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1080 - Hexenwald

1080 - Hexenwald

Titel: 1080 - Hexenwald Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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gute Fee, obwohl sie lächelte und auf Harry Stahl schaute. Ihr Lächeln entblößte sehr helle Zähne, deren Farbe im krassen Gegensatz zu den dunklen, feuchten und langen Haaren stand. Sie umwuchsen den Kopf wie schwarzer Tang und reichten mit ihren Spitzen bis zu den Brüsten hinab.
    Harry Stahl wußte nicht, was er davon halten sollte. War diese Person eine Hexe? Jedenfalls war sie kein Spuk, keine Halluzination. Es gab sie tatsächlich, und auch das hintergründige Lächeln auf ihrem Gesicht blieb bestehen.
    Sie schaute ihn an. Sie durchforschte ihn. Sie war wohl zufrieden, aber sie sagte nichts. Harry fiel jetzt auf, daß die rechte Hand des herabhängenden Arms das Ende einer langen, schweren und dunklen Kette umschloß. Die Kette selbst lag auf dem dunklen Boden und war im Wasser verschwunden.
    Harry drehte sich. Er wollte es wissen - und rutschte tiefer in den verdammten Grund hinein. Er steckte weiterhin fest und kippte allmählich nach rechts ab.
    Wieder hörte er das Lachen der Frau. »Ich habe dir doch gesagt, daß du dich nicht bewegen sollst. Du bist selbst schuld, wenn dich das Sumpfloch frißt.«
    Stahl versuchte ein Grinsen. Es blieb auch bei seiner nächsten Frage bestehen. »Bist du nicht gekommen, um mir aus dieser verdammten Falle zu helfen?«
    »Helfen?« girrte sie. »Warum sollte ich das tun?«
    »Verdammt noch mal. Oder willst du zuschauen, wie ich hier verrecke?«
    Sie zuckte mit den Schultern. »Wäre nicht die schlechteste Möglichkeit. Ich weiß auch nicht, was dich hergetrieben hat. Dieser Wald ist doch tabu.«
    »Gehört er dir?«
    »Fast.«
    »Das habe ich nicht gewußt. Mir hat niemand gesagt, daß dieses Gelände hier Privatbesitz ist. Und wenn schon, was macht man mit einem solchen Areal?«
    »Man genießt es.«
    »Hör auf. Hilf mir…«
    Die fast Nackte lächelte jetzt mokant und überheblich. Schließlich gab sie eine Antwort. »Verdient hast du es nicht, aber in Anbetracht meiner besonderen Umstände werde ich dir diesen Gefallen erweisen.«
    Harry fragte nichts über die »Umstände«. Er war nur froh, als er sah wie die Frau ihren rechten Arm bewegte. Die einzelnen Glieder der Kette schlugen gegeneinander, und plötzlich verwandelte sie sich in eine Schlange aus Stahl, die ihren Weg zu ihm fand.
    Sie klatschte durch das Wasser, das aufspritzte, dann blieb das Ende in Griffweite vor ihm liegen.
    »Faß es an!«
    Den Befehl hätte auch der Teufel persönlich geben können. Harry hätte ihn befolgt, denn der sumpfige Boden griff immer fester zu und zog ihn nach unten.
    Er nahm beide Hände, um den nötigen Halt zu haben. Die Frau begnügte sich mit einer. Sie hatte das andere Ende der Kette um ihr Gelenk gewickelt, ging zurück und zog.
    Harry Stahl verfluchte sich, weil er in diese Falle hineingerutscht war, aber es gab keine andere Chance, ihr zu entkommen. Er mußte sich dabei auf dieses Weib verlassen, dem es Spaß machte, ihn sehr, sehr langsam aus dem Sumpf zu ziehen. Sie tat nichts um sich zu beeilen, und auch als der morastige Tümpel Harry freigegeben hatte, zog sie ihn weiter über den nassen und mit einer Wasserschicht bedeckten Waldboden hinweg wie ein Kind seinen Schlitten.
    Harry ließ das Ende der Kette los und blieb zunächst liegen. Das letzte Glied klatschte durch das Wasser und kam schließlich zur Ruhe, als sich die Frau umdrehte.
    Harry war dabei, sich aufzurichten. Naß bis aufs Hemd war er geworden, und fühlte sich wie ausgewrungen.
    Sie standen sich gegenüber, schauten sich an, und die Frau hatte wieder ihr spöttisches Lächeln aufgesetzt. Sie erinnerte Harry an eine Wärterin in einem Knast, die genau wußte, daß sie sich in einer starken Position befand und der andere ihr nichts anhaben konnte.
    »Wer bist du?« fragte sie.
    »Ich heiße Harry Stahl.«
    »Aha.«
    »Und wie lautet dein Name?«
    Sie lachte leise. »Kennst du ihn nicht? Kennst du mich nicht? Hast du noch nie etwas von mir gehört?«
    »Nein.«
    Sie betrachtete Harry abschätzend. Sie überlegte, ob sie ihm trauen konnte. Schließlich sagte sie:
    »Aus dem Ort hier stammst du nicht. Das spüre ich irgendwie.«
    »Du hast recht. Ich bin nicht von hier.«
    »Was hast du hier gewollt?«
    »Ausspannen. Urlaub machen.«
    »Bei dem Wetter?«
    »Scheint nicht die Sonne?«
    »Schon, aber die Katastrophe war das Hochwasser. Die Spuren sind noch nicht beseitigt worden. Du hättest ruhig noch damit warten können.«
    »Habe ich aber nicht.«
    »Stimmt. Und das war dein Fehler.«
    Irgendwie war

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