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1084 - Operation Kardec-Schild

Titel: 1084 - Operation Kardec-Schild Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Tornado mit sich emporgerissen hatte, schlugen klatschend und krachend gegen die Aufbauten. Atlan verlor jegliches Gefühl der Orientierung. Sein Blick fraß sich an den Geräten der Kursanzeige fest. Schräg nach unten... schräg nach unten, hämmerte es in seinem Bewußtsein.
    Noch war er nicht verloren. Noch arbeitete das Triebwerk und schob den Gleiter mit verzweifelter Kraft durch das mörderische Wüten der Windhose. Verwaschene Umrisse tauchten draußen vor den Scheiben der Kanzel auf. Ein Ruck fuhr durch das Fahrzeug und brachte es dazu, sich aufzubäumen. Zweige, Äste peitschten gegen die Fenster. Atlan fuhr der Magen zur Kehle hinauf, als das Fahrzeug plötzlich unter ihm wegsackte.
    Ein lauter Knall, ein harter Aufprall. Er wurde in den Gurten nach vorn gerissen und verbrachte die nächsten Sekunden in halb bewußtloser Benommenheit.
    Er richtete sich auf. Blut rann ihm über die Wange. Draußen war es finster. Der Gleiter war auf den Boden des Dschungels gestürzt. Ein donnerndes, dröhnendes Geräusch wie von einem auf Vollast laufenden Triebwerk entfernte sich rasch. Das war der Tornado. Übrig blieb das Heulen des Sturmes. Der Aufprall hatte eines der beiden Luke zertrümmert. Atlan kroch hinaus. Heiße, feuchte Luft schlug ihm entgegen. Die Tierwelt des Dschungels war in Aufruhr. Krächzende, kreischende, heulende Geräusche umgaben ihn, und manchmal drang aus der Ferne das zornige Brüllen eines größeren Tieres - eines der Sauroplexe, die von Exotar-8 gezüchtet wurden.
    Er versuchte sich zu orientieren, aber das war ein vergebliches Unterfangen. Unter dem Blätterdach des Dschungels war die Finsternis zum Greifen dicht. Er kletterte ins Innere des Gleiters zurück und barg die kleine Handlampe, die zur Notausstattung gehörte. Mit ihrer Hilfe überprüfte er die Instrumente. Der Kompaß war zertrümmert, der Radiokom gab kein Lebenszeichen mehr von sich. Er war auf sich allein gestellt. Er mußte den Weg zur Westküste aus eigener Kraft finden.
    Mehr als zehn Kilometer war er von San Miguel nicht entfernt, das wußte er aufgrund der letzten Anzeige, die er auf der Kontrollkonsole des Autopiloten gesehen hatte. Er mußte sich in nordwestlicher Richtung bewegen. Cozumels Dschungel war kein tropischer Regenwald. Es gab Lücken im Unterholz, und irgendwann würde er auf einen der Compounds stoßen, in denen die Sauroplexe gezüchtet wurden. Es gab ihrer insgesamt fünf, und sie lagen ohne Ausnahme im Innern der Insel.
    Er machte sich auf den Weg. Das wütende Brüllen erscholl in nahezu regelmäßigen Abständen. Er richtete sich danach, obwohl er das Gefühl hatte, daß er sich dabei eher in nördlicher als nordwestlicher Richtung bewegte. Es spielte keine Rolle. In jedem Compound wohnte zumindest ein Tierwärter. Er hatte Möglichkeiten, San Miguel zu erreichen. Nur darauf kam es im Augenblick an.
    Die Hitze war unerträglich. Er kämpfte sich durch das Gestrüpp, und der Schweiß rann ihm in Strömen vom Körper. Auf dem Grund des Dschungels war es fast windstill. Hoch über ihm orgelte der Sturm. Das wilde Geschrei, das er als Richtungsweiser benützte, wurde lauter. Die Stimmen weiterer Sauroplexe mischten sich ein. Die Tiere wurden unruhig. Der Orkan und die vorzeitige Dunkelheit ängstigten sie.
    Endlich kam der Regen. Die heiße Luft entlud die aufgespeicherte Feuchtigkeit in einem Wolkenbruch, der wie eine geschlossene Wand aus Wasser herabstürzte und die Kleidung binnen weniger Sekunden durchdrang. Atlan blieb stehen, das Gesicht nach oben gewandt, und ließ die kühlende Flut auf sich einwirken. Der Dschungel begann zu dampfen. Das Platschen und Trommeln der herabstürzenden Regenmasse übertönte das Heulen des Orkans.
    Der Boden verwandelte sich in Morast. Atlan stolperte vorwärts, verfing sich in Schlingpflanzen, stürzte, raffte sich wieder auf. Es war ein höllischer Marsch, den er so bald nicht vergessen würde. Eine Öffnung tat sich vor ihm auf. Er hielt sie zunächst für eine natürlich entstandene Lichtung, aber als er den Lichtkegel der Lampe durch den tropischen Regen spielen ließ, erkannte er, daß er eine Schneise vor sich hatte, die erst vor kurzem gerissen worden war. Regenwasser sammelte sich in Lachen, die die Umrisse von Fußtapfen hatten, riesigen, runden Fußtapfen mit einem Durchmesser von mehr als einem Meter.
    Er atmete auf. Er hatte die Grenze des Compounds überschritten. Die Schneise war das Werk eines Sauroplex’, der sich hier durch den Dschungel bewegt

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