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108 - Der schwarze Würger

108 - Der schwarze Würger

Titel: 108 - Der schwarze Würger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dämonenkiller
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Mitsu-me Nyodo Kinder kauft."
    Kito nickte. „Ich weiß, von wem du sprichst, und kenne den Weg zu ihr. Es ist eine Yama-Uba, eine Bergamme, die Kinder fängt, mästet und verschlingt, wenn sie wohlgenährt genug sind."
    Ich schrie auf und holte mit dem Tomokirimaru aus. Alles in mir drängte danach, diesen Mann auf der Stelle in Stücke zu schlagen, weil er das Schicksal meines Kindes so düster ausmalte.
    Aber Kito blickte mir furchtlos entgegen. Seine Unerschrockenheit ließ mich zögern, und so hatte ich Gelegenheit, meine Gedanken zu ordnen. Es brachte mir nicht viel ein, wenn ich ihn tötete. Lebend war er wertvoller, weil er den Weg zu der Bergamme kannte, die meinen Sohn gefangenhielt. „Worauf wartest du, Tomotada?" hörte ich Kaoru hinter mir sagen. „Er hat zwei von uns auf dem Gewissen. Willst du ihn nicht dafür bestrafen?"
    ,.Kito bleibt am Leben", sagte ich und steckte das Tomokirimaru zurück in die Scheide. „Er wird uns zur Yama-Uba führen, gebt ihm ein Pferd.

    Je höher wir in die Berge kamen, desto winterlicher wurde das Land.
    Eines morgens, zwei Tage, nachdem wir Kito in unsere Reihen aufgenommen hatten, erwachten wir inmitten einer tiefverschneiten Landschaft. Wir sanken fast bis zu den Knien im Schnee ein. Drei meiner Leute waren im Schlaf unter der dicken Schneedecke erstickt. Einem vierten war ein Bein abgefroren. Ich amputierte es ihm mit einem Schlag meines Tomokirimaru. Den Stumpf rieben wir mit Schnee ein, um die Blutung zu stillen. Genji spielte dabei auf der Biwa, um den Mann die Schmerzen vergessen zu lassen.
    „Du willst ihn doch nicht mitnehmen?" sagte Kito zu mir. „Mit nur einem Bein ist er kein wertvoller Krieger mehr. Er ist uns nur hinderlich."
    „Du sprichst meine Gedanken aus, Kito", erwiderte ich. „Du wirst ihn von seinen Leiden erlösen." Der Eiserne verlor kein weiteres Wort mehr und machte sich davon, um meinen Befehl auszuführen. Ich hörte den Mann, dem ich das Bein abgeschlagen hatte, sprechen. Er lobte Genjis Biwaspiel und behauptete, keinerlei Schmerzen mehr zu haben.
    Und dann sagte er: „Ich habe das Bein gar nicht verloren. Ich spüre es noch. Auf Ehre, ich kann sogar die Zehen bewegen. Wenn ich die Decke aufschlage, werde ich sehen, daß ich zwei Beine habe. Ich werde wieder laufen können. Nicht wahr, Kito, ihr braucht mich nicht zurückzulassen. Ihr nehmt mich mit zur Yama-Uba. Es war alles nur ein Scherz. Ich habe noch beide Beine."
    „Laß dich umarmen, Freund!" sagte Kito. „Man hat dir übel mitgespielt, aber gleich ist alles vorbei."
    Ich blickte zum Krankenlager hinüber. Kito war niedergekniet und umschlang den Einbeinigen mit beiden Armen. Es war eine tödliche Umarmung. Der Mann gab keinen Laut von sich. Er focht keinen Todeskampf. Kito drückte ihm den Brustkorb zusammen, und sein Kopf fiel zur Seite, als er das Bewußtsein verlor. Wenig später ließ Kito ihn los. Er hatte dem armen Kerl einen schnellen und schmerzlosen Tod bereitet.
    Ob Kito mir diese Bitte wohl auch gewähren würde?
    „Du wirst ewig leben, Tomotada!"
    Ich schrie auf, als ich die Stimme meines Kokuo aus der Eisenmaske zu mir sprechen hörte. Die anderen hörten keinen Ton, die Stimme drang direkt in mein Gehirn ein. Sie hatten nur meinen Schrei gehört und kamen herangerannt.
    „Was ist, Tomotada?"
    „Du wankst, Herr?"
    Ich lehnte mich mit aller Kraft gegen die befehlende Stimme des Kokuo auf.
    „Gehorche, Tomotada! Du bist mein Diener! Zeige Reue! Kehre zu mir zurück, dann will ich dir vergeben!"
    Die Stimme hatte solche Suggestivkraft, daß sie mir körperliche Schmerzen bereitete. Mir war sofort klar, daß der Kokuo mir sehr nahe sein mußte; denn hätte er sich auf seiner Insel befunden, hätte ich seine Befehle zwar gehört, doch seine Stimme hätte nicht solche Macht über mich gehabt. „Genji, spiel auf der Biwa!" rief ich unter größten Mühen. „Besinge mein Leben! Rezitiere die Legenden über meine Schandtaten!"
    Ich sah durch die Augen meiner Maske, wie der blinde Biwaspieler sich vor mir niederließ und mit seinem bachi aus Horn die Saiten zupfte. Dann verschwand er, und an seiner Stelle tauchte das grausame Gesicht meines Kokuo auf. Seine Lippen bewegten sich, doch ich vernahm seine Worte nicht mehr; Genjis Musik und Gesang waren stärker. Dennoch spürte ich, wie der Wille meines Kokuo von der Maske auf mich übergriff. Er befahl mir, alle meine Leute zu töten und ihm ihre Ohren zu bringen.
    „Kito, halte mich fest!" schrie ich qualvoll auf.

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