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1079 - Station der Freien

Titel: 1079 - Station der Freien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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dem gefürchteten mentalen Schlag auszusetzen.
    Er zweifelte nicht daran, daß ihm dieser unmittelbar bevorstand, obwohl seine Eindrücke ganz anders waren, als er erwartet hatte.
    Offenbar erlebt jeder den mentalen Schlag anders, dachte er. Lediglich das Ergebnis läßt sich zu einem eng umgrenzten geistigen Zustand zusammenfassen.
    Die Befreiung von Seth-Apophis war verbunden mit Wahnsinn.
    Icho Tolot hörte sich voller Bitterkeit auflachen.
    Was nützt mir die Freiheit, wenn sie zugleich den Verlust meiner geistigen Gesundheit bedeutet?
    Irgend etwas Mentales stürmte auf ihn ein, was er noch nie erlebt hatte, und was er kaum verkraften konnte.
    Ihm war, als vernähme er den millionenfachen Hilfeschrei von körperlosen Wesen, die ihm auf unbegreifliche Art nahestanden. Bruken Tosens Gesicht schien sich aus der Dunkelheit zu schälen, und er glaubte, die Augen des Freundes zu sehen, wie sie ihn voller Vorwurf musterten.
    Ich habe alles versucht, um dir zu helfen, schrie es in ihm. Mehr konnte ich nicht tun.
    Sie haben mir doch keine Möglichkeit gegeben.
    Das Gesicht „Bruke Tosens verschwand.
    Icho Tolot riß die drei Augen auf und versuchte, die Dunkelheit mit seinen Blicken zu durchdringen, obwohl ihm sein Verstand sagte, daß es nicht wirklich dunkel war, sondern daß ihm eine fremde Macht die Dunkelheit lediglich vorgaukelte.
    „Was kann ich denn noch tun?"
    fragte er laut. „Es ist doch zu spät. Du bist tot. Du hast diese Welt verlassen. Wo bist du? Gibt es ein Jenseits? Wenn du Verbindung mit mir aufnehmen kannst, so tu es. Ich muß wissen, was aus dir geworden ist."
    Er verstummte, weil er sich dessen bewußt wurde, daß er verschiedene Dinge vermengte, die nichts miteinander zu tun hatten.
    Waren dies bereits die beginnenden Anzeichen für den heraufziehenden Wahnsinn?
    Der Abgrund wurde sichtbar.
    Über ihn hinweg schien der Phygo Ahrrhed seine Hand nach ihm auszustrecken.
    Er war nicht der einzige, der ihm helfen wollte.
    Icho Tolot hatte den Eindruck, daß in dem Millionenheer der Seelen, in dem er zu schweben schien, zahllose Einzelpersönlichkeiten existierten, die ihm helfen wollten, wohingegen der gesamte mentale Strom ihn zu vernichten versuchte.
    Der Haluter wähnte sich vor einer gigantischen Schleuse, die einen Fluß zu einer ausgetrockneten Ebene hin absperrte. Sie schien sich unendlich langsam zu öffnen.
    Einzelne Wasserstrahlen trafen und erfrischten ihn, aber er wußte, daß die Schleusenschotte gleich vollends zurückweichen würden, und daß sich dann ein Strom mit unwiderstehlicher Gewalt auf ihn stürzen und ihn hinwegschwemmen würde.
    Er kam sich vor wie in einem Traum, in dem er vor einem übermächtigen Gegner davonlaufen wollte, sich jedoch nicht von der Stelle rühren konnte, weil seine Beine gelähmt waren.
     
    *
     
    Die Augen des Stellvertretenden Exponenten leuchteten zornig auf. „Du wagst es, eine derartige Behauptung aufzustellen?" schrie er. „Bist du von Sinnen, Phygo?"
    Jakosz richtete sich zu seiner vollen Größe auf. Die giftgrüne Wölbung seiner Schädelplatte erreichte damit immerhin eine Höhe von 97 Zentimetern. Der Techniker war ein Riese unter seinen Artgenossen, und diese Tatsache erfüllte ihn mit besonderem Stolz.
    Phygos wurden gemeinhin nicht größer als 90 Zentimeter. Da sie einen Körperdurchmesser von wenigstens 60 Zentimetern hatten, wirkten sie wie massive Tonnen. Dieser Eindruck verstärkte sich bei Jakosz noch mehr, da sein Körperdurchmesser nahezu 90 Zentimeter betrug. Mit seinen hellblauen Stielaugen blickte er den Gerjok mutig an. Der Stummelkranz, der seinen Hals umgab, schien sich nach allen Richtungen zu recken.
    „Das ist keine Behauptung", erwiderte er mit quäkender Stimme. „Es ist die Wahrheit."
    „Sei still", schrie der Gerjok. „Sei endlich still, oder willst du, daß man dir den Hals durchschneidet?"
    „Ich bin dem Exponenten durch Eid verpflichtet", erklärte der Phygo. „Und das zwingt mich dazu, die Wahrheit zu sagen, auch wenn es darum geht, daß die Frau des Exponenten ihr Treuegelöbnis mißachtet."
    Der Gerjok vor ihm zuckte zusammen und wich vor ihm zurück, als sich hinter Jakosz eine Tür öffnete.
    Der Phygo hörte die schweren Schritte eines Gerjoks, dessen scharfe Krallen über den Boden scharrten, und ein metallisches Klirren verriet ihm, daß der Exponent den Raum betreten hatte.
    Erstaunt über seinen eigenen Mut drehte er sich um.
    „Was treibt er hier?" fragte der Exponent, der ebenso unbekleidet war

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