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1080 - Hexenwald

1080 - Hexenwald

Titel: 1080 - Hexenwald Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Harry über die Antwort froh. Sie bewies ihm, daß diese Frau nahe daran war, ihr wahres Gesicht preiszugeben. Er spielte den Naiven und sagte: »Tut mir leid, aber das verstehe ich nicht. Warum war es ein Fehler?«
    »Weil der Wald mir gehört. Ich bin zu seiner Hüterin ernannt worden. Ich bestimme, was hier passiert und was nicht. Ich habe dich nun mal nicht eingeladen.«
    Harry Stahl blieb ruhig. »Wer bist du denn?« fragte er nach zwei Atemzügen, »daß du eine derartige Arroganz an den Tag legen kannst? Wer bist du?«
    »Anena!«
    Darauf hatte Harry gewartet. Es war die Hexe, auch wenn sie aussah wie ein normaler Mensch.
    Aber sie hatte sich durch diese Antwort selbst identifiziert. Stahl tat nichts, was Anena darauf hingewiesen hätte, daß ihm der Namen bekannt vorkam. Er sagte nur: »So heißen wirklich nicht viele Frauen.«
    »Ich bin auch eine besondere.«
    »Stimmt.« Harry lächelte jetzt. »Da brauche ich dich nur anzuschauen. Du bist wirklich etwas Besonders. Ich denke schon, daß die Männer gern in diesen Wald kommen, um dich zu sehen. Daß ich dich gefunden habe, ist Zufall, aber…«
    Sie wischte mit der kettenlosen Hand wütend durch die Luft. »Rede nicht so einen Mist. Ja, die Männer kommen ab und zu in meinen Wald. Aber sie kommen nicht, um mich zu besuchen. Den meisten ergeht es wie dir. Sie sind nicht freiwillig hier. Sie sind gekommen, sehen mich und haben bestimmte Gedanken. Falsch, denn wer einmal diesen Wald, der mir gehört, betreten hat, der wird ihn nicht mehr verlassen. Zumindest nicht als Mensch.«
    Harry gab sich unwissend und schüttelte den Kopf. »Das… ähm… verstehe ich ehrlich gesagt nicht…«
    »Du wirst es merken.«
    »Heißt das, daß ich diesen Wald nicht mehr verlassen werde?«
    »Ja«, gab sie ihm flüsternd recht. »Du wirst zu einem Teil des Waldes werden. Schau dich um. Hier ist die Natur wie sie sein soll. Hier hat kein Mensch seine Hände im Spiel. Alles wächst und stirbt in einem völlig natürlichen Kreislauf. Es ist heute ein kleines Wunder, daß es so etwas noch gibt. Aber jedes Wunder hat auch seinen Preis. Und dieser Preis sind die Menschen. Sie geben dem Wald Kraft. Ihr Saft, ihr Blut, ihre Seele werden ebenfalls eingehen in die Natur und sich dem Kreislauf unterordnen. Es geschieht nicht sofort. Es wird seine Zeit in Anspruch nehmen, aber keiner kann diesem Zauber entgehen. Auch du wirst es nicht schaffen. Dieser Wald ist dein Schicksal.«
    »Es gab also Vorgänger?«
    »Ja, einige.«
    »Wie viele?«
    »Ich weiß es nicht genau. Immer wieder verirren sich Menschen, und immer wieder sind sie dann verschwunden, um nie mehr wieder aufzutauchen. Sie bleiben auch weg. Keiner wird je ihre Spur finden können, denn dieser Wald hat sie längst zu sich geholt und sie zu einem Teil von ihm gemacht.«
    Harry fragte mit gedehnter Stimme: »Dann ist er so etwas wie ein Mörder?«
    »Nein, nicht für mich. Er ist jemand, der immer wieder neue Nahrung braucht. Die bekommt er von uns. Mal freiwillig, mal unfreiwillig so wie bei dir.«
    »Willst du mich töten?«
    Anena erschrak. Vielleicht war es auch nur gespielt. »Nein, wie kannst du das behaupten? Ich werde dich nicht töten. Ich habe niemand getötet. Ich werde dich nur ihm überlassen. Das ist alles. Damit mußt du dich zufrieden geben.«
    »Werde ich aber nicht.«
    »Das haben die anderen auch gesagt. Sie wollten nicht hier im Wald bleiben. Doch sie sind gekommen und haben so ihr Schicksal selbst bestimmt.«
    »Ihr Pech«, sagte Harry. »Aber ich mache dir gern einen anderen Vorschlag, Anena.«
    »Welchen?«
    »Ich möchte, daß wir beide den Wald verlassen. Ich lade dich ein. Du kannst gern mit mir kommen. Wir werden irgendeinen netten Ort finden, an dem wir über alles reden können. Ich werde dir auch Kleidung besorgen. Daran soll es nicht scheitern.«
    Anena schüttelte den Kopf. Mit der linken Hand winkte sie wütend ab. Damit lenkte sie Harry ab von ihrem eigentlichen Vorhaben. Er schaute zu sehr auf die linke Hand und hatte auch noch nicht seine Waffe gezogen.
    Ein Fehler, denn im Umgang mit der Kette war Anena ebenso perfekt wie ein Cowboy mit dem Lasso.
    Harry hörte noch das Klirren, es warnte ihn, aber es war leider schon zu spät.
    Der Schlag erwischte sein Standbein. Und wie tatsächlich der Körper einer Schlange ringelten sich die Glieder der Kette an ihm hoch. Es ging rasend schnell. Sie hingen fest, als sie Harrys Oberschenkel erreicht hatten.
    Dann genügte ein Zug.
    Plötzlich tanzte Harry

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