108 - Die Werwölfe des Dr. Satanas
speziellen Fall - noch völlig im
Dunkeln. Ich muss Ihnen eine Nachricht überbringen, die Sie vielleicht noch
nicht kennen. Ihre Schwester Manuela - ist tot... Sie wurde mit großer
Wahrscheinlichkeit von einem Mann namens Dr. Satanas getötet.“
Nach seinen
Worten herrschte einen Moment betroffenes Schweigen. X-RAY-3 vernahm lediglich,
wie Maria Lopez tief durchatmete, und wenige Sekunden später war ein Wispern zu
hören, als ob sie leise bete.
„Nein“,
machte sich die Stimme aus dem zugezogenen Bett dann wieder bemerkbar, „ich
weiß nichts darüber. Können Sie mir Näheres sagen?“
Larry
berichtete in groben Umrissen von der Entdeckung und dem Ort, wo Manuela Lopez
sich zuletzt aufhielt. Dort war sie ihrem Mörder begegnet. „Wir stehen bei
dieser Sache vor folgendem Problem“, schloss er seine Ausführungen. „Wir müssen
wissen, ob Manuela zufällig auf Satanas traf, oder ob er sie gezielt ausgewählt
hat, weil er etwas Besonderes von ihr erwartete ...“ X-RAY-3 war ganz offen und
erwähnte auch, dass ihre Leiche inzwischen auf rätselhafte Weise verschwunden war.
„In diesem Zusammenhang wurde auch die Frage nach der Situation aufgeworfen,
die die ganze Familie Eduardos betraf. Gab es im Leben Ihrer Familie etwas, das
sich von dem anderer Familien unterschied? Ich bin fast geneigt anzunehmen,
dass hier wirklich etwas existierte. Die Tatsache, dass Sie über mein Kommen
unterrichtet waren, ohne dass mich jemand anmeldete, passt vielleicht auch in
dieses Bild.“
„Nein, Senor,
hier muss ich Sie leider enttäuschen.“ Maria Lopez-Eduardos’ Stimme klang noch
leiser, noch schwächer, so dass er den Atem anhielt, um ihre Worte überhaupt zu
verstehen. Am liebsten hätte er den Sessel näher ans Bett gerückt. Aber er
unterließ es und wollte die Grenzen dessen, was man ihm erlaubt hatte, nicht
überschreiten. „Das ist eine andere Sache“, fuhr die Ordensschwester fort. „Ich
wurde letzte Nacht wach und wusste, dass ich heute einen Gast empfangen würde.
Ich wusste auch, dass dieser Gast ein Anrecht darauf hätte, die volle Wahrheit
zu erfahren, um seinerseits wieder die Möglichkeit zu haben, das zu bekämpfen,
was ihm aufgetragen wurde. Solche Ahnungen oder Gesichter ... oder wie immer
Sie es auch nennen wollen, können auf dämonischem, aber auch auf göttlichem Weg
erfolgen. Sind sie göttlich, bewirken Sie etwas Gutes. Es ist gut, dass Sie hierher
gekommen sind ... Das andere, von dem Sie ahnen, dass es mit Manuelas Mörder,
ihrem Tod und dem Verschwinden ihrer Leiche zusammenhängt, steht auf einem
anderen Blatt. Es ist der Fluch, der auf einer Familie liegt, der durch den
Gründer dieser Familie auf die einzelnen Mitglieder übertragen wird ... Die
Vorfahren meines Vaters betätigten sich okkult. Sie hielten spiritistische
Sitzungen ab, befragten das Orakel, führten Totenbeschwörungen durch und
praktizierten die Zauberei. Sie versündigten sich dadurch schwer. Okkultes und
Magisches wird nie geschenkt. Es zehrt den Leib und die Seelen derer, die sich
damit beschäftigen, aus. Sie stärken nicht sich, sondern die bösen Mächte, die
im Unsichtbaren nur darauf lauern. Menschen in die Irre zu führen und ihnen die
Ewigkeit zu versperren. Sie schaffen neue Gespenster, ruhelose, verdammte
Seelen, die wiederum ihre Opfer suchen. In einer solchen Familie wurde mein
Vater groß. Er geriet in die Verdammnis, und wurde zum Tiermenschen, zum
Werwolf, der dazu verurteilt ist, in den Vollmondnächten seine menschliche
Gestalt zu verlieren und als mordgierige Bestie durch die Lande zu streifen,
auf der Suche nach einem Opfer.“
Larrys
Muskeln spannten sich. Ein klares Wort war gesprochen worden, eine erste
Entscheidung gefallen. Der Vater von Maria und Manuela ein Werwolf!
„Haben es
alle im Dorf gewusst?“, fragte Brent.
„Ja und nein.
Sie haben es geahnt, haben versucht, ihn in den Nächten zu jagen, zu fangen und
zu töten. Geweihte Silberkugeln allein, sagt man, können einen Werwolf zu Fall
bringen. Es wurden viele Silberkugeln abgefeuert, aber nicht eine hat
getroffen. Vater litt unter der Metamorphose, die er durchmachen musste, ob er
nun wollte oder nicht. Er wehrte sich verzweifelt. Wir alle erlebten diesen
Dualismus seines Lebens mit und waren mit darin gefangen, denn etwas von dem,
was sein Blut enthielt, strömte auch durch unsere Adern. In Vollmondnächten
wurden wir unruhig, keiner konnte schlafen. Wir schlichen durchs Haus und
hörten aus der Tiefe des Kellers das Heulen und
Weitere Kostenlose Bücher