108 - Die Werwölfe des Dr. Satanas
Klagen des Wolfes. Vater hatte
sich anketten und einsperren lassen, und drei Nächte hintereinander durfte sich
ihm dann keiner nähern. Nach Beendigung des Vollmondes war alles wieder
vergessen, seltsamerweise auch für uns. Wir lebten alle wie normale Menschen,
brauchten uns nicht mal zu verstecken und fanden es seltsam, wenn die Leute im
Dorf hinter vorgehaltenen Händen ihre Lügen über die Eduardos verbreiteten.
Seltsam allerdings war, dass niemand von uns eine genaue Erinnerung an jene
Vollmondnächte hatte. Mit uns, das erkannte ich eines Tages, stimmte auch etwas
nicht. Ich ging ins Kloster, erbat die Reinheit meines Herzens und meiner
Gedanken durch Fasten und Beten. Ich erlebte eine Vision, wie ich meiner
Familie helfen könnte. Ich musste sie verlassen und den Kreis der Verdammnis
sprengen, in den mein Vater durch die Verfehlungen seiner Vorfahren geraten
war. Meine Mutter starb, mein Bruder nahm seine Arbeitsstelle auf, und Manuela,
die Jüngste, kam zu einer weit entfernten Verwandten, die in Mexico City lebte.
Ich blieb im Kloster, beendete hier mein Studium und begann zu unterrichten.
Vater war allein. Ich nahm den Kampf gegen die Mächte der Finsternis auf, die
uns alle in die Tiefe zu ziehen gedachten, die Vater unablässig quälten. Er
hatte in der Zwischenzeit einen Arzt kennengelernt, dem zu Ohren gekommen war,
dass mein Vater ein außergewöhnlicher Mensch wäre.“
„Wer war der
Besucher?“
Larry Brent
musste sofort an Dr. Satanas denken, gleich in welcher Gestalt und mit welchem
Namen er auch aufgetreten war. Wenn Maria Lopez-Eduardos sich an diesen Namen
erinnerte, konnte die PSA umgehend eine Rekonstruktion versuchen.
„Coleman ...
er nannte sich Professor Ernest Coleman, Senor ...“
●
Ein Name, der
ihm etwas sagte. Coleman war Leiter des Forschungsinstituts, in dem auch Dr.
Brenda Galley arbeitete. Jene Frau, über die Morna Ulbrandson die PSA-Zentrale
in New York inzwischen unterrichtet hatte. Auch X-RAY-3 kannte den neuesten
Stand der Dinge. Coleman war tot. War seinerzeit wirklich der echte Coleman bei
den Eduardos gewesen oder nur einer, der sich dafür ausgab: Dr. Satanas? Maria
Lopez konnte hier logischerweise keine Entscheidung treffen. Sie konnte den
Arzt beschreiben. Aber was bedeutete im Fall von Dr. Satanas schon eine
Beschreibung? Sie war nichts wert. Maria wusste, dass Coleman ernsthaft an
Blutuntersuchungen interessiert war. Er nahm viele Proben und verschwand dann
wieder. „Ich bezweifelte ernsthaft, dass er damit allerdings zu einem Ziel
kommen würde“, nahm die Ordensfrau den Faden wieder auf. „Es würde bei den
Untersuchungen bleiben, aber Lykanthropie, die Umwandlung eines Menschen zum
Tier, ließ sich sicher nicht durch ein Präparat bekämpfen.
Durch
geistige Fehlhaltung war der Lykanthrop entstanden,
durch geistige Waffen allein konnte er auch frei und besiegt werden. Ich habe
diesen Kampf aufgenommen. Ich weiß, dass ich ihn gewonnen habe. Mein Vater ist
heute frei... er ist es seit Jahren ... Er kann in Vollmondnächten beruhigt
schlafen, braucht sich nicht mehr zu quälen, muss nicht mehr eingesperrt und
angekettet werden und wird, ohne sein Wissen, nicht mehr zum Mörder...“
„Was, Maria,
macht Sie so sicher? Woher wissen Sie das alles?“
„Kommen Sie
einige Schritte näher, Mister Brent. Sie brauchen keine Angst zu haben Larry
war ein furchtloser Mensch, das hatte er in tausend Begegnungen mit dem
Unheimlichen bereits unter Beweis gestellt. Aber gerade die leise, stille
Bemerkung der Ordensfrau berührte ihn eigenartig. Ihn fröstelte, als er sich
erhob. Er ging zwei Schritte, noch einen dritten ...
„Kommen Sie
noch näher. Erschrecken Sie nicht! Mein Aussehen - hat nichts mit meiner
Wesensart zu tun ...“
Er sah die
dunkle Silhouette der Gestalt hinter den zugezogenen Vorhängen deutlicher. Der
Spalt, wo zwei Vorhänge zusammentrafen, erweiterte sich. Maria Lopez-Eduardos
öffnete ihn. Im flackernden Licht der Kerze, die nur eine Armreichweite von dem
Spezialbett entfernt stand, sah X-RAY-3 Maria Lopez. Im Bett saß kein Mensch,
sondern ein Wolf...
●
Der Sergeant
Alan Hatkins war in bester Stimmung:' Er pfiff ein
leises Lied, befreite die Flasche vom Papier und öffnete den Verschluss. „Und
wo finde ich hier Gläser?“, wollte der falsche Polizist wissen.
„Normalerweise
gibt’s draußen ne Bar“, entgegnete die Schwedin, „und da sind auch genügend
Gläser. Aber ich nehme an, dass auch Manuela Lopez hier
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