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1080 - Hexenwald

1080 - Hexenwald

Titel: 1080 - Hexenwald Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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dort«, sie streckte den rechten Zeigefinger aus, »hält sich etwas versteckt. Das weiß und fühle ich auch.«
    »Gut, dann laß uns…«
    Das letzte Wort wurde mir beinahe von den Lippen gerissen, denn beide hatten wir etwas Bestimmtes gehört.
    Es war das Echo eines Schusses!
    ***
    Sie hatte geschossen. Sie hatte tatsächlich geschossen!
    Harry Stahl wollte es nicht glauben. Er hatte sogar das dünne Blitzen des Mündungslichts gesehen und den Einschlag der Kugel im Gesicht oder in der Brust erwartet, aber die Hexe hatte auf eine andere Stelle seines Körpers gezielt. Sie wollte ihn nicht töten, denn das sollten andere übernehmen.
    So hatte sie das Geschoß in seinen rechten Oberschenkel gejagt.
    Zuerst spürte Harry Stahl überhaupt nichts. Ein Schock hatte ihn voll erwischt. Er stand da, war bleich geworden, und in seinen Augen malte sich noch immer der Unglaube ab.
    Dann war die Zeit um.
    Der Schmerz war vergleichbar mit einer Säge, deren zackige Schneide sich innerhalb seines Beins hin- und herbewegte. So etwas hatte er noch nie erlebt. Zusätzlich mußte heißes Feuer sein Bein gestreift haben, und er spürte, wie ihn allmählich die Kräfte verließen und er sich auf dem Bein auch nicht mehr abstützen konnte.
    Harry sackte zusammen.
    Anena stand locker vor ihm. Sie schaute sich alles sehr interessiert an. Sogar ihr widerliches Lächeln hatte sie aufgesetzt, und sie nickte, als Harry vor ihr am Boden lag.
    »Ja, das ist gut!«
    Harry überwand den Schmerz. Er wollte sich nicht völlig fertigmachen lassen und zeigen, daß er noch da war. »Los, komm her, und gib mir den Gnadenschuß. Das ist doch bei dir so üblich - oder?«
    Anena schüttelte den Kopf. Sie steckte die Waffe wieder weg. »Irrtum, es ist nicht bei uns so üblich. Was üblich ist, wirst du gleich am eigenen Leibe erfahren.«
    »Ich soll in die Grube?«
    »Genau.«
    »Was ist dort? Mandragoro?«
    »Hör auf zu reden. Es ist besser.« Sie kümmerte sich nicht um Harry, denn es war wichtiger, die Kette zu lösen. Als sie zum Baumstumpf ging, drehte sie Harry ihren Rücken zu. Es machte ihr nichts aus, sie wußte schließlich, wer hier der Sieger war.
    Zwei Glieder waren zwar miteinander verkeilt, aber auch mit einem kleinen Schloß verbunden, zu dem nur sie den Schlüssel besaß. Auch er steckte in ihrem Lendenschurz. Verborgen in einer schmalen Tasche.
    Harry, der am Boden hockte und sein rechtes Bein ausgestreckt hielt, schaute ihr zu. Was er erlebte, das war ein Sterben auf Raten. Erst die Fessel, dann die Kugel, da gab es nur noch eine Steigerung.
    Das war der Tod.
    Der Schmerz wühlte in seinem Bein. Er blieb nicht auf den Oberschenkel beschränkt, sondern zog sich bis zur Hüfte auf der einen Seite und auf der anderen bis zum Fuß hin. Zum Glück hatte die Kugel keine Ader getroffen, denn aus der Wunde drang kaum Blut. Aber er wußte auch, daß er sich die Wunde hier infizieren konnte, um schließlich noch unter Blutvergiftung zu leiden, falls der andere Tod nicht schneller war.
    Es klirrte, als die Hexe es endlich geschafft hatte, die Kette vom Baumstamm zu lösen. Jetzt hing sie nur noch an Harrys rechtem Fußknöchel fest.
    Anena kam auf ihn zu. Sie wirkte so groß und unwahrscheinlich selbstsicher. Sie war hier die Gewinnerin. Ihr gehörte der Wald. Hier konnte sie tun und lassen, was sie wollte, und sie war Herrin über Leben und Tod.
    Den Schlüssel steckte sie in das zweite kleine Schloß. Eine Drehung, und die beiden Hälften der Spange sprangen auseinander.
    »Jetzt bist du frei!« erklärte sie spöttisch.
    Harry hatte schon vorgehabt, sie wieder anzugreifen, denn sie war nahe genug bei ihm. Aber er war geschafft. Er reagierte zwangsläufig langsamer, und so verpaßte er die Zeit, mit einem schnellen Griff seine eigene Waffe aus dem Lendenschurz der Hexe zu zerren.
    »Aufstehen!«
    »Wie denn?«
    »Ich helfe dir!«
    Die drei Worte hatten beinahe fürsorglich geklungen, aber welcher Totengräber zeigte schon Fürsorge? Harry dachte eher an Zynismus. Trotzdem unterstützte Anena ihn. Sie schob eine Hand unter seine linke Achsel, die andere legte sie an der Schulter an. Dann zerrte sie Harry mit einem Ruck in die Höhe und nahm seinen Aufschrei zur Kenntnis, als Harry sein Gewicht auf das rechte Bein verlagerte, ohne es allerdings zu wollen.
    »Wer nicht gehorcht, muß leiden!« erklärte sie und drehte ihn. Diesmal paßte Harry auf. Er tanzte auf dem linken Fuß und wäre gefallen, wenn ihn nicht die kräftigen Hände gehalten

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