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1080 - Hexenwald

1080 - Hexenwald

Titel: 1080 - Hexenwald
Autoren: Jason Dark
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widerliche Mischmasch am Grund federte das Gewicht ab.
    Ein Arm streckte sich noch in die Höhe. Es wirkte wie eine um Hilfe bittende Geste, doch darum kümmerte sich die Frau nicht. Alles andere war Sache desjenigen, der dort unten hauste, und er war sicherlich mit dem zufrieden, was er heute bekam.
    Auch Anena war es.
    Noch immer auf den Knien zog sie sich rutschend zurück, um dann schwungvoll aufzustehen. Sie lächelte, sie war froh. Ihre Hände strichen über den nackten Oberkörper hinweg. Wieder hatte sie gewonnen und es den Menschen gezeigt.
    Dieser Wald gehörte ihr, auch wenn er unter dem Einfluß eines anderen stand. Doch wer wußte schon von ihm? Was kannten diese Ignoranten denn? Nichts, gar nichts. Sie lebten in ihrer eigenen Welt und wußten nicht, was draußen wirklich passierte. Sie glaubten nur an das, was sie sahen, und fürchteten sich vor den wahren, den echten Dingen.
    Ihre Schritte waren auf dem weichen Boden kaum zu hören, als sie sich ihrer Hütte näherte und hineinschlüpfte. Sie hockte auf den Boden, griff mit der rechten Hand in einen von ihr selbst geflochtenen Korb und holte einige Beeren hervor, die sie aus der Hand aß. Sie waren saftig, und die Essende beschmierte sich dabei den Mund und dessen Umgebung.
    Es machte ihr überhaupt nichts aus. Wichtig war es, ihren Hunger zu stillen.
    Durch das Loch, das den Eingang zur Hütte darstellte, schaute sie nach vorn in den Wald hinein und damit auch in das grüne, von Schatten durchzogene Dämmerlicht.
    Dieses Stück Natur war ihr Revier. ER hatte es ihr gegeben, und sie würde ihm dafür dankbar sein.
    Von den Menschen wollte sie schon längst nichts mehr wissen. Sie brauchte sie nicht. Sie fühlte sich hier wohl. Wenn sie einen Menschen haben wollte, dann holte sie ihn sich, um IHM ein Opfer zu bringen. Er war der wahre Herrscher. Er hütete die Natur. Er zeigte sich selten. Nur wenige Menschen hatten den Dämon Mandragoro je zu Gesicht bekommen.
    Der Wald war ihre Welt. Aber auch Anena war nicht in der Lage, den Kreislauf der Natur zu beeinflussen. Wäre es nach ihr gegangen, so hätte sie den großen Regen bestimmt zurückgehalten. Aber es war eben nicht nach ihr gegangen. Die anderen Kräfte ließen sich nicht beeinflussen, selbst von Mandragoro nicht. Und so war es dann zu den Überschwemmungen gekommen.
    Das Wasser war ungemein stark gewesen. Es hatte alles mitgerissen, was sich ihm in den Weg gestellt hatte. Loses Gehölz. Blätter. Zweige, Gras und Erde.
    Durch den Regen hatten sich überall kleine Strudel und neue Bäche gebildet. Der Boden war ihr fremd geworden. Schaumiges, dunkles Wasser hatte ausgesehen wie kochend, und es hatte soviel mitgerissen. Auch einen Toten, der zu einem Teil des Waldes werden sollte und bereits zu einem Stück Natur degeneriert war.
    Es gab ihn nicht mehr.
    Auch sie hatte ihn nicht halten können. In dieser Nacht war die Sintflut vom Himmel gerauscht und hatte bewiesen, wie klein die Chancen der Menschen waren.
    Anena konnte es nicht gefallen. Daß sie etwas unternehmen mußte, hatte sie gewußt. Aber sie war zu spät gekommen. Es hatte ihr nicht gepaßt, den Wald verlassen zu müssen, um auf die. Suche zu gehen. Sie war umsonst gewesen. Den veränderten Toten hatte sie leider nicht finden können, und jetzt drückte die Sorge.
    Da sie ihn nicht entdeckt hatte, mußte es jemand anderem gelungen sein. Irgendeinem verdammten Fremden, der sicherlich erstaunt gewesen war, ihn zu sehen.
    Anena überlegte, was da passieren konnte. Die Menschen waren neugierig. Es gab auch eine Polizei, die sich um Leichenfunde kümmerte und Spuren verfolgte.
    Welche gab es da?
    Nur eben den Toten. Niemand wußte, woher er gekommen war. Die Menschen waren Ignoranten.
    An gewisse Dinge trauten sie sich nicht heran. Besonders nicht die Einheimischen in den Orten der Umgebung. Sie alle fürchteten sich vor diesem Wald, der einen schlechten und unheimlichen Ruf hatte.
    Aber auch die Polizei?
    Den Leuten dort würde der Tote große Rätsel aufgeben. Man würde die Experten und Wissenschaftler bemühen, damit sie sich um das Fundstück kümmerten.
    Und was würden sie finden?
    Einen Mann, der im Begriff gewesen war, eins mit der Natur zu werden. Der auf dem Weg gewesen war, zu Humus zu werden, um sich voll und ganz in den Wald zu integrieren.
    Trotz ihres Einsiedlerlebens kannte Anena die Menschen. Oft genug war sie bei ihnen. Dann drängte es sie aus dem Wald hervor. Immer in der Nacht ging sie auf Pirsch und holte sich bei den
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