Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
108 - Der schwarze Würger

108 - Der schwarze Würger

Titel: 108 - Der schwarze Würger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dämonenkiller
Vom Netzwerk:
man nicht."
    „Manchmal schon. Und ganz bestimmt, wenn man von der Yuki-Onna geküßt wird", sagte Kito.
    Ich betrachtete wieder Genjis seligen Gesichtsausdruck und war überzeugt, daß das passiert war.
    Die Schneefrau hatte den Blinden geküßt.
    Wir nahmen Genji mit uns. Ich trug ihn. Ich kann gar nicht sagen, wieso ich darauf bestand, wahrscheinlich wollte ich der Yuki-Onna nur ihr Opfer nicht überlassen.
    Als der Schneesturm wieder stärker wurde, und es kein Vorwärtskommen mehr für uns gab, suchten wir eine Höhle in einer geschützten Schlucht auf. Kito behauptete, sie einmal bei einer Bergwanderung im Sommer entdeckt zu haben.
    Ich fand, daß er sich im Reich der Yuki-Onna zu gut auskannte, machte aber keine Bemerkung darüber.
    Wir zogen uns tief in die Höhle zurück. Kaoru versuchte, Feuer zu machen. Aber jedesmal, wenn er den Zunder entfacht hatte, wurde die Glut von einem Luftzug ausgeblasen.
    „Unmöglich!" rief der Schänder und fluchte. „Wir werden ohne Feuer auskommen müssen." Draußen wütete ein furchtbarer Orkan. Der Schnee fiel so dicht, daß man die einzelnen Flocken nicht mehr auseinanderhalten konnte.
    „Es sieht aus, als ob dort oben ein riesiges Heer stünde, das nichts anderes zu tun hat, als Schnee schaufelweise in die Schlucht zu schütten", sagte einer der Männer.
    Die Männer drängten sich dicht aneinander, um sich gegenseitig zu wärmen. Irgendwann schliefen sie ein. Kaoru redete im Schlaf. Er redete wie zu einem Mädchen, das er verführen wollte.
    Mir begann vor ihm zu ekeln.
    Nur Kito und ich hatten uns von den anderen abgesondert.
    „Du hättest ihnen verbieten sollen, einzuschlafen", sagte Kito. „Wer weiß, ob sie je wieder aufwachen."
    „Ich werde sie rechtzeitig wecken", sagte ich und blickte zum Eingang der Höhle, wo der Schnee sich schon bis in Brusthöhe türmte.
    In der Mitte der Höhle lag Genji aufgebahrt. Ich hatte ihm seine Biwa in die steifen Hände gedrückt. Es sah aus, als schliefe er nur; aber nicht einmal die Wärme der Höhle hatte seine Glieder auftauen können.
    Ein eisiger Lufthauch fuhr in die Höhle und ließ mich erschauern. Es wurde immer kälter und kälter. Ich wehrte mich nicht gegen die Kälte. Ich würde den kalten Tod demütig hinnehmen. Wenn Tomotada nicht mehr war, würde mein Ich in einen anderen Körper abwandern. Dann war ich endlich nicht mehr länger der Sklave des Kokuo. Das wollte ich doch. Aber dann würde die Yama-Uba meinen Sohn fressen.
    Ich sprang auf die Beine und ging durch die Höhle - auf und ab, hin und her. Ich mußte in Bewegung bleiben.
    Kito starrte mich die ganze Zeit über an.
    „Was denkst du über mich?" fragte er schließlich.
    „Du hast uns hierher gelockt", sagte ich.
    „Und warum tötest du mich dann nicht?" fragte er.
    „Ich brauche dich, damit du mir den Weg zur Yama-Uba zeigst."
    Er schüttelte bedauernd den Kopf.
    „Glaube mir, Tomotada, keiner wird diese Höhle lebend verlassen. Wir sind Gefangene der Yuki- Onna. Du hältst mich für ihren Diener, aber das bin ich nicht. Ich…"
    „Warum sprichst du nicht weiter?" fragte ich.
    Er zögerte, endlich sagte er: „Nun gut, warum soll ich dir mein Geheimnis nicht verraten? Es ist schon so lange her. Ich war damals noch ein Kind und pilgerte mit meinen Eltern zum Yabujihja, dem uralten Tempel des Gottes Yabu no Tenno-San, der in den Bergen liegt. Mein Vater hatte, als meine Mutter sterbenskrank war, das Gelübde getan, nach ihrer Genesung zur Zeit der größten Kälte, während der Jahreszeit Dai-kan, nackt zu diesem Tempel zu pilgern. Jawohl - nackt. Damals wurde ich abgehärtet. Wir gerieten in einen Schneesturm. Meine Eltern erfroren. Auch ich hätte wohl sterben müssen, aber da erschien mir eine wunderschöne Frau, ganz in Weiß. Es war die Yuki- Onna. Ich hörte sie wie im Traum sprechen. ,Kito', sagte sie ,,ich will dein junges Leben nicht zerstören. Du bist so schön und zart, zu schade für die Ewigkeit. Deshalb will ich dich gegen die Kälte feien, damit du den Dai-kan überlebst. Aber du darfst zu niemandem darüber sprechen. Tust du es dennoch, so werde ich es erfahren und dich bestrafen'."
    „Warum erzählst du mir das, Kito?" fragte ich.
    „Ich weiß es nicht, Tomotada. Vielleicht aus Enttäuschung darüber, daß sich die Yuki-Onna mir niemals wieder gezeigt hat. Ich habe mich damals in dieses überirdisch schöne Wesen verliebt und niemals eine andere Frau angerührt. Ich zog der Schneefrau wegen sogar in die Berge. Aber ich bekam

Weitere Kostenlose Bücher