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108 - Der schwarze Würger

108 - Der schwarze Würger

Titel: 108 - Der schwarze Würger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dämonenkiller
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Hände.
    „Ich mußte es annehmen", sagte ich. „Ich sah dich sterben, Tomoe."
    „Alles nur Trug."
    „Aber wenn dein Tod Trug gewesen sein soll, so könntest du jetzt ebensogut nur eine Illusion sein." „Es ist alles nur Illusion - der Geist, der Mensch, die Welt. Form ist Leere, Leere ist Form - so steht es im heiligen Sutra Hannya-Shinkyo."
    „Laß den Unsinn, Tomoe!" brauste ich auf.
    Sie lächelte. „Du akzeptierst mich also als lebendes Wesen?"
    Ich war noch immer ganz betroffen. „Ich sehe dich. Ich höre deine Stimme. Ich kann deinen Körper fühlen. Du bist! Also muß ich glauben, daß du wahrlich in deinem Körper vor mir stehst. Ich möchte nur wissen, wie es das geben kann."
    „Ich habe eine mögliche Antwort darauf', sagte Tomoe. „Als der dämonische Dreiaugen-Mönch starb, muß er sich gewünscht haben, daß ich ihm folge. Er muß so intensiv daran gedacht haben, daß er das Bild meines Todes vor deinem Auge entstehen lassen konnte."
    „Aber du - wohin verschwandest du? Und warum?"
    Sie senkte den Blick. „Ich glaubte, daß du dich vielleicht zum Guten bekehren würdest, wenn ich nicht mehr bin. Ich dachte, der Schmerz über meinen Verlust würde heilsam für dich sein."
    Ich begann schallend zu lachen. Abrupt brach ich ab.
    „Dafür sollte ich dich wirklich töten, Tomoe", sagte ich grollend. „Mich hält man nichtungestraft zum Narren."
    Ich schlug sie, daß sie auf die Schlafmatte fiel.
    „Wie bist du hierher gekommen?" fragte ich barsch.
    „Ich wußte, daß du die Bergamme suchen würdest, also hörte ich mich um und machte mich auf den Weg in dieses Tal, in dem sie leben soll."
    Ihre Stimme klang leise, weinerlich. Sie lag noch immer auf der Schlafmatte hingestreckt. Ihr Körper zuckte, sie schluchzte lautlos.
    Sie erschien mir verführerisch wie nie zuvor. Ihre Schutzlosigkeit machte mich rasend. Ich stürzte mich wie ein Tier auf sie.

    Ich entfernte mich von der Hütte und blickte von einem erhöhten Standort in das Tal hinab, an dem der Winter spurlos vorbeigegangen war. Tomoe folgte mir bald nach.
    „Ich werde hoffentlich nie mehr zurückkehren", sagte sie. Außer einem kleinen Bündel, in dem sie wenige Habseligkeiten verstaut hatte, trug sie nichts bei sich.
    „Hast du auf dem Weg in dieses Tal die Yuki-Onna gesehen?" fragte ich sie.
    „Wie denn?" erwiderte sie..„Ich bin von der anderen Seite gekommen und habe die Berge gemieden."
    Ich gab mich mit dieser Antwort zufrieden und setzte mich in Bewegung. Tomoe folgte mir leichtfüßig.
    „Wieso fragst du nach der Yuki-Onna?" fragte sie nach einer Weile. „Bist du ihr begegnet?"
    Ich machte mit einer Handbewegung einen Schlußstrich unter dieses Thema. Mein Erlebnis ging Tomoe nichts an. Die Yuki-Onna hatte verlangt, daß ich zu niemandem darüber sprach. Außerdem war ich noch immer nicht sicher, ob alles nicht nur ein Traum gewesen war.
    Der Abstieg ins Tal war nicht beschwerlich. Ein halb verwachsener Pfad, wohl nur selten benutzt, schlängelte sich nicht besonders steil in die Tiefe.
    „Hast du irgendwelche Spuren bemerkt, die auf das Versteck der Yama-Uba hindeuten?" fragte ich. „Nein", antwortete Tomoe. „Das Tal machte einen verlassenen Eindruck. Ich habe nie ein lebendes Wesen entdeckt."
    Wir marschierten den ganzen Tag hindurch, ohne Unterbrechung. Ich gewährte Tomoe nicht einmal eine kurze Rast zum Ausruhen. Sie begehrte nicht dagegen auf.
    Als die Nacht hereinbrach, suchte ich eine Lichtung auf, die ich als Lagerplatz wählte. Der Platz ließ sich gut verteidigen.
    Ich winkte Tomoe zu mir und schloß sie leidenschaftlich in die Arme. Sie ließ alles demütig mit sich geschehen.
    Nachdem sie eingeschlafen war, suchte ich die nähere Umgebung ab, ohne etwas Verdächtiges zu entdecken. In dieser Nacht schlief ich nicht. Ich mußte auf der Hut sein. Obwohl ich den Einfluß des Kokuo nicht mehr zu spüren bekommen hatte, konnte ich mir denken, daß er mir folgte. Vielleicht wollte er mich nur in Sicherheit wiegen, um dann zuzuschlagen, wenn ich am wenigstens damit rechnete. Möglich auch, daß er meinen Aufenthaltsort nicht kannte, daß er die Verbindung zu mir verloren hatte; aber darauf wollte ich mich besser nicht verlassen.
    Als der Morgen dämmerte, weckte ich Tomoe, und wir setzten unseren Weg fort.
    Es war um die Mittagsstunde, als ich vor mir ein Geräusch hörte. Ich gebot Tomoe durch eine Handbewegung Stille und lauschte. Da war das Geräusch wieder, es klang nach knackenden Zweigen und

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