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1080 - Hexenwald

1080 - Hexenwald

Titel: 1080 - Hexenwald Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Du wirst ebenfalls zu einem Teil dieses Waldes werden. Zu menschlichem Humus, wie auch die anderen, die uns gestört haben.«
    »Ja, ich weiß. Aber du mußt mich schon holen.«
    Die Hexe lachte. »Keine Sorge, das werde ich.« Sie sah auch das Aufleuchten in Harrys Augen, denn er war dabei, sich wieder etwas auszurechnen, aber sie schüttelte den Kopf und ignorierte es.
    »Es gibt andere Möglichkeiten, Harry.«
    Er fragte nicht, welche sie damit gemeint hatte, denn er konnte es sehen. Sie griff an die Rückseite ihres Lendenschurzes und schleuderte dabei ihr Haar zurück. »Noch niemand hat Anena besiegt, und du wirst es auch nicht!«
    Plötzlich schaute Harry Stahl in die Mündung seiner eigenen Pistole. Er hörte Anena kichern. Auf einmal tanzten Schattenlichter über ihr Gesicht hinweg und erreichten auch die Augen. Er glaubte jetzt, eine wahnsinnige Person vor sich zu haben, und er verglich sie auch längst nicht mehr mit der Hexe, die er in Oberstdorf erlebt hatte.
    Sie hier war anders. Sie war auch keine Dämonin, sondern ein irrgeleiteter Mensch.
    »Wie fühlst du dich?«
    »Du willst schießen?«
    »Ja!« erklärte sie beinahe schon jubelnd. »Ich werde schießen, und ich werde dich auch treffen.«
    »Aber das ist…«
    Anena ließ keine Diskussion mehr zu. Eiskalt drückte sie ab…
    ***
    Ein Herbst, wie er schöner nicht sein konnte, so hatte mich Köln empfangen, und so blieb auch die Umgebung. Sonne in der Eifel, deren Hügel wir bald erreicht hatten.
    Es war ein Wetter zum Urlaub machen, und das hatten auch zahlreiche Menschen getan, denn oft genug sahen wir Wandergruppen, die den strahlenden Tag in der Natur genossen.
    Das alles waren Dinge, die uns nur nebenbei tangierten, denn wir hatten andere Probleme. Dagmar Hansen hatte mir das Steuer ihres Golfs überlassen. Sie saß auf dem Beifahrersitz, und auf ihren Knien lag ausgebreitet eine Karte der Gegend, durch die wir fuhren. Wir wollten und konnten und keinen Umweg erlauben, da wir beide wußten, daß die Zeit drängte.
    Es war kein größerer Ort, in dessen Nähe die Leiche angetrieben worden war. Mehr ein Kaff mit wenigen Häusern, ein paar Kneipen, einer Kirche, aber eingebettet in die wunderschöne Eifellandschaft.
    Mit ruhiger Stimme gab Dagmar ihre Anweisungen. Knapp eine Stunde waren wir unterwegs, als wir den Kirchturm sahen, auch die anderen Hausdächer und schließlich vor einer Kreuzung anhielten.
    Es war besser, wenn wir noch einmal nachfragten, denn Umwege wollte keiner von uns in Kauf nehmen. Dagmar Hansen stieg aus. Ihr Ziel war ein Bauer, der neben einem Trecker stand und sein Frühstück oder seine Brotzeit zu sich nahm. Als Dagmar zu ihm aufs Feld ging und vor ihm stehenblieb, nahm er sogar seinen Hut ab.
    Die beiden sprachen nicht lange miteinander. Ich behielt sie im Blick. Um mich herum war es still.
    Ich hatte das Fenster an der Fahrerseite zur Hälfte geöffnet und hörte sogar das Summen einer Wespe, die vor der breiten Frontscheibe ihre Kreise zog.
    Der Bauer bewegte seinen rechten Arm und deutete mehrmals in eine bestimmte Richtung. Auch ich schaute dorthin. Am Horizont zeichnete sich ein Schatten ab, noch unterhalb eines Hügels, aber nah der auslaufenden Felder oder Wiesen. Auch einige Kühe standen wie gemalt in der Gegend. Idyllischer konnte kein Landstrich sein.
    Dagmar kehrte zurück. Als sie die Tür zugeschlagen hatte, fragte ich: »Was erfahren?«
    »Ja, fahr weiter geradeaus.« Ihr Gesicht wirkte angespannt, auch die Antwort hatte sie mit hart klingender Stimme gegeben.
    »Ist was geschehen?«
    »Das kann ich dir nicht sagen, John. Abgesehen davon, daß wir mit dem Wagen wegen der Überschwemmungen, die noch nicht völlig verschwunden sind, nicht bis nahe an den Wald herankommen, hat mich der Mann schon gewarnt.«
    »Vor dem Wald?«
    »Ja, und seinem Inhalt.«
    »Aber nicht vor den Bäumen?« fragte ich spöttisch.
    »Unsinn. Der Bauer stammt von hier. Er kennt die Geschichten, die man sich erzählt. Angeblich soll dort im Wald eine Frau hausen, die als Hexe verschrien ist.«
    »Hat sie auch einen Namen?«
    »Anena.«
    »Und weiter?«
    »Nichts.«
    »Von dem Toten, der angeschwemmt wurde, hat er nichts gesagt?«
    Dagmar schüttelte den Kopf, so daß ihre rote Haarpracht hin und her wogte. »Ich habe ihn auch nicht darauf angesprochen, weil ich ihn nicht mißtrauisch machen wollte.«
    »Gute Idee.«
    Ich fuhr auf dieser Asphaltstrecke schnell, aber um den Wald zu erreichen, mußten wir nach rechts abbiegen, und

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