1077 - Die Voodoo-Frau
entgegen.
Das unheimliche Grab schloß sich. Sehr bald waren keine Spuren mehr zu sehen.
Coco ging es gut. Sie hätte jetzt das Versteck verlassen können, aber sie blieb in der Dunkelheit, die sie durchschritt, begleitet von dem gelblichen Licht, das einfach nicht weichen wollte. Sie spürte die Spannung in sich, die auch nicht an Kraft verlor, und sie wartete voller Ungeduld auf einen bestimmten Besucher, mit dem sie ebenfalls verabredet war.
Er hatte mit einem Helfer wie Mr. Jobb nichts zu tun. Er war anders, er war auch kein Mensch, er war viel stärker und mächtiger. Für Coco der ideale Partner. Wenn er sich mit ihr verbündete, kamen zwei Dinge zusammen. Zwei mächtige Kräfte, bestimmte Magien. Und wenn sie sich vereinigten, dann waren sie unbesiegbar.
Von ihrem neuen Freund wußte niemand außer ihr. Auch Mr. Jobb hatte sie nichts davon erzählt.
Er war zu ihr gekommen, als sie noch nicht so perfekt gewesen war, und sie dachte an seinen ersten Besuch.
Damals im Regenwald…
***
Es hatte tatsächlich geregnet in dieser mondlosen, finsteren Nacht. Versteckt im Dschungel hockte Coco in ihrer aus Zweigen errichteten Hütte.
Sie lebte. Der alte Fluch ließ sich nicht löschen. Sie lebte schon lange, vielleicht zu lange. Sie war in den Bann des Voodoo hineingeraten und hatte sich ihm hingegeben. Man hatte sie für tot gehalten, aber sie war zurückgekommen und hatte eben dieses Versteck gefunden, in dem sie sich wohl fühlte.
Auch ihren Hunger konnte sie stillen. Zuerst mit Tieren. Später war sie dann auf Menschenjagd gegangen, doch sie hatte sich nicht getraut, anzugreifen.
Bis er gekommen war.
Der Besucher aus einer anderen Welt, aus einem anderen Reich. In dieser dunklen Nacht hatte sie gespürt, daß sich etwas in ihrer Umgebung ereignen würde. Jemand strich durch den Dschungel, den sie nicht zu den. Menschen zählen konnte. Er besaß das Aussehen eines Menschen, aber er war wie ein Gespenst, und er wußte genau, wo er hinzugehen hatte.
Plötzlich war er dann dagewesen!
Eine düstere Männergestalt, die nahe ihrer Hütte stehengeblieben war und auf sie wartete.
Sie schrie nicht, sie sprach ihn nicht an, sie starrte nur in das kreidebleiche Gesicht, dessen Farbe im krassen Gegensatz zu der seiner Haare stand. Sie waren tiefschwarz und auch glatt nach hinten gekämmt, so daß die hohe Stirn über der leicht gebogenen Nase besonders stark zum Ausdruck kam.
Genau auf dieser Stirn tat sich etwas. Dort schien sich die Haut zu bewegen. Aus irgendwelchen Tiefen hervor stieg etwas, das sich sehr bald auf der Haut abmalte.
Ein Buchstabe.
Dunkelrot und an Blut erinnernd. Ein D!
Es war so mächtig. Es hatte dieser Gestalt noch mehr Kraft gegeben und hatte sie auch unheimlicher gemacht. Coco fühlte sich wie ein Wurm, der dicht vor dem Fuß eines Menschen lag und darauf wartete, zerquetscht zu werden.
Er war einfach nur da. Er stand in der Hütte, ohne etwas zu sagen. Seine schwarzen Pupillen waren auf sie fixiert. Auf ein Bündel Elend, kraftlos, mit rissiger Haut, ohne Energie, darauf wartend, daß etwas geschah. Jemand, der dem Tod näher als dem Leben war, und der andere stand vor ihr wie ein Henker.
Das war er nicht.
Der erste Schock war schnell vergangen. Coco spürte genau, daß diese Gestalt nicht erschienen war, um sie zu töten. Dieser Besucher hatte etwas anders mit ihr vor.
Als er auf sie zukam, mußte er sich bücken, um nicht gegen das Dach der Hütte zu stoßen. Seine Kleidung bestand aus schwarzem Stoff. Auf manchen Stellen glitzerten feuchte Regentropfen.
Er lächelte weiter und hielt die Lippen noch geschlossen. Denn, als er nahe genug bei ihr war, bückte er sich ihr entgegen und zog die Lippen auseinander.
Sie sah seine Zähne. Coco zwinkerte, weil sie das Bild nicht glauben wollte.
Aber es blieb.
Kein Irrtum. Dieser Besucher besaß keine normale Zahnreihe im oberen Kiefer, denn zwei Zähne standen an verschiedenen Seiten wie kurze Dolche vor.
Es waren die Zähne eines Vampirs!
Dieser Gedanke schoß ihr durch den Kopf. Auch wenn der alte Voodoo-Fluch sie in seinen Krallen hielt, in gewissen Augenblicken dachte sie wie ein Mensch, und es war gut, daß sie es tat. In ihrem Körper krampfte sich fast alles zusammen, und sie sah aus wie jemand, der sich in einer Ecke verkriechen will.
Der andere lächelte weiter. Er sah noch keine Veranlassung, mit ihr zu sprechen, aber er führte einen Test durch und streckte ihr beide Hände entgegen.
Coco konnte nicht mehr zurück. Sie
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