108 - Die Werwölfe des Dr. Satanas
voll ist, kommt ein Fremder. Er wird nach mir fragen ...
Normalerweise ist es so, dass zur Zeit des Vollmondes Maria Lopez hinter
verschlossenen Türen ausharrt, dass nur ich sie besuchen und - sehen darf. Aber
für heute Nacht gilt dieses Gebot nicht. Maria Lopez - hat eine Botschaft für
Sie, Senor ..."
Die Oberin
schloss das Fenster und bat Larry, ihr zu folgen. Sie durchquerten einen
langen, verglasten Säulengang. Auf dieser Seite des großen Hauptgebäudes pfiff
der Wind und rüttelte an den Fensterrahmen. Larry war trotz der anstrengenden
und langen Reise, die ihn über zehn Stunden gekostet hatte, hellwach und in
bester Verfassung. Maria Lopez’ Zelle befand sich im nördlichen Seitentrakt des
u-förmig errichteten Klosters. Hier war die ganze Wucht des Windes zu spüren,
der scharf und jaulend über die Höhen blies, den Staub aufwirbelte und ihn aus den
Tälern in die Höhe schleppte. Auf dem Weg durch den Säulengang kam ihnen
niemand entgegen. Alle Schwestern hatten sich in ihre Zimmer zurückgezogen oder
befanden sich in der kleinen Kapelle, wo sie zum Gebet versammelt waren. Alle
Türen waren dunkelbraun und bestanden aus massivem Holz und einem schweren
Schloss mit eiserner Klinke. Die Oberin klopfte dreimal an. „Er ist da, Maria.
Es ist, wie du sagtest, Schwester. Kann ich ihn hereinlassen?“ Die Frage
verhallte. Zehn Sekunden verstrichen. Dann war die leise, kaum hörbare Stimme
zu vernehmen.
„Si,
Schwester Oberin ... Ich bin bereit.“
Die
Ordensfrau blickte X-RAY-3 eingehend an. „Sie befindet sich im Bett und ist sehr schwach. In dieser Zelle befindet sie sich nur in
diesen Nächten, Senor ... Früher mussten wir die Tür verriegeln und
abschließen. Das ist heute nicht mehr nötig. Es hat sich vieles verändert in
den acht Jahren ihres Hierseins. Noch etwas, Senor: Wundem Sie sich nicht über
die Dunkelheit in Schwester Marias Zelle. Es brennt darin nur eine einzige
Kerze, deren Schein ausreicht, dass Sie die Konturen der Wände und der Umgebung
wahrnehmen. Mitten im Raum steht ein Sessel für Sie bereit. Auf den setzen Sie
sich, nachdem Sie eingetreten sind. Nähern Sie sich bitte auf keinen Fall ihrem
Bett, wenn Maria Lopez Sie nicht ausdrücklich auffordert, näherzukommen ...“
Mehr sagte sie nicht. Aber das reichte ihm auch schon. Er wusste, dass ihn hier
ein großes Geheimnis erwartete. X- RAY-1 hatte mit seinem Verdacht mal wieder
genau ins Schwarze getroffen. Die Oberin betrat nicht die Zelle, blieb zurück
und schloss hinter ihm leise die schwere Holztür. X-RAY-3 erblickte die Umrisse
der kahlen Wände. Nur an einer hing ein schlichtes Holzkreuz mit den
griechischen Buchstaben Alpha und Omega, den Symbolen für Anfang und Ende aller
Dinge. In einer Nische stand ein Bett. Es war durch ein Gestell umfunktioniert
worden, so dass es von allen Seiten mit Vorhängen zu verschließen war. Neben
dem Bett erkannte Larry eine schmale Gebetsbank und einen holzgeschnitzten Ständer,
in dem eine Kerze brannte. Das unruhig flackernde Licht war der einzige Schein,
wie die Schwester Oberin ihm von Anfang an gesagt hatte. In der Zelle gab es
ein kleines Fenster. Es war mit einer dicken, lichtundurchlässigen Wolldecke
abgedeckt. Das helle Licht des Vollmondes wurde ferngehalten. Mitten in der
kühlen Zelle stand ein altmodischer Sessel. In ihm nahm X-RAY-3 wie
abgesprochen Platz. Der PSA- Agent richtete seinen Blick auf das Bett. Er sah
die Umrisse einer Person, die sich darin befand. Maria Lopez ...
Sie saß fast
aufrecht und hatte viele Kissen hinter ihrem Rücken aufgebaut, um es bequemer
zu haben. Einzelheiten konnte Larry wegen der geringen Lichtausbeute nicht
erkennen. „Sie haben einen weiten Weg hinter sich“, vernahm er da eine ruhige,
sehr leise Stimme. Er musste sich anstrengen, sie zu verstehen. „Ich habe Ihren
Namen erst vorhin gehört. Sie sind Senor Brent und gekommen, um etwas über
meine Familie und mein Leben zu erfahren.“
„Wenn Sie die
Maria Lopez sind, die früher mit Nachnamen Eduardos hieß, dann ist das
richtig.“ Larry sprach sehr gut Spanisch und bediente sich dieser Sprache. Er
hatte bemerkt, dass Maria Lopez nur gebrochen Amerikanisch beherrschte.
„Ich bin die,
die Sie gesucht haben, Senor Brent. Was wollen Sie wissen?“
X-RAY-3 ging
direkt auf sein Ziel zu. „Ist Ihnen der Name Dr. Satanas ein Begriff?“
„Nein. Ich
höre ihn zum ersten Mal. Was soll er mit meiner Familie zu tun haben?“
„Das wissen
wir eben noch nicht. Wir tappen - in einem
Weitere Kostenlose Bücher