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1083 - Das Mondschein-Monster

1083 - Das Mondschein-Monster

Titel: 1083 - Das Mondschein-Monster Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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bewegte sich nicht.
    Er war so dicht. So verflucht nah. Er war jemand, der alles erdrückte, obwohl er sie noch nicht berührt hatte. Allein seine Anwesenheit war schrecklich für sie. Ein riesiger Klotz, tatsächlich ein Riese, der vor dem kleinen sitzenden Mädchen stand und überlegte, ob er sein Opfer fressen sollte.
    Tricia Todd wußte nicht, wie sie sich fühlen sollte. Es gab in ihr keine Gefühle mehr. Es war alles so kalt geworden, und trotzdem wurde sie von einer innerlichen Angst geschüttelt. Hinter ihrer Stirn pochte es. Der Kopf war heiß geworden. Wenn sie ihr Gesicht jetzt im Spiegel gesehen hätte, dann hätte sie sich möglicherweise nicht einmal wiedererkannt.
    Wie ein unbeweglicher Turm stand der Fremde vor ihr. Noch hatte er sich nicht bewegt, doch das änderte sich, als er seinen mächtigen Schädel senkte.
    Für den »Riesen« war es eine natürliche Bewegung, nicht aber für die junge Frau. Es sah so schaurig aus. Es kam ihr vor wie bei einer Statue, die nach unten starrte und ihren Schädel immer tiefer senkte. Sie rechnete damit, daß er jeden Augenblick das Maul aufreißen würde, das dann zu einem gewaltigen Tor wurde, um sie zu verschlingen.
    Sie hörte sich weinen. Jammern, auch klagen.
    Es waren bei ihr Automatismen, die sich da in Bewegung gesetzt hatten, und sie merkte auch, daß sich das Gesicht und der Schädel immer deutlicher hervorschälten.
    Ein Gesicht ohne Gefühl. Mit großen Ohren an beiden Seiten. Einen offenstehenden, aber zum Grinsen verzerrten Mund, in dem die Zähne jetzt wie kleine Leuchtkörper blinkten. Sie waren einfach zu weiß oder hell, um natürlich sein zu können. Also leuchtete nicht nur in den Augen das Licht, auch im Maul dieses Riesen hatte sich das Licht ausgebreitet. Wahrscheinlich auch in seinem gesamten Kopf.
    Keine Pupillen in den Augen, wie auch bei Giselle. Eine dicke und trotzdem schlank wirkende Nase, die sich durch die Grimasse des Gesichts ebenfalls verzogen hatte.
    Die Haut war glatt. Nasen- und Mundfalten waren einfach nur deshalb entstanden, weil Kalik sein Gesicht verzogen hatte. Verschiedene Farbtöne mischten sich auf der glatten Haut. Es war noch etwas von dem Licht zu sehen, das aus den Augen floß. Im Prinzip herrschten die Schatten vor, die grüne, blaue und violette Farben aufwiesen und sich ineinander mischten.
    Wie lange Kalik die junge Frau angeschaut hatte, wußte sie nicht zu sagen. Aber er blieb nicht mehr so starr. Er bewegte sich. Tricia hörte das geheimnisvoll klingende Rascheln des Stoffs, und dann erschien dicht über ihr aus dem dunklen Umhang hervor eine Hand.
    Seine Hand!
    Eine Klaue!
    Sie war groß. Sie war kompakt. Mit mächtigen Fingern, die aussahen wie aus einem Stück Fels geschlagen. Unförmig, aber trotzdem stimmte alles daran.
    Und sie griff zu!
    Tricia Todd blieb der Schrei in der Kehle stecken, als sie die Finger an ihrer linken Schulter spürte.
    Sie waren anders als die eines Menschen. Sie waren hart, und sie waren kalt zugleich, als befände sich Eis in ihrem Innern.
    Die Finger brauchten sich nicht viel zu bewegen. Tricia wußte auch so, was sie zu tun hatte. Diesmal war es sie, die die Initiative ergriff, wobei sie sich über die eigene Stärke wunderte. Sie kam in die Höhe, trieb sich selbst dazu, und bei dieser Bewegung veränderten sich auch die subjektiven Perspektiven.
    War er ihr beim Sitzen noch wie ein Riese vorgekommen, so veränderte sich dies. Sie wuchs, er blieb gleich groß, und trotzdem war er ihr körperlich überlegen, denn sie reichte ihm mit ihrem Scheitel nur bis zur Brust. So konnte er noch immer auf sie herabschauen, und das wiederum beunruhigte sie.
    Er hielt sie fest.
    Die Hand lag schwer auf der Schulter, die andere aber hielt er versteckt.
    Er schaute sie nur an.
    Und sie starrte zurück!
    Schon einmal hatte sie in mit Licht gefüllte Augen geschaut. Die allerdings hatten ihrer Freundin Giselle gehört und nicht einem Kalik. Das hier war etwas anderes.
    Tricia wunderte sich darüber, daß sie in der Lage war, dem Blick standzuhalten. Sie baute sich innerlich auf. Auch weiterhin wollte sie nur sie selbst sein. Das allerdings mußte sie vergessen. Schon bald spürte sie, daß die andere Seite stärker war. Da gab es eine Kraft, mit der sie nicht zurechtkam.
    Sie steckte in diesem Kalik, in seinen Augen und möglicherweise auch in seinem Körper. Er wollte die Kraft nicht für sich behalten. So ließ er sie ausströmen und gegen die junge Frau, die sich nicht wehren konnte. Der

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