1084 - Stätte der Verdammnis
in die Höhe.
Mechanisch und marionettenhaft. Dabei sah ich in den Gesichtern keine Veränderung. Das Licht in den Augen blieb, die Starre ebenfalls, aber sie schienen trotz allem sehen zu können, denn sie starrten mich an. Niemand drehte den Kopf, um woanders hinzuschauen. Allein ihre beiden Augenpaare waren auf mich gerichtet. Das Licht gehörte zu ihnen. Es war die Treibkraft, die ihnen ein neues und anderes Leben gegeben hatte.
Ich wußte nicht, was sie vorhatten. Wie reagierten diese Wesen, wenn sie plötzlich einen lebenden Menschen vor sich sahen? Sahen sie ihn als einen Feind an? Oder nahmen sie ihn einfach nur hin und akzeptierten ihn?
Das Wasser rann aus der Kleidung. Es tropfte zu Boden. Die Frau hatte dem Mann die Hand gereicht. Es vermittelte mir so etwas wie einen vertrauten Eindruck, und ich dachte daran, daß die beiden auch im normalen Leben zusammen gehörten. Diese Wald-Sauna wurde weder von Giselle noch von Tricia geführt. Besitzer waren das Ehepaar Riley. Helen und Peter Riley. Auch wenn sich die beiden mir noch nicht vorgestellt hatten, ich ging davon aus, daß mir die Besitzer gegenüberstanden.
Sie taten noch nichts.
Sie mußten sich erst fangen. Aber mit ihren lichterfüllten Augen sahen sie aus wie Puppen, die nur eine Blickrichtung kannten. Es war keine schaurige Umgebung. Es gab auch keinen Nebel, keine alten Gemäuer oder Ruinen, keinen dichten Wald, auch kein Gestrüpp, und trotzdem rann es mir kalt den Rücken hinab, denn diese beiden Gestalten wirkten auch in dieser hellen Umgebung verdammt unheimlich.
Keine Menschen mehr. Mit Aibon-Mondlicht erfüllte Monster, die geschickt worden waren, um im Namen dieses verdammten Landes Grauen und Angst zu verbreiten.
Sie richteten ihre Blicke direkt auf meine Augen. Das war ihr Ziel. Es mußte auch einen Grund dafür geben, und ich bemühte mich, den Blicken auszuweichen, während ich gleichzeitig unter meine Kleidung griff, um das Kreuz hervorzuholen.
Es hatte sich nicht erwärmt. Hätte ein Vampir oder ein anderer Dämon vor mir gestanden, wäre es etwas anderes gewesen. So aber blieb das Kreuz kühl und nur durch meine Hand angewärmt.
Sie standen starr wie zwei Statuen. Aber sie warteten. Ich merkte die Spannung, die sich aufbaute, und sie mußten mein Kreuz längst gesehen haben, das ich ihnen nicht entgegenstreckte und einfach nur in der Hand behielt.
Keine Reaktion…
Dann ging ich näher.
Die beiden blieben an ihrem Platz, doch an meinem Kreuz tat sich etwas. Ich merkte, wie sich das geweihte Silber farblich veränderte. Die andere Kraft floß darüber hinweg. Sie drang nach außen, und nicht das helle Licht, wie ich es gewohnt war, sondern dieser verdammte grünliche Schein, der eben auf das Paradies der Druiden hindeutete.
Die beiden störten sich nicht an meiner »Waffe«. Sie gaben sich gemeinsam einen Ruck und kamen auf mich zu.
Stereotyp. Zwei Marionetten. Kalte, lichterfüllte Augen, die mich wie gefangen hielten. Sie wollten mich in die Enge treiben, sie wollten mich haben, und ich wünschte mir in diesen Augenblicken sehnlichst Sukos Dämonenpeitsche herbei, um ihnen das zu geben, was sie verdienten. Das Kreuz reichte nicht aus. Es hatte ihre Gefährlichkeit nur erkannt, deshalb auch die farbliche Veränderung, aber es stieß sie nicht zurück. Es machte ihnen keine Angst.
Der Blick in die Augenpaare - mein Blick!
Es war zwar nicht der berühmte Schlag in den Magen, aber ich merkte, wie mich das kalte Licht störte. Schon beim ersten Kontakt bekam ich die Behinderung zu spüren. Die andere Kraft wollte sich in meinen Kopf eindrängen und mich übernehmen. Das Erbe des Mondschein-Monsters war sicherlich stark genug, um auch dies zu schaffen.
Es wurde etwas kritisch für mich. Deshalb zog ich mich sicherheitshalber zurück. Nur weg vom Pool, denn dort zu landen, war nicht eben das Wahre.
Ich hätte mich auch in die Bar zurückziehen können. Genau das wollte ich auch nicht. Feigheit vor dem Feind hätte das geheißen, und das war nicht meine Art.
Deshalb griff ich an.
Bevor sie etwas tun konnten, war ich bei ihnen. Ich packte den Gürtel des Mannes, hob ihn hoch und rammte ihm mein Knie in den Leib. Er kippte zurück, knallte auf den harten Boden und rutschte über die Wasserlache noch ein Stück weiter.
Danach kümmerte ich mich um die Frau. Sie hatte sich schon gedreht, um mich attackieren zu können, doch wieder war ich schneller. Diesmal schlug ich mit dem Kreuz zu. Ich rammte das Metall gegen das Gesicht
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