108 - Die Werwölfe des Dr. Satanas
setzte seine drei besten Agenten ein, um die
Geheimnisse und Rätsel, die Dr. Satanas umgaben, endlich zu lüften und zu
klären. Morna Ulbrandson sollte die Spur im Chalakka weiterverfolgen, während
Larry Brent einige tausend Meilen südöstlich die Schwester Maria Lopez nach
Dingen aus der Vergangenheit befragte, die unter Umständen zur Klärung des
Schicksals von Manuela Lopez beitragen konnten. Zur gleichen Zeit war auch Iwan
Kunaritschew alias X-RAY-7 unterwegs. Larrys bärenstarker, uriger Kollege hatte
den Auftrag, in Spanien den Vater der beiden jungen Frauen aufzusuchen. Die
Recherchen über seine Person hatten ergeben, dass es in seinem Leben ebenfalls
ein Geheimnis gab, über das niemand reden wollte ...
●
Sie schlug
die Augen auf, zuckte plötzlich zusammen und wusste im ersten Moment nicht, wo sie
sich befand. „Himmel“, entfuhr es ihr dann, „es ist ja schon hell...“
Brenda Galley
richtete sich auf, etwas zu schnell, denn sofort verzog sie schmerzhaft das
Gesicht. Der Druck, der sich wie ein Band um ihren Kopf wand, war unerträglich.
Sie musste drei Minuten verschnaufen und erhob sich dann erneut. Diesmal
langsamer. Sie fühlte sich wie gerädert. „Was ist nur mit mir los?“ Die
Forscherin erkannte, dass sie auf der Couch ihres Wohnzimmers lag. Sie trug
noch ihre Unterwäsche. Ihre Kleider hingen achtlos hingeworfen über einer
Sessellehne. Der Rock war nach unten weggerutscht und berührte den Boden. Auf
dem Tisch standen eine angebrochene Flasche Orange Juice und ein Trinkglas. In
ihm klebten eingetrocknete Reste der Frucht. Brenda Galleys Augen verengten
sich. Sie konnte sich beim besten Willen nicht daran erinnern, wie sie nach
Hause gekommen war und dass sie aus dem Kühlschrank die Flasche geholt hatte.
Ganz ungewöhnlich auch, dass sie die Flasche überhaupt mit ins Wohnzimmer nahm
... Das war entgegen ihrer Gewohnheit. Üblicherweise füllte sie ein Glas in der
Küche und nahm es mit ins Wohnzimmer. Die Flasche stellte sie grundsätzlich in
den Kühlschrank zurück. Mysteriös ...
War sie
letzte Nacht betrunken? Hatte sie an einer Party teilgenommen? Nein! Hier
setzte ihre Erinnerung wieder ein. Sie wusste um die langwierige Arbeit im
Labor und das makabre und unheimliche Experiment Professor Colemans. Hing ihr
Zustand damit zusammen? Sie kam zu keiner logischen Schlussfolgerung. Ihr wurde
lediglich klar, dass sie in völlig desolatem Zustand spät in der Nacht nach
Hause gekommen sein musste und so müde war, dass sie es nicht mal mehr
schaffte, sich ins Bett zu legen. Sie beeilte sich, nun fertig zu werden. Zu
einem ausgiebigen Frühstück, wie sie es morgens liebte, blieb keine Zeit mehr. Sie
lief mit ihren bestrumpften Füßen in die Küche und füllte Wasser und Kaffee in
die Kaffeemaschine. Während die Maschine zu blubbern begann, entkleidete sich
Brenda Galley vollständig und eilte ins Bad. Sie duschte zuerst heiß und dann
eiskalt und merkte, wie ihre Lebensgeister und ihr klares Denken wieder
erwachten. Allerdings blieb es ihr nach wie vor ein Rätsel, wie sie in diesen
seltsamen Zustand geraten war. Es blieb ihr nur noch Zeit für eine Tasse
Kaffee.
Sie trank ihn
heiß und schwarz, während sie letzte Hand an sich legte. Sie kämmte ihr Haar,
und als sie vor dem Spiegel stand, merkte sie erst, dass unter ihren
Fingernägeln schmale röte Streifen zu sehen waren. Sie konnte sich nicht daran
erinnern, mit roter Farbe gearbeitet zu haben. Ein anderer Gedanke kam in ihr
auf, den sie wegen seiner Absurdität jedoch sofort wieder verdrängte. Es sah
auch so aus, als hätte sie sich mit allen Fingernägeln zugleich in rohes
Fleisch gegraben. Dann wären die roten Streifen unter ihren Nägeln keine Farbe,
sondern Blut...
Brenda Galley
bürstete sich die Fingernägel rein und legte dann hastig Make-up auf. Sie war
heute Morgen blass und sah mitgenommen aus, als hätte sie die ganze Nacht kein
Auge geschlossen. Die Forscherin hörte es in der Wohnung über sich rumoren. Das
war Aunt Nelly. In der Mansardenwohnung lebte noch die ältere Schwester ihrer
Mutter. Nelly war zweiundachtzig, sehr rüstig und erledigte ihren Haushalt noch
ganz allein. Sie ging jeden Tag einkaufen, und es war erstaunlich, woher sie in
ihrem hohen Alter noch den Schwung nahm. Manchmal fühlte Brenda Galley sich
müder und älter als die Greisin. Ob Nelly etwas mitbekommen hatte? Sie ging
zwar früh ins Bett, lag aber oft in der Nacht wach und stand schon mit den
Hühnern wieder auf. Brenda
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