1078 - Im Bett mit einem Monster
und der Mund verzog sich wieder wie angeekelt.
»Aber nicht hier, Karin.«
»Wo dann?«
»Laß uns in Ruhe reden. Bei den Toiletten oder dahinter haben wir sie. Okay?«
Karin drehte sich schweigend um, dann wieder zurück, starrte Coco an und nickte. »Es ist schon gebongt. Alles klar. Dann kannst du mir sagen, was du und Mel… he - wo steckt er eigentlich?«
»Er kommt noch.«
Karin lachte rauh. »Wenn er hier ist, dann sage ich ihm mal die Meinung. Jahrelang war ich für seine Scheiß-Agentur gut genug. Er hat mich gut verkauft. Ich war ausgebucht, aber jetzt, wo ich an die Vierzig gehe, da bin ich plötzlich out. Nicht einmal mehr einen Porno hat er mir angeboten. Zu alt für die Rolle. Er braucht Frischfleisch. So was wie dich. Aber da rede ich auch noch mit, das kann ich dir versichern, verdammt noch mal. Ja, das tue ich…«
Coco hatte sie reden lassen, doch zugleich das Kommando übernommen. Sie hatte die Hände gegen Karins Rücken gelegt und schob sie vor sich her.
Karin brabbelte weiter vor sich hin. Zum Glück nicht mehr so laut. Sie war so stark mit sich und ihren Gedanken beschäftigt, daß sie nicht sah, wohin sie geschoben wurde. Nicht direkt auf die Toilettenhäuschen zu, sondern nach rechts daneben, um schnell hinter den Buden verschwinden zu können.
Das Voodoo-Weib war noch nervöser geworden. Alles in ihr drängte danach, über die Frau herzufallen und sie zu töten. Erst dann würde sie sich um die andere Sache kümmern.
»He, wo soll ich denn noch hin?« beschwerte sich Karin und drehte sich auf der Stelle.
»Wir sind da!«
»Wie?«
»Was wolltest du mir sagen, Karin? Los, jetzt hast du die Chance. Aber schnell, sonst bin ich an der Reihe.«
Die Blonde überlegte. »Ja, ja, da war was. Ich wollte doch mit dir über Melvin reden.«
»Klar.«
Die Blonde hob den Kopf. Sie sah nicht viel, denn in der Umgebung wuchs dichtes Buschwerk, und rechts neben ihr ragten sich die Rückseiten der Toilettenhäuser hoch. Sie schützten die beiden Frauen vor den Blicken der Partygäste.
»Los, raus damit!«
Karin zögerte. Sie schüttelte den Kopf, und auf ihrem Gesicht, das schwach zu sehen war, breitete sich ein Ausdruck wie Ekel aus. Plötzlich schüttelte sie sich und drückte auch den Kopf zurück.
»Verflucht, wonach stinkt es hier?«
Coco lächelte kalt. »Das ist der Toilettengeruch.«
»Nein, das stimmt nicht.« Sie war jetzt sehr eigen. »Das ist überhaupt nicht wahr. Die riechen anders, das weiß ich. Hier stinkt es wie…«, sie legte eine Pause ein und öffnete den Mund, um ihr Staunen zu dokumentieren.
»Nun?« fragte Coco lächelnd, wobei sie merkte, daß immer mehr Schleim aus den Poren trat.
»Du!« keuchte Karin plötzlich los. »Du stinkst so erbärmlich. Ja, du bist es!«
»Stimmt!«
Mit dieser Antwort konnte Karin nicht viel anfangen, aber Coco ließ ihr auch nicht die Chance, denn sie reagierte jetzt eiskalt und trat blitzschnell zu.
Der Schlag gegen die Beine traf Karin völlig unvorbereitet. Sie verlor das Gleichgewicht und schwebte für einen Moment in der Luft, bevor sie rücklings zu Boden prallte, wobei das Voodoo-Weib keine Anstalten traf, sie abzufangen.
Das Gras dämpfte den Fall, aber Karin blieb liegen und stöhnte leise. Sie hatte sich am rechten Schulterblatt geprellt, was Coco nicht interessierte. Das Menschliche an ihr war nicht mehr vorhanden. Sie bestand aus reiner Gier, als sie sich auf die Knie fallen ließ. Sie brauchte eine Tote, und diese Blonde mußte zuerst von ihr getötet werden. Zunächst der Zombie, dann der Ghoul.
Karin bekam alles mit, aber ihr leicht umnebelter Verstand weigerte sich, das Schreckliche zu begreifen. Sie sah die Hände, die sich würgebereit ihrem Hals näherten. Sie wollte etwas sagen, sie wollte schreien, aber sie konnte es nicht.
Es lag an ihr, daß sie ihr eigenes Schicksal nicht faßte, und es lag auch an diesem ekligen Gestank, der ihr entgegenwehte. Trotz der Dunkelheit sah sie Cocos Gesicht, das sich aufzulösen schien, denn hinter dieser ungewöhnlichen Schicht schwammen die Züge einfach weg.
Karin wollte nicht fassen, daß der Tod im wahrsten Sinne des Wortes seine Hände nach ihr ausstreckte. Aber sie hörte auch ein anderes Geräusch. Ein Fauchen, wie von einem Tier abgegeben, und auch Coco war es nicht verborgen geblieben.
Sie schaute nach rechts.
Dort stand Assunga, die Vampir-Hexe. Ein knappes Lächeln zuckte um ihre Lippen. »Glaubst du denn, ich hätte dich vergessen, Coco…?«
***
Ein
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