1080 - Das Ende eines Experiments
Luft.
„Sri, auch wenn ich bereit wäre, auf deine Forderung einzugehen - wie kannst du glauben, daß Quiupu dich auch nur anhören würde? Ganz abgesehen davon, daß er in dir etwas sieht, das sein Werk bedroht, ist er jetzt halb verrückt vor Angst, weil..."
„Ich weiß, was am Rand des Scarfaaru-Systems aufgetaucht ist", schnitt sie ihm das Wort ab.
„Du weißt es? Dann sage du uns, wer oder was es ist."
„Ich weiß, daß es gefährlich ist und die Teilkonstruktion bedroht", antwortete sie heftig.
Ellmer war nahe daran, sie in die Arme zu nehmen und zu trösten - aber wie? Er spürte, daß es hier um Dinge ging, die er wohl niemals begreifen würde. Gerade das aber brachte ihn zur Verzweiflung. „Ich weiß nur das. Quiupu wird das Fragment allein nicht retten können, und für mich ist es noch wichtiger als für ihn."
„Warum?" fragte Deighton. „In welcher Beziehung stehst du zu ihm? Was bedeutet das Viren-Imperium für dich? Was meint Quiupu, wenn er von dir als der Vishna-Komponente spricht?"
Das ist unfair! dachte Ellmer. Er sieht doch, daß sie in Not ist, und versucht das jetzt für sich auszunutzen!
„Deshalb", umging Srimavo die Fragen, „muß ich zu Quiupu hinauf. Ich werde ihm dabei helfen, das Fragment zu verteidigen. Gemeinsam können wir es vielleicht noch retten."
„Und zum Dank für deinen uneigennützigen Beistand verläßt er seinen Schatz und fliegt mit dir zum Solsystem, oder?"
„Ich werde ihn darum bitten."
Srimavo verschränkte die Ärmchen vor der Brust und drehte sich zur Seite. Offensichtlich war das Gespräch damit für sie beendet.
Für Minuten sagte niemand etwas. Ellmer sah, wie es in Deightons Gesicht zuckte.
Plötzlich konnte er diesem Mann gegenüber keinen Argwohn mehr empfinden. Er ahnte etwas von der ungeheuren Last der Verantwortung, die dem Gefühlsmechaniker niemand hier auf Lokvorth abnehmen konnte.
„Warte bitte", sagte Deighton endlich zu der Sphinx. „Ich werde mit Quiupu sprechen."
Sie drehte sich wieder zu ihm um, und jetzt war diese Ahnung schwarzer Flammen wieder da, wenn auch nur sehr vage.
„Sage ihm, daß ich ihm helfen will", bat sie. „Sage ihm, daß die Umstände eine Zusammenarbeit erfordern. Ich werde sein Fragment nicht in Gefahr bringen. Ich bin wieder da, wenn du mich rufst."
Damit verließ sie den Raum. Weder Deighton noch Ellmer folgten ihr.
„Was meint sie damit?" fragte der pensionierte Raumfahrer leise. „Galbraith, wovon spricht sie da überhaupt?"
„Wenn ich das nur wüßte, Jakob. Sie hat große Angst vor etwas, das im Solsystem geschehen soll, aber noch stärker muß ihre Furcht vor dem Wesen in der Energieblase sein. Und der Schutz des Fragments hat auch für uns vor allem anderen absoluten Vorrang. Nun verrate mir, wie ich das Quiupu klarmachen soll."
Die Beobachtungen, die von Bord der ONTARIO gemacht worden waren, hatten ihm auch keine Klarheit über den Fremden bringen können. Nach den letzten Meldungen lag Kirt Dorell-Ehkesh im Medo-Center des Kugelraumers in einer todesähnlichen Starre.
Phantastische Spekulationen drängten sich auf. Hatte der junge Wissenschaftler das Kommen der Wesenheit gespürt - und hatte diese nun von seinem Geist Besitz ergriffen? War dies ein Kontaktversuch?
Daß auch Srimavo von den feindseligen Absichten des Fremden so vollkommen überzeugt war, ließ den Gedanken an einen Beobachter der Kosmokraten nicht mehr sehr wahrscheinlich erscheinen. Auch die These von einem weiteren Werkzeug der geheimnisvollen Vishna-Komponente ließ sich kaum länger halten.
Deighton hatte die Möglichkeit, es mit einem Angriff von Seth-Apophis zu tun zu haben, bisher kaum in Erwägung gezogen. Auch hier mußte er umdenken.
„Komm, Jakob", seufzte er. „Versuchen wir unser Glück bei Quiupu."
Sie verließen den Nebenraum schweigend und waren noch nicht in der Ortungszentrale, als die Meldung sie über die Rundrufanlage erreichte, daß die Energieblase ihre Position verlassen hatte und nun tiefer ins Scarfaaru-System eindrang.
3.
Quiupu war außer sich vor Verzweiflung und Zorn auf die Menschen. Er wußte, daß etwas geschehen würde, sobald das Fragment vollkommen war. Aber dieser Zustand war noch nicht erreicht. Es bedurfte noch einiger komplizierter, letzter Manipulationen an der Brutwolke. Und selbst falls seine Auftraggeber etwas schickten, hätte er es erkannt.
Die Wesenheit in der Energieblase kam auf keinen Fall von jenseits der Materiequellen.
Quiupu hetzte von einem Gerät
Weitere Kostenlose Bücher