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1080 - Hexenwald

1080 - Hexenwald

Titel: 1080 - Hexenwald Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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dieser Weg war nicht asphaltiert, sondern festgefahren und holprig.
    Sogar trocken, was sich allerdings bald änderte, denn da sahen wir den Matsch. Da schimmerten auch die Lachen. Rechts und links wuchsen Wiesen. Hohes und fett wirkendes Gras bewegte seine Spitzen im leichten Wind. Im Hintergrund schimmerte ein graues Band, das sich bewegte. Es war ein Bach. Wahrscheinlich der, der vor einer Woche die Brücke zerstört hatte.
    Dann war auch dieser Pfad zu Ende. Zugewachsen. Feucht und matschig. Beide trugen wir nicht die richtigen Schuhe, das war jetzt auch egal. Da mußten wir durch.
    Und wir waren auf der richtigen Spur, denn nicht weit entfernt sahen wir den abgestellten Opel Omega. Sein Lack schimmerte durch die Lücken zwischen den Büschen. Beide sagten wir nichts.
    Ich wartete auf eine Bemerkung von Dagmar. Sie blieb aus. Die Frau neben mir nickte nur, als wollte sie sich selbst bestätigen.
    Schweigend stiegen wir aus. Dagmar lief sofort auf den Opel zu und schaute hinein. »Er ist leer, John.«
    »Das hatte ich mir gedacht.«
    Beide drehten wir uns in die gleiche Richtung. Was sich vor nicht langer Zeit für uns wie ein dunkler Streifen in der Ferne abgezeichnet hatte, entpuppte sich nun als finsterer und dichter Wald, bei dem Sonnenlicht kaum eine Chance hatte, an allen Stellen den Boden zu erreichen.
    »Die Menschen lassen ihn so wachsen«, sagte Dagmar, »das hat mir der Bauer erklärt. Sie wollen daraus einen regelrechten Urwald machen. Ein Gebiet, das aussieht wie früher.«
    »Der richtige Hexenwald.«
    »In diesem Fall schon.«
    »Kennt er ihn denn?«
    »Nein, nicht von innen. Wie gesagt, die Bewohner hier sind sehr vorsichtig, was dieses Gebiet anbetrifft. Anscheinend haben sie mit ihrem Aberglauben recht.«
    »Hat er dir erklärt, woher die Hexe stammt?«
    »Nein. So lange habe ich ja nicht mit ihm gesprochen.«
    Wir waren während unserer Unterhaltung nicht stehengeblieben. Die Wiese hatte uns bereits aufgenommen und damit auch ihr weicher feuchter Untergrund. Allerdings war er nicht so naß, als daß wir eingesunken wären, wir schafften es noch immer, die Füße rechtzeitig genug herauszuziehen, auch wenn wir naß bis über die Knie wurden.
    Wir ließen den Waldrand nicht aus den Augen und machten uns unsere Gedanken.
    Ich habe nichts gegen Naturreservate, sie sollten zur Welt gehören, doch dieses breite Stück Wald lud wirklich nicht zu einem Spaziergang oder zu einem Besuch ein. Wenn ich auf mein Gefühl hörte, mußte ich zugeben, daß er wenig einladend wirkte. Sogar feindlich, als wollte er die Menschen von sich fernhalten. Ich sah keine lichten Stellen, die Sonne schien war auf die Baumkronen, doch das dichte Laub filterte ihre Helligkeit weg.
    Und es war still. Abgesehen von unseren eigenen Geräuschen hörten wir das Summen der vielen Insekten, die während dieser schönen Tage noch einmal richtig auflebten.
    Manchmal hatte das noch nicht abgesickerte Wasser kleine Teiche gebildet. Nicht sehr tief, dafür mit Schlamm gefüllt. Durch manchen patschten wir mit harten Schritten.
    Auch Dagmar war schweigsam. Sie schaute nur nach vorn, und das mit sehr starren Blicken. Ab und zu bewegte sie ihren Kopf nach rechts oder links, um zu versuchen, irgendwelche Lücken zu sehen, durch die wir gehen konnten.
    Vögel flogen über die Kronen der Bäume hinweg, in denen sie bald wieder ihre Verstecke fanden.
    Und noch etwas fiel uns auf. Der Wald roch!
    Es war ein seltsamer, aber bestimmter Gestank, den uns der Wind entgegenwehte. Es roch nach Fäulnis, nach Vergänglichkeit. Nicht nach Moder, dafür nach einer Natur, die auch dabei war, allmählich zu sterben. Es griff auch keine menschliche Hand ein. So hatten die chemischen und biologischen Prozesse freie Bahn, was der Natur letztendlich nur guttun konnte.
    Ein wenig fiel das Gelände zum Waldrand hin ab.
    Obwohl wir nahe am Rand stehengeblieben waren und auch erste Lücken entdeckten, die uns den Blick in das Innere gestatteten, war nicht viel zu sehen. Das normale Licht, das von allen Seiten hineindrang, breitete sich zwar aus, wurde aber sehr bald geschluckt. Zudem hatten sich letzte Dunstschleier gehalten, die wie grauweiße, dünne Gardinen über dem Boden lagen.
    »Was denkst und fühlst du, Dagmar?« Ich hatte sie bei der Frage von der Seite her konzentriert angeschaut, weil ich damit rechnete, daß ihr drittes Auge möglicherweise erschien. Aber dort tat sich nichts. Die Stirn blieb glatt.
    »Ich kann es dir nicht genau sagen, John. Aber

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