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1084 - Operation Kardec-Schild

Titel: 1084 - Operation Kardec-Schild Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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einer Aura erotischer Anziehungskraft umgeben, der bislang noch kein männliches Wesen hatte widerstehen können.
    Das war alles, erkannte er niedergeschlagen. Mehr wußte er nicht. Wie wollte er eine logische Erklärung dafür finden, warum Gesil und Srimavo auf einer gottverlassenen Insel namens Cozumel zum Zweikampf gegeneinander antraten, wenn er keine Ahnung hatte, welche Gedanken sie bewegten und welches ihre Ziele waren?
    Er musterte besorgt den Himmel, dessen graue Wolkenlast sich immer tiefer auf die Erde herabsenkte. Der Wind steigerte sich allmählich zum Orkan. Es war Zeit, daß er sich zurückzog. Sein Gleiter war sturmflugfähig, aber irgendwo erreichte die Kapazität der Stabilisatoren ihre obere Grenze. Er legte keinen Wert darauf, in einem Hurrikan gefangen zu werden. Gesil und Srimavo konnte er nicht helfen. Es blieb ihm nichts anderes übrig, als sie sich selbst zu überlassen. Er würde bei der Exotar-Station anhalten und dort Nachricht hinterlassen.
    Er kletterte in das Fahrzeug. Das Triebwerk begann zu summen. Es war anderthalb Stunden nach Mittag, aber die dichte Wolkendecke schuf Lichtverhältnisse wie zu Beginn des Abends. Er hatte nicht mehr viel Zeit. Die kleine Maschine schoß in die Höhe und taumelte unter dem Aufprall einer Sturmbö, bevor die Stabilisatoren die Lage erfaßten und die Windwirkung neutralisierten. Es wurde von Minute zu Minute dunkler.
    Atlan empfand es merkwürdig, daß der Orkan keinen Regen mit sich brachte. Außerdem beunruhigte ihn die stetig steigende Außentemperatur, die inzwischen einen Wert von 35 Grad erreicht hatte. Trotz der ungünstigen Wetterverhältnisse beschloß er, quer über das Innere der Insel hinweg auf die Exotar-Station zuzuhalten, die sich dort befand, wo früher die Stadt San Miguel gestanden hatte. Er trug dem Autopiloten auf, eine Flughöhe von sechzig Metern einzuhalten, und versuchte, über Funk einen Hinweis zu erhalten, was es mit dem Sturm auf sich hatte. Nach seiner Schätzung war der Hurrikan noch mehrere hundert Kilometer weit entfernt. Für ein Umschlagen des Wetters war es viel zu früh. Orkane mit einem wirksamen Durchmesser von mehr als vierhundert Kilometern hatte die Karibik seit zweitausend Jahren nicht mehr gesehen.
    Die Erkenntnis, daß sein Radiokom nur noch wispernde Störgeräusche empfing, traf ihn wie ein Schock. Die UHF- und SHF-Bänder waren wie leergefegt. Nicht eine einzige menschliche Stimme, nicht einmal das Piepsen einer Datenübertragung war zu hören.
    Er aktivierte den Radakom und wählte eine Serie von Rufcodes. Das Gerät probierte sie einen nach dem ändern, aber es kam keine Verbindung zustande.
    Er begann zu ahnen, was hier vor sich ging. Der Sturm, die ansteigenden Temperaturen, die Stille in den Empfängern - das alles waren keine natürlichen Ereignisse. Sie hatten mit dem Zweikampf zu tun, der sich in diesen Stunden im dschungelüberwucherten Innern der Insel abspielte. Gesil und Srimavo kämpften nicht mit herkömmlichen Waffen.
    Ihnen standen Fähigkeiten zur Verfügung, die sich dem menschlichen Verständnis entzogen. Sie stritten mit Kräften gegeneinander, die denen der Mutanten glichen, sie vielleicht sogar übertrafen. Hirngespinste? Keineswegs - im Gegenteil: Er wunderte sich, warum er nicht schon früher auf die Idee gekommen war. Gesil gegen Srimavo: das Duell der Giganten! Selbst die Natur war gezwungen, den Kämpfenden ihre Energie zu leihen. Daher kam es, daß Exotar-8 von der Umwelt abgeschnitten war.
    Plötzlich hatte er eine dringende Aufgabe. Er mußte die Menschen in der Station warnen. Der Himmel mochte wissen, welche weiteren Auswirkungen der Zweikampf verursachte. Was, wenn die Temperatur bis auf 50 Grad stieg? Wenn der Sturm weiter an Intensität zunahm? Menschenleben waren in Gefahr! Er durfte keine Zeit verlieren.
    Er überbrückte den Autopiloten und nahm das Steuer selbst in die Hand. Mit Höchstgeschwindigkeit schoß der Gleiter über das von dichtem Dschungel bedeckte Innere der Insel hinweg. Der Sturm zupfte an seinen Aufbauten. Die Stabilisatoren waren bis an die Grenze ihrer Kapazität belastet.
    So unerwartet wie alles andere, was bisher an diesem Tag geschehen war, tauchte vor ihm der wirbelnde Trichter eines Tornados auf.
     
    *
     
    Er hatte nicht die geringste Chance. Er versuchte ein verzweifeltes Ausweichmanöver, aber der wirbelnde Trichter kam ihm entgegengesprungen. Es wurde stockfinster. Das kleine Fahrzeug drehte sich wie wild im Kreis. Gegenstände, die der

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