich brauche nur Ihre ersten Angaben, dann sehen wir weiter.«
Die bekam er. Was ich wußte, gab Jack in den Computer ein. Dann fing die Spielerei an. Daß der Mann glatzköpfig war, konnten wir schon als einen Erfolg verbuchen. Gesichtsform, Ohren, Mund, Nase, Augen, das alles wurde eingegeben, und wir sahen auf dem Bildschirm, wie sich allmählich ein Gesicht hervorschälte.
Es stimmte noch nicht ganz. Da waren noch einige Korrekturen anzubringen, aber wir kamen der Wahrheit immer näher. Schließlich sagte ich nur einen Satz. »So müßte er aussehen.«
Auch Suko hatte mich gehört und kam zu mir. Er blickte über meine Schulter und pfiff durch die Zähne. »Wenn das stimmt, sieht der Knabe nicht eben harmlos aus.«
»Da sagst du was.«
»Soll ich das Bild ausdrucken lassen?« fragte O'Leary.
»Ja.«
Es dauerte nicht lange, da hatten wir es auf der Hand liegen. Wir schauten es uns genau an,
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