1083 - Das Mondschein-Monster
Bordell liegen sollte.
Ich stieg wieder in den Wagen. Diesmal nahm ich hinter dem Lenkrad Platz und schnallte mich an.
Das Abblendlicht ließ ich brennen, denn etwas wollte ich schon sehen.
Der Weg war bisher geradeaus verlaufen. Das hörte auf, denn ich sah vor mir eine Rechtskurve. Sie war recht weit gezogen und mühelos zu durchfahren.
Kein anderer Fahrer nahm den gleichen Weg zum Ziel. Die Mädchen schienen einen ruhigen Abend zu erleben. Es konnte auch sein, daß der richtige Betrieb erst später begann.
Dann war es doch soweit. Das Lächeln huschte automatisch über meine Lippen. Möglicherweise war ich sogar ein wenig enttäuscht, als ich das »Blut« in der Luft sah. Das rote Schimmern, als hätte sich der Lebenssaft dort in kleinen Tropfen verteilt. Der Schein war eben passend, und ich verzog die Lippen zu einem Lächeln.
Ein Puff im Wald. Dazu das rote Licht, das lockte und sich immer klarer hervorschälte, denn ich rollte auf dem direkten Weg diesem Etablissement entgegen. Da war dann auch nichts mehr verschwommen, denn den Namen Wald-Sauna las ich in klaren roten Buchstaben, die in Schreibschrift geschwungen waren.
Nach parkenden Autos suchte ich vergeblich. Das heißt, vor dem Haus, wo das dichte Gras einem harten Boden hatte weichen müssen, standen zwei Fahrzeuge.
Ich parkte meinen Rover daneben und stieg aus. Zum Eingang ging ich nicht sofort. Zunächst trat ich einige Schritte zurück, um mir den Bau genauer anzuschauen.
Wie soll man ihn beschreiben? Verspielt? Im Zuckerbäckerstil errichtet? Dachgauben, angedeutete Türmchen an der Vorderseite. Keine zu großen Fenster, die in der Höhe im Spitzbogen zuliefen.
Gardinen hinter den Scheiben. Weiches Licht, aber nicht unbedingt rot. Eigentlich nur schwach zu sehen.
Keine Musik. Keine Stimmen. Die Umgebung des Hauses schwieg ebenso wie das Gebäude selbst.
Es kam mir vor wie ein Schiff im Hafen, der Dunkelheit, das vergessen worden war.
Es gab natürlich einen Eingang und eine Tür. Zu ihr führten einige Stufen hoch. Ein Regenschutz darüber glänzte ebenfalls rötlich, da sich das Licht der Schrift dort fing.
Ob man meine Ankunft schon bemerkt hatte, konnte ich nicht sagen. Jedenfalls wies nichts darauf hin. Man öffnete mir auch nicht die Tür, nachdem ich die Treppe überwunden hatte und in der wenig breiten Nische stand.
Dort schaute ich mich um.
Wer hineinwollte, der mußte einen roten Klingelknopf drücken. Der Knopf wurde durch Licht bestrahlt, so war er nicht zu übersehen.
Ich holte noch einmal tief Luft und drehte mich auch um, da ich einen letzten Blick zurückwerfen wollte.
Alles war dunkel. Alles war still. Von Suko hörte und sah ich nichts. Er war zu einem Teil dieser dunklen Umgebung geworden und suchte das Mondschein-Monster.
Ich hatte einen anderen Job, und den wollte ich durchziehen. Ich klingelte…
***
Suko wußte selbst nicht genau, ob sein Vorschlag gut oder schlecht gewesen war. Er hatte praktisch aus dem Bauch heraus gehandelt und auch keine bessere Möglichkeit gesehen. Und sein Gefühl sagte ihm, daß er sich nicht geirrt hatte. Es hatte die Lichter gegeben. Sie waren nicht durch die Luft geschwebt, auch wenn es so ausgesehen hatte. Er konnte sich genau an deren Rhythmus erinnern.
So wie sie sich bewegt hatten, ging auch ein Mensch.
Er mußte lächeln, als er daran dachte. Kein Mensch, das war ein Monster, auch wenn es so aussah wie ein Mensch. Ein schreckliches Etwas, das nicht länger in dieser Welt sein durfte, denn die Folgen hatte Suko bei Coogan erlebt.
Selten war er so froh über seine Dämonenpeitsche gewesen. Sie war eine Waffe, die er einsetzen konnte. Die half, im Gegensatz zu Johns Kreuz. Es war auf keinen Fall ein Allheilmittel, denn gegen die Kräfte des Landes Aibon konnte es nichts ausrichten. Da nahm es wohl seine Macht auf, aber es kam zu keiner Gegenreaktion. Bei der Peitsche verhielt es sich anders.
Deshalb hatte Suko sie auch gezogen, den berühmten Kreis geschlagen und die drei Riemen aus dem Griff hervorrutschen lassen. Schlagbereit hatte er sie wieder zurück in den Gürtel gesteckt, damit er sie blitzschnell ziehen konnte. Zudem vertraute er noch auf seinen Stab, durch den er in der Lage war, die Zeit für fünf Sekunden anzuhalten, wenn er ein bestimmtes Wort gerufen hatte.
Er schlich weiter. Schon wenige Meter jenseits des Wegs hörte das Unterholz und das Buschwerk auf. Da wuchsen dann die schlanken Bäume in die Höhe. Die meisten von ihnen hatten ihr Laub noch nicht
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