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1083 - Das Mondschein-Monster

1083 - Das Mondschein-Monster

Titel: 1083 - Das Mondschein-Monster Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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sie gehen mußte. Es war ihr nur wichtig, einen Ort zu finden, an dem sie normal warten konnte. So suchte Tricia auch immer wieder den Boden ab, der eine unebene kleine Hügellandschaft bildete.
    Es gab Mulden, es gab Buckel, besonders bei den älteren Laubbäumen, deren mächtigen Stämme oft wie erstarrte Riesen wirkten, die irgendwann hierher gefunden hatten.
    Auch Tricia fand einen Platz.
    Direkt vor einem dieser mächtigen Bäume. Sie war in die kleine Mulde hineingetreten und hatte auch das leise Rascheln des Laubs gehört. Für sie ein Zeichen, daß die Erde dort recht weich war.
    Genau da ließ sie sich nieder. Nach kurzer Zeit schon wurde es ihr zu unbequem. Da trat sie zurück und sorgte dafür, daß der Stamm als Rückenlehne diente.
    Jetzt begann das Warten.
    Tricia Todd hatte die Beine angewinkelt und sie dicht an ihren Körper herangezogen. Die Hände umschlangen dabei die Knie. In ihrer Haltung erinnerte sie an ein- ängstliches Kind, das von seiner Mutter einfach in der freien Natur ausgesetzt worden war.
    An die Kälte hatte sie sich nicht gewöhnt, und auch nicht an die dünnen Spinnweben, die in der Luft hingen, und deren feine Fäden ihr Gesicht streiften, wenn sie den Kopf bewegte. Es war alles so fremd und anders hier in der dichten Natur. Zum Wald gehörten die Bäume, die Büsche, die Farne, auch die an den Stämmen und am Boden klebenden Pilze, aber sie gehörte nicht dazu.
    Als Kind hatte sie Geschichten von einem verhexten Wald gelesen. Die kamen ihr wieder in den Sinn. Nicht nur die Tiere waren darin vorgekommen, sondern auch andere Wesen. Zauberwesen.
    Kleine Hexen, Gnome und Elfen. Sie alle hatten den Wald bevölkert. Sie waren gut zu den Kindern gewesen und hatten sie immer wieder vor den bösen Tieren beschützt, wie den Wölfen und Bären, die sich auf die Pirsch gemacht hatten, um die Kinder zu fressen.
    Tricia wünschte sich ebenfalls, von diesen heimlichen Beschützern umgeben zu sein. Es wäre für sie einfach wunderbar gewesen. Dann brauchte sie keine Angst zu haben.
    Aber sie war allein.
    Es gab keine Beschützer. Keine netten Elfen oder Feen, die sich ihrer angenommen hätten. Der Wald war leer. Alles, was in ihm noch lebte, mußte sich zurückgezogen haben.
    Sie wartete in ihrer sitzenden und zugleich geduckten Haltung. Sie kannte den Namen des anderen und hatte ihn schon einige Male flüsternd vor sich hingesprochen.
    Wer war Kalik?
    Tricia wußte es nicht. Sie war auch nicht in der Lage, sich ein Bild von ihm zu machen. Der Beschreibung nach konnte er ein Riese sein, aber auch das war relativ. Für die meisten Kinder sind Erwachsene ebenfalls Riesen.
    Es gab kein Licht im Wald. Keine hellen, fleckigen Stellen. Der Mond stand am Himmel, doch er war für die einsame Frau nur schwer zu erkennen. Sie mußte den Kopf schon weit zurücklegen, ihn drehen und eine Lücke im Astwerk suchen, um ein Stück von ihm entdecken zu können. Der Mond war so bleich, und sein Schein war mit dem in den Augen der Giselle identisch.
    Tricia atmete tief ein. Lange würde auch sie nicht ihr normales Augenlicht und damit ihr Aussehen behalten. Etwas mußte geschehen, sollte Giselle recht behalten.
    An die Stille konnte sich die Einsame nicht gewöhnen. Sie kam ihr so anders vor. Sie war bedrückend. Nicht einmal der Abendwind schaffte es, die abgefallenen Blätter raschelnd über den Boden zu bewegen. Es blieb alles ruhig.
    Tricia mußte sich bewegen, sonst wäre ihr Körper einfach zu steif geworden. Sie streckte die Beine aus. Die Kälte ließ sich auch nicht aufhalten, obwohl sie ihr langes Kleid schon unterhalb der Oberschenkel zusammengedrückt hatte.
    Es war alles so schrecklich anders geworden. Eine Einsamkeit, wie sie sie noch nie erlebt hatte. Es gab nichts, an dem sie ihre Freude hätte haben können.
    Aber sie hatte sich entschieden, und sie wußte auch, daß es für sie kein Zurück mehr gab. Eine innere Stimme teilte ihr mit, daß es sinnlos war, eine Flucht zu versuchen.
    So blieb sie sitzen.
    Und sie wartete…
    Eine Uhr trug sie nicht. Deshalb wußte sie auch nicht, wieviel Zeit verstrichen war. Außerdem spielte Zeit für sie keine Rolle mehr. Tricia kam sich eher vor wie in einem zeitlosen Raum gefangen, denn die eigentliche Größe des Waldes nahm sie wegen der Dunkelheit nicht wahr. Ihre Welt war sehr begrenzt worden.
    Und dann hörte sie doch etwas…
    Zuerst glaubte sie an eine Täuschung. Oder daran, daß ihr der leichte Wind etwas vorgegaukelt hatte. Aber das Knacken in ihrer

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