1080 - Das Ende eines Experiments
was Deighton entschieden hatte, und stellte eine einzige Frage, bevor sie die Verbindung unterbrach: „Du sagst, er würde uns vernichten wollen, Quiupu. Wer sagt dir, daß wir es mit einem maskulinen Wesen zu tun haben?"
„Mein Fragment!"
Sie seufzte, dankte und schaltete sich aus.
„Man könnte meinen, er kennt den alten Spruch von der Macht des Wissens", bemerkte sie, ohne sich von den Schirmen abzuwenden.
„Wieso?" fragte der Astrogator.
„Naja, bisher wußte er einiges und warf uns nur die Brocken davon vor, von denen er meinte, wir brauchten sie, um ihm zu helfen. Jetzt scheint ihm diese Wolke die Antwort auf alle Fragen zu geben, und er schweigt noch eiserner."
„Er weiß gar nichts", flüsterte Dorell-Ehkesh.
Die ONTARIO wurde auf den Hamiller-Punkt zu beschleunigt, der nun genau in die Richtung vor das Schiff projiziert wurde, in der die Energieblase nach wie vor ruhig - oder abwartend? - am Rand des Scarfaaru-Systems stand. Kein überflüssiges Wort fiel mehr. Die Menschen hielten den Atem an, als die Bahn des dritten Planeten, Agastor, überschritten wurde. Kristina Wiener zeigte durch nichts, ob sie Quiupus Warnung ernst nahm oder nicht.
Erst als die Entfernung zur Blase nur noch knapp einhunderttausend Kilometer betrug, ließ sie sämtliche Schutzschirme hochfahren. Die Ortungsstation konnte nicht viel Neues vermelden. Die einlaufenden Werte entsprachen denen, die bereit bekannt waren. Die Größe der Blase schwankte zwischen zwölf und 38 Metern im Durchmesser.
Sie füllte nun den Panoramaschirm bis auf die Ecken und einen schmalen Rand aus - ein blaues Leuchten, das trotz der Filter noch in den Augen schmerzte, wenn man länger als zehn Sekunden hinsah.
Die ONTARIO wurde langsamer und überquerte die Bahn des vierten und letzten Planeten der Sonne Scarfaaru - Nuz.
„Dreißigtausend", las die Kommandantin ab. „Ich denke, wir sollten nicht viel näher herangehen und..."
Sie fuhr herum, als Dorell-Ehkesh einen Schrei ausstieß. Er war aufgesprungen und vor den Schirm getreten.
„Da ist etwas!" rief er heiser. Donna St. Laurent, die sofort wieder an seiner Seite war, erschauerte beim Klang seiner Stimme. Er drehte sich halb zu Kristina Wiener um und winkte. „Seht ihr das nicht? Da ist etwas in der Blase. Es bewegt sich."
„Ich sehe nichts", gab die Kommandantin zu. „Ihr?"
Die Mitglieder der Zentralbesatzung schüttelten nur ihre Köpfe.
„Ich habe doch keine Halluzinationen!" beharrte der Stationsleiter. „Verstärkt die Filter!"
„Er hat recht", sagte Donna leise, sie ergriff seine Hand und erschrak, als sie deren Kälte fühlte.
Der Schirm verdunkelte sich etwas. Jemand stöhnte, als im gleichen Augenblick im Zentrum des blauen Leuchtens ein Schatten erschien.
„Noch stärker abfiltern!" rief Dorell-Ehkesh.
Kristina Wiener runzelte die Stirn. Donna warf ihr hilfesuchende Blicke zu. Die Kommandantin kam der Aufforderung auch diesmal nach und gab ein Signal an das Medo-Center, das den dort Diensttuenden bedeutete, sich in Bereitschaft zu halten.
Zwanzigtausend Kilometer, las sie von der Leuchtanzeige ab, als die ONTARIO zum Stillstand kam.
Der Schatten in der Energieblase war jetzt deutlicher zu erkennen. Er schien sich laufend zu verändern. Eine Wahrnehmung wurde dadurch erschwert, daß das Bild unregelmäßig an Schärfe verlor, so als entfernte sich das Gebilde und käme rasend schnell wieder näher, ohne daß die Aufnahmeoptiken ihm dabei folgen konnten. Doch die Entfernung blieb konstant.
„Das sieht aus wie eine riesige, dicke Spinne", sagte einer der Piloten. „Oder wie ein Seestern. Es hat acht oder mehr Arme und ... einen Kopf."
Männer und Frauen hatten ihre Plätze verlassen und betrachteten schweigend das Wesen, dessen Gliedmaßen jedes für sich eine Länge von fünf und eine Dicke von einem Meter haben mußten - soweit eine solche Bestimmung überhaupt möglich war.
Der Anblick zog sie so in den Bann, daß sie Kirt Dorell-Ehkesh für einen Moment nicht beachteten. Dann zerriß sein Schrei die Stille. Donna zog entsetzt ihre Hand zurück. Ehkesh krümmte sich, stieß Laute aus, als litte er unter unsäglichen Schmerzen, und verzog das Gesicht zu einer Grimasse des Wahnsinns.
„Wir müssen zu ihm!" schrie er hysterisch. „Seht ihr nicht, daß er darauf wartet? Wir müssen ..."
„Kirt!"
Donna sprang hinzu, als er sich wie unter Stromstößen aufbäumte, schwankte und das Gleichgewicht verlor. Sie fing ihn auf, als er kraftlos in sich
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