1084 - Stätte der Verdammnis
tatsächlich tot waren und nicht das gleiche Schicksal erlitten hatten wie Jeff Coogan, mit dem praktisch alles begonnen hatte.
Wir waren zu einer Leiche gerufen worden, die man in einem Baum gefunden hatte. Das war nicht alles. Dieser Tote zeigte eine Besonderheit. Er besaß keine normalen Augen mehr. Statt dessen zeichneten sich die kalten Lichter ab. Genau mit diesem Mondlicht waren die Augen gefüllt worden.
Für alle, auch für uns, nicht begreifbar, aber es war nicht mit rechten Dingen zugegangen. Aus diesem Grund hatte man uns auch geholt. Wir wollten den Toten zur Obduktion bringen und selbst dabeibleiben. Dazu war es nicht mehr gekommen. Auf der Fahrt dorthin war der Tote plötzlich wieder lebendig geworden und hatte den Transportwagen verlassen. Mitten auf einer belebten Straße hatte er flüchten wollen, aber er war nicht weit gekommen, denn Suko hatte sich ihm in den Weg gestellt.
Dann war etwas Unheimliches passiert.
Suko hatte die Gestalt mit der Dämonenpeitsche angegriffen. Aber die Peitsche hatte bei dem »Toten« nicht die gleiche Wirkung gezeigt wie bei normalen Dämonen.
Durch die Schläge war der andere praktisch zerschnitten worden. Sein Körper hatte sich aufgelöst.
Licht hatte ihn zerstört, gefressen, aufgesaugt, wie auch immer.
Es war noch im nachhinein unbegreiflich für mich, aber es stimmte. Es gab diesen Toten oder lebenden Toten nicht mehr, weil das Licht ihn einfach verschluckt hatte.
Für alle Beteiligten war es ein Hammer gewesen. Aber Suko hatte von diesem angeblichen Toten noch letzte Worte auffangen können. So wußten wir von einem Mondschein-Monster, das unserer Meinung nach nicht von dieser Welt stammte, sondern aus einer anderen, aus einem Paradies der Druiden mit dem Namen Aibon.
Ich hatte sogar den Beweis bekommen, denn auf meinem Kreuz, das ich diesem Sterbenden hingehalten hatte, war für einen Moment das grüne Flimmern zu sehen gewesen, eben ein Gruß dieses geheimnisvollen Landes, das zwischen den Zeiten lag.
Aus Aibon also.
Und wahrscheinlich ein Diener des mächtigen Druiden Guywano, der über Aibon herrschte.
Er mußte ihn in diese Welt hineingeschickt haben. Und er war es, der hinter ihm stand.
Eine Spur hatten wir trotzdem noch gefunden. Eine kleine Karte, die auf eine Wald-Sauna in der Nähe der Stadt Longcross hinwies. Natürlich hatten wir die Spur nicht aus den Augen gelassen und uns so schnell wie möglich in den Wagen gesetzt, um das Etablissement zu besuchen. Ich war hineingegangen und hatte dabei die beiden Frauen Giselle und Tricia kennengelernt. Ich war von ihnen sehr nett behandelt worden, und ich hatte auch nichts gesehen, was einen Verdacht in mir hätte hochsteigen lassen. Sie waren völlig normal gewesen. Kein kaltes Licht in den Augen.
Ich war sehr früh in dem Etablissement erschienen und der einzige Gast. Die beiden hatten mich verlassen, um etwas zu besprechen, und diese Chance hatte ich genutzt, um mich ein wenig umzuschauen.
Ich hatte die Bar verlassen und mich an die Durchsuchung der Wald-Sauna gemacht.
Die Saunaräume lagen hinter mir an einem hellen Gang, und vor mir sah ich jetzt den Pool.
Die Toten schaukelten noch immer auf der Oberfläche. Der Mann war mir ebenso unbekannt wie die Frau. Er trug einen dunklen Anzug und ein weißes Hemd. Sie war mit einer engen Hose und einer roten Bluse bekleidet. Der Stoff sah aus wie ein Blutfleck, der von den Wellen leicht bewegt wurde.
Waren sie tot?
Sie sahen so aus. Doch ich dachte auch an Coogan, und das wiederum gab mir die Zweifel zurück.
Sie mußten nicht unbedingt tot sein. Sie konnten sich auch in einem anderen Zustand befinden, der sie in Aibons Sinne verändert hatte. Mich wunderte zudem, daß ihre Körper noch auf der Wasserfläche schwebten und nicht untergegangen waren, wobei sie nicht einmal bis auf den Grund gesackt wären, sondern dicht unter der Wasserfläche dümpelten.
Ich schaute zurück.
Es war niemand da, der mich verfolgte. Deshalb nutzte ich die Gunst des Augenblicks und zog die Tür auf.
Sie war sehr leicht, und ich trat den ersten Schritt in den Poolbereich hinein.
Augenblicklich wehte mir andere Luft entgegen. Sie war nicht frisch, sie roch auch nicht nach Parfüm. Hier saugte ich den Geruch des Wassers auf, eben den, den ich aus Badeanstalten her kannte.
Der Boden war sauber, und die Kacheln bestanden auf der Oberfläche aus einem rutschfesten Material.
Ich ging weiter, schaute mich um, suchte nach Gegnern, aber es gab niemand, außer den beiden
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