108 - Die Werwölfe des Dr. Satanas
brachte sie nach fünf Tagen ins Elternhaus zurück. Im
Zusammenhang mit ihrem Auffinden wurden neue Fragen aufgeworfen. Wovon hatte
sich Manuela Lopez in jenen Tagen ihres Untertauchens ernährt? Sie war nicht
entkräftet und konnte keine Antwort auf diese Frage geben. Damals waren die
Menschen, die mit dem Phänomen konfrontiert wurden, der Ansicht, dass Manuela
Beeren und Wurzeln verspeist hätte. Aber das lehnte sie kategorisch ab.
Manuela hatte
noch zwei Geschwister, einen Bruder und eine ältere Schwester, die als Lehrerin
in Coyame tätig war. Maria Lopez hieß sie, war unverheiratet und hatte selbst
keine Kinder. Sie war einunddreißig Jahre alt und wurde als sehr freundlich und
zuvorkommend bezeichnet, liebte aber ein Leben in Stille und Einsamkeit, und
aus den Informationen ging hervor, dass ihre Tätigkeit sich auf eine
Klosterschule beschränkte, in der Waisenkinder unterrichtet wurden. Maria Lopez
hatte sich mit ihrem vierundzwanzigsten Lebensjahr entschieden, der Welt den
Rücken zu kehren und in einen Orden einzutreten. Welch ein Unterschied zwischen
dem Leben der Maria Lopez und dem der Manuela Lopez! Die eine suchte die Stille
und das Gebet, die andere stürzte sich in ein lautes, grelles Leben. Der
Ursprung konnte der gleiche sein: sie wollten beide vergessen, jede auf ihre
Weise. Über den Bruder war bekannt, dass er als Trucker durch die Lande fuhr.
Die Mutter war vor fünf Jahren gestorben, und der Vater, der als Junge aus
Spanien gekommen und in Mexiko geblieben war, sollte ersten Recherchen zufolge
wieder in Spanien leben. Nur wo, das war unbekannt. X-RAY-1 hielt es für
erforderlich, in diesem speziellen Fall das Pferd von hinten aufzuzäumen. Da in
der Kürze der Zeit verständlicherweise nicht feststand, wie Manuela an Dr.
Satanas herangekommen war, musste die PSA jeden möglichen Schritt tun, um das
herauszufinden. Wie der Kontakt zustande gekommen war, konnte von schicksalhafter
Bedeutung sein. Dr. Satanas war das personifizierte Böse. Es trat in
Menschengestalt auf, und man wusste bisher nicht allzu viel über ihn. Nach
einem schnellen Frühstück verließ Larry Brent Salem. Er fuhr an dem
langgestreckten Gebäude des Chalakka vorbei. Auf dem großen Parkplatz standen
vereinzelt noch ein paar Wagen. Autos von Besuchern, die über Nacht geblieben
waren. In dem dreistöckigen Gebäude unweit des ehemaligen Supermarktes lebte
ein Teil der Girls aus dem Chalakka. Auch Morna Ulbrandson hatte seit
vergangener Nacht dort ihr Domizil. Larry wählte eine abseits gelegene Straße,
auf der um diese Zeit noch kein Verkehr herrschte. X-RAY-3 beschleunigte
scharf. Wie ein Blitz jagte das niedrige, stromlinienförmige Auto über den
Asphalt. Der rote Lotus Europa war eine Sonderanfertigung, und bis zur Stunde
gab es nur diesen einen Typ. Hauptsächlich bei seinen Einsätzen innerhalb von
Amerika bedeutete der ungewöhnliche Lotus für Larry Brent eine Stütze. Mit ihm
war er völlig unabhängig und beweglich und konnte auch größere Strecken
innerhalb kurzer Zeit zurücklegen, wenn dies erforderlich war. Der Lotus wurde,
während er über den grauen Asphalt jagte, zum Kleinflugzeug. Was vor Jahren
noch ein Traum, eine Utopie gewesen war, hatten geniale Techniker inzwischen
realisiert. Hauchdünne und doch widerstandsfähige Metallschwingen glitten
hinter den vorderen Kotflügeln hervor. Das Höhenruder wurde ausgefahren und
entfaltete sich. X- RAY-3 war als vollwertig ausgebildeter Pilot immer wieder
von den hervorragenden Flugeigenschaften des Lotus Europa begeistert, ln dem
Moment, da er den eingebauten Computer auf Flugbetrieb stellte, kam es auch zu
einigen Veränderungen am Armaturenbrett. Versenkbare Skalen und Anzeigen
tauchten auf. Klappen öffneten sich lautlos und gaben jene Instrumente frei,
die zur Flugkontrolle unerlässlich waren. Larry schaltete den Rekorder ein,
ließ ein Musikband laufen und lehnte sich zurück. Der Lotus stieg weiter an,
das kleine Waldstück, die Straße und die eckigen Gebäude auf dem großen Parkplatz
vor dem Chalakka fielen schnell zurück.
X-RAY-1, der
geheimnisvolle Leiter der PSA, ging diesmal das Problem Dr. Satanas von einer
ganz anderen Seite an. Er versuchte, die Wurzel, den Ursprung zu finden, in
Verbindung mit dem Mädchen Manuela, das in der letzten Nacht starb, schien
dieses Vorgehen berechtigt zu sein. Ob es zum Erfolg führte, blieb
dahingestellt. Es gab zu viele Unbekannte in der Rechnung. Aber auch die wollte
X-RAY-1 in den Griff bekommen. Er
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