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1079 - Station der Freien

Titel: 1079 - Station der Freien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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wie die anderen Gerjoks der Anlage, aber eine schwere, silbern schimmernde Kette um die beiden Hälse und darunter einen Desintegratorstrahler trug, der an einem Lederriemen hing. Das Vogelwesen unterschied sich von allen anderen Gerjoks, die Jakosz zuvor gesehen hatte, da es unter dem Schnabel einen aus nur wenigen weißen Haaren bestehenden Bart trug.
    „Jakosz hat etwas vorzutragen, was ..." Der Stellvertretende Exponent stockte und zögerte, weiterzusprechen.
    Naggencarphon streckte unwillig seinen rechten Arm aus. Und er brachte mit unglaublich schneller Bewegung mit der anderen Hand einen Dolch aus seinem Gefieder hervor.
    Bevor Jakosz reagieren konnte, bohrte sich ihm die Spitze der Klinge bereits zwischen die stummelartigen Hörfühler.
    „Was hat Jakosz vorzutragen?" fragte der Exponent. „Kann er mir das nicht selbst sagen?"
    „Die Wahrheit, Herr", erklärte der Phygo mit laut quäkender Stimme. „Ich habe dir einen Verrat zu melden."
    Der Gerjok schnellte sich förmlich auf ihn zu und legte ihm die rechte Hand an den Hinterkopf, so daß Jakosz der Klinge nun nicht mehr ausweichen konnte. Erschrocken blickte der Phygo zu dem pyramidenförmigen Kopf hinauf, der hoch über ihm schwebte.
    „Heraus damit", forderte der Exponent auf. „Aber wehe dir, wenn du lügst. Ich werde dich und alle, die dir nahe stehen, vernichten. Ich werde dich aus der Existenzebene brennen lassen, so daß deine Seele noch nicht einmal die Chance hat, sich ins Jenseits zu retten."
    Der Phygo war sich darüber klar, daß er sich nun nicht mehr mit einer Notlüge retten konnte. Er hatte alles auf eine Karte gesetzt, weil er hoffte, dadurch seine eigene Macht und seinen Einfluß maßgeblich ausdehnen zu können. Jetzt mußte er sagen, weshalb er erschienen war.
    „Es geht um deine Frau Tranga", erklärte der Phygo.
    Der Exponent fuhr betroffen zurück. Seine Augen verdunkelten sich, und der Schnabel öffnete sich. Jakosz wußte, daß Naggencarphon seine Frau abgöttisch liebte und ihr geradezu sklavisch ergeben war, sie aber dennoch mit einer Härte behandelte, die den meisten unverständlich war, und bedingungslosen Gehorsam von ihr erwartete. Da die Gerjok-Frauen nur etwa alle zehn Jahre ein Junges hervorbrachten, bedeutete den Männern dieses Volkes die absolute Sicherheit, Vater dieses Kindes zu sein, alles. Für die meisten Gerjoks gab es ohnehin nur eine einzige Möglichkeit im Leben, Vater zu werden. Daher gerieten sie in einen seelischen Taumel, sobald sich eine solche Chance abzeichnete.
    Jakosz war überzeugt davon, daß er seinen Vorstoß zum Exponenten sorgfältig ausgearbeitet und seine Aussage der Mentalität der Gerjoks angepaßt hatte. Er wußte, daß er Naggencarphon mit nichts mehr treffen konnte als mit der Behauptung, seine Frau sei ihm untreu, und er hoffte, daß der Exponent erkennen würde, welch unvergleichlichen Dienst er ihm damit leistete, daß er ihm die Wahrheit eröffnete.
    „Was ist mit meiner Frau?" fragte Naggencarphon mit schriller Stimme. „Du wagst es, überhaupt etwas über sie zu sagen?"
    Jakosz nahm seinen ganzen Mut zusammen.
    „Ich bin dir ein treuer Diener, Herr", erklärte er. „Mein Leben gilt nichts, wenn es um dein Wohl und um meine Treue zu dir geht. Wenn ich irgend etwas beobachte, was dich betrifft, dann habe ich die Pflicht, es dir zu berichten, auch dann, wenn es dich derart verletzt, daß du mich in deinem Zorn und deinem Schmerz töten könntest."
    Naggencarphon fuhr auf Jakosz zu und packte ihn mit beiden Händen. Seine Hälse bogen sich herab, so daß sein Kopf direkt vor dem des Phygos schwebte. Mit flammenden Blicken starrte er ihm in die Augen.
    „Heraus damit. Was willst du beobachtet haben?"
    „Deine Frau ist dir nicht treu, Exponent", erklärte Jakosz mit fester Stimme. „Sie hat Liebhaber."
    Die linke Hand des Gerjoks fuhr vor. Ein Messer blitzte auf, und im gleichen Moment starb Jakosz.
    Haßerfüllt blickte der Exponent auf den Toten hinab.
    „Wie konntest du es wagen, diesen Phygo zu mir zu lassen?" herrschte er Xambeskary, seinen Stellvertreter, an, und in seinen Augen leuchtete Mordlust.
    Der Stellvertretende Exponent hatte Mühe, vor seinem Gegenüber zu verbergen, daß er zitterte. Er wußte, daß er dem Tode nie so nahe gewesen war wie in diesen Sekunden. Naggencarphon war ein Mann, der mit gnadenloser Härte regierte.
    Was haben wir nun von unserer Freiheit? dachte Xambeskary voller Bitterkeit. Wir haben uns von dem Zwang von Seth-Apophis befreit und

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