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108 - Der schwarze Würger

108 - Der schwarze Würger

Titel: 108 - Der schwarze Würger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dämonenkiller
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ich, daß ich früher ganz anders gewesen war. Nicht in diesem Leben. O nein! Selbst als Kind, als Ziehsohn des gerechten Daimyo Hatakeyama Yoshimune, war meine Gehorsamkeit und meine Dankbarkeit nur Maske gewesen, die ich fallenlassen mußte, als der Ruf der Mujina ertönte.
    Nein, als Tomotada hatte ich nie die schönen Gefühle kennengelernt. Doch ich wußte, daß ich schon früher gelebt hatte, viele Leben - in einem fernen fremden Land. Damals hatte ich jene bekämpft, zu denen ich nun selbst gehörte.
    Ich war nicht fähig, aus meinem Wissen über das Gute die Lehren zu ziehen. Es war mir unmöglich, den Charakter meiner früheren Persönlichkeit anzunehmen. Ich war schwach - obwohl sich alle vor mir fürchteten und ich der Schrecken des ganzen Landes war. Ich konnte es mit jedem aufnehmen. Ich fürchtete auch ein Dutzend Gegner auf einmal nicht und hätte mich auch einem ganzen Heer gestellt. Und doch war ich ein Schwächling, weil ich nicht die Kraft aufbrachte, meinem Leben ein Ende zu machen.
    Versucht hatte ich es. Ich wollte Harakiri begehen, damit dann mein Ich im Augenblick meines körperlichen Todes in den Körper eines Neugeborenen schlüpfen konnte und ich wieder Ich selbst wurde. Doch das Harakiri war eine heilige Handlung - und mir also versagt. Dafür hatte mein Kokuo gesorgt.
    Wie ich ihn dafür haßte! Wie ich mich selbst haßte! Wie ich die Welt haßte!
    Und so war ich grausam gegen alles, was ich haßte. Das war mein Fluch.
    Es gab überhaupt nur ein Wesen unter den Lebenden, das ich nicht haßte. Soll ich es Instinkt nennen, Arterhaltungstrieb oder Blutstreue? Liebe war es gewiß nicht, denn eines solchen Gefühls war ich nicht fähig. Aber vielleicht war es doch eine gewisse Zuneigung zu meinem eigenen Fleisch und Blut, gepaart mit einem Naturtrieb, den nicht einmal der Kokuo hatte ausschalten können, so daß ich all meine Kräfte und Fähigkeiten dareinsetzte, meinen Sohn zu retten.
    So machte ich mich auf die Suche nach jener Amme, die in den Bergen wohnte. Auf dem Weg dorthin scharte ich einige Getreue um mich.
    Es war irgendeine unbedeutende Stadt in einem Flußtal, das von bewaldeten Hügeln umgeben war, wo ich Kaoru kennenlernte. Mein Pferd hatte ich verloren, ich war zu Fuß unterwegs, so daß ich unbemerkt bis auf den Hauptplatz des Städtchens kam.
    Es sollte gerade eine Hinrichtung stattfinden. Fünf Samurais, hoch zu Roß und in wertvolle Rüstungen gekleidet, führten einen Mann am Strick mit sich. Seine Arme waren ihm auf den Rücken gefesselt worden. Sein Unterleib war nur mit einem Schurz bekleidet. Obwohl es ein kalter Herbsttag war, schwitzte der Verurteilte.
    In der Mitte des Platzes zwang man ihn, sich niederzuknien und den Kopf auf einen Pflock zu legen. Als er sich widersetzte, ritt ihn einer der Samurais einfach nieder. Danach war sein Widerstand gebrochen, aber er gab keinen Schmerzenslaut von sich.
    Das imponierte mir. Aber noch mehr beeindruckt war ich von den Verbrechen, die man ihm anlastete: Er hatte die Lieblingstochter des hiesigen Daimyo entführt, geschändet und sie dann als Geisha verkauft. Als man ihn schließlich stellte, machte er fünf der besten Samurais des Daimyo nieder, bevor er überwältigt werden konnte. Dafür hatte man ihn bereits entmannt, nun sollte er noch seinen Kopf verlieren.
    Der Samurai, der das Urteil vollstrecken sollte, stieg vom Pferd und nahm mit seinem Schwert neben dem Verurteilten Aufstellung.
    „Hast du noch etwas zu sagen, du verfluchter Hundesohn, bevor ich dich für immer zum Schweigen bringe'?" fragte der Henker.
    Der Verurteilte wandte den Kopf und spuckte den Samurai an.
    Da hob dieser das Schwert.
    „Halt!"
    Ich trat auf den Platz. Die wenigen Schaulustigen stoben schreiend auseinander, als sie mich erkannten.
    Ich hatte mein Tomokirimaru gezückt und fügte hinzu: „Bevor ihr diesen meinen Bruder ermordet, müßt ihres gegen mich aufnehmen."
    Den Samurais stand das Entsetzen ins Gesicht geschrieben. Kein Zweifel, daß sie die Legenden über Tomotada, den Samurai mit der Maske, kannten. Aber sie waren nicht feige. Lieber starben sie, als daß sie vor einem Feind flohen. Das achtete ich, und ich nahm mir in diesem Augenblick vor, sie schnell und schmerzlos zu töten.
    Doch dann machte einer eine Bemerkung, die für mich eine tödliche Beleidigung war.
    „Seht nur, der gefürchtete Tomotada hat seinen Zopf verloren!" rief der Samurai, der das Urteil an dem Verurteilten vollstrecken sollte. „Ohne seine Haartracht ist

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