1078 - Im Bett mit einem Monster
schon viel oder zu viel in sich hineingeschüttet.
Man kannte sich. Man tat, als wäre man befreundet. Man hing aneinander, es knisterte zwischen den Paaren, die sich zu den weichen Klängen der Musik auf der Tanzfläche im Freien bewegten. Sie war aus Bohlen geschaffen worden, und man hatte sie mit einem dünnen Filz belegt, damit sie nicht zu glatt wurde.
Das Personal vom Büfett war längst verschwunden. Mehr zu tun hatten jetzt die Kellner, die Wein und Champagner heranschleppten oder an den Zapfanlagen standen, um Bier in die Gläser zu füllen.
Auch harte Getränke waren in. Sie wurden zumeist von den männlichen Gästen konsumiert.
Coco war nervös geworden. Das heißt, die vielen Menschen sorgten für die Unruhe. Sie konnte sich einfach nicht entscheiden. Sie brauchte nur zuzugreifen. Egal, wen sie zu fassen bekam, sie würde ihren Hunger stillen können. Davon hatte sie immer geträumt, und sie warf auch ab und zu einen Blick zum dunklen Himmel, um nach dem Schatten Ausschau zu halten. Vergebens, er hielt sich zurück.
Sehr langsam ging sie vor. Der Wind streichelte dabei ihre nackten Arme, auf denen nicht nur eine Gänsehaut zurückgeblieben war, sondern auch ein dünner Film.
Kein Schweiß, es war etwas anderes, und er war aus ihren Poren gedrungen.
Es war schwer für sie, sich zu beherrschen. Die andere Seite drängte immer stärker nach vorn. Sie wollte Opfer, sie brauchte Fleisch, und der Ghoul in ihr ließ sich einfach nicht stoppen. Auch nicht, wenn sie es wollte. Coco war nicht stark genug, um den verdammten Fluch zurückdrängen zu können.
Sie ballte ihre Hände zu Fäusten. Sie spürte auch dort die feine, dünne Schicht, die so schnell nicht verschwinden würde.
Die bunten Lichter schaukelten zusammen mit den Girlanden im Rhythmus des Windes. Ein Trio spielte Melodien aus bekannten Musicals. Stimmen redeten durcheinander. Menschen lachten. Es war die übliche Party-Atmosphäre, die Coco noch nervöser machte.
Ihre Augen bewegten sich. Sie suchte nach einer Möglichkeit, schnell an neue Nahrung heranzukommen. Sie wollte nicht auffallen. Sich einen holen - egal wen - und dann mit ihm außerhalb des Lichts verschwinden. Noch war sie vorsichtig, aber sie brauchte das Fleisch, um nicht so zu werden wie früher. Da hatte sie schrecklich ausgesehen. Ein altes Weib, völlig verhutzelt und durch viele Falten gezeichnet. Ihre Haut hatte mehr einer Baumrinde geglichen als der eines Menschen.
Von rechts her hörte sie Schritte. Dort standen auch etwas versteckt die Toilettenhäuschen. Als Coco hinschaute und ihre Umrisse sah, kam ihr die Idee. Der Platz dahinter war einsam genug. Da würde sie ihren Hunger unbeobachtet stillen können.
Etwas anderes nahm ihre Aufmerksamkeit in Anspruch. Jemand kam ihr entgegen. Nicht einfach nur so, nein, diese Frau sah schon aus, als hätte sie Coco als Ziel ausgesucht.
Sie war schlank, hochgewachsen, sehr blond, und sie trug ein schwarzes kurzes Kleid, das ihre Figur überbetonte. Mit der rechten Hand hielt sie schlenkernd eine Handtasche fest, und sie war nicht mehr nüchtern, wie Coco feststellte, als sie vor ihr stehenblieb.
Die Frau fror. Auf dem Gesicht, in dem der Lippenstift leicht verschmiert war, zeichnete sich eine Gänsehaut ab. Die Augen hatten einen schiefen Blick bekommen, und als die den Mund verzog, sah dies alles andere als hübsch aus.
»He, du…«
»Ja, was ist?«
»Ich heiße Karin.«
»Na und?«
Die Blonde streckte den rechten Zeigefinger vor. Sie schwankte etwas, aber sie schaffte es, die Spitze des Fingers gegen die Brust der dunkelhäutigen Person zu drücken. »Dich habe ich gesucht, verdammt, und glaub nur nicht, daß du damit durchkommst.«
»Was meinst du?«
Die Blonde schwankte und schüttelte den Kopf. »Das weißt du ganz genau, verdammt. Es geht um Melvin. Um Melvin Miller. Er ist ein Supertyp, aber du bist scheiße. Ja, du bist einfach scheiße. Du hast dich an ihn herangeschmissen, um einen Job zu kriegen. Habe ich recht? Habe ich nicht, verdammt noch mal, recht?«
»Nein.«
»Ach, hör auf, du Nutte.« Sie holte tief Luft, und Coco befürchtete, daß Karin noch lauter reden würde. Auffallen wollte sie nicht, denn dieser Streit unter Frauen hätte noch gefehlt. Bevor Karin weitersprechen konnte, griff sie ein.
»Hör zu, ich will dir sagen, wie es abgelaufen ist und was dann zwischen uns geschah.«
»Das will ich auch hoffen, du Tussy.« Die leicht verschleierten Augen schauten sie vom Kopf bis zu den Füßen an,
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