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1084 - Stätte der Verdammnis

1084 - Stätte der Verdammnis

Titel: 1084 - Stätte der Verdammnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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hatte jemand geschickt, der alle Menschen schaffte, auch mich.
    Das Licht war und blieb. Ich konnte ihm nicht ausweichen. Auch wenn ich versuchte, die Augen zu schließen, war es vorhanden. Ich erlebte, wie ich mich selbst immer mehr verlor.
    Ich wurde zu einem anderen.
    Der Widerstand sank.
    Die Kraft floß dahin…
    Nur mein Gehör funktionierte noch, als sollte es mich irgendwann verspotten.
    Ich hörte auch etwas.
    Eine Melodie. In der Ferne klang sie auf. Sie wurde weich gespielt. Ein Ton schien den anderen einholen zu wollen, um sich mit ihm zu einem Musikstück zu vermischen. Es war eine Musik, die ich kannte, denn nur einer beherrschte das Spiel der Flöte so perfekt.
    Es war der Rote Ryan, mein Freund aus Aibon. Er mußte von diesem furchtbaren Grauen erfahren haben und hatte es nicht lassen können, durch das offene Tor in unsere normale Welt zu schreiten.
    Innerlich jubelte ich, doch es war vergebens. Mir brachte die Melodie nichts. Nach wie vor glotzten mich die kalten Augen an. Nur waren sie dabei, sich zu bewegen. Der Kopf blieb normal, jedoch nicht die eigentlichen Augen.
    In ihnen zuckte das Licht. Da bewegte sich die Strahlung. Da entstanden Kreise. Ich konnte es kaum glauben, daß sich plötzlich auch der Kopf bewegte, denn er zuckte in die Höhe.
    Die anderen Augen verschwanden aus meinem Blickfeld. Die Sicht wurde wieder klarer.
    Kalik war für mich kein Mensch mehr. Und er bewegte sich auch nicht wie ein normaler Mensch.
    Sein Körper zuckte. In ruckartigen Bewegungen glitt er in die Höhe. Nicht fließend. Man schien ihn Stück für Stück hoch und dabei von mir wegzuziehen.
    Auf einmal stand er.
    Der Druck bei mir war weg. Zwar brannten meine Augen noch, aber dieses Brennen ließ sich ertragen. Vor allem deshalb, weil es mit dem Wissen verbunden war, daß ich einen Teilsieg errungen hatte. Die Sicht klärte sich wieder. Das geschah intervallweise. Mehrere Schichten dünner Tücher wurden von meinen Augen entfernt, damit ich die Umgebung wieder klar zu sehen bekam.
    Ein Wunder für mich.
    Für Kalik nicht. Er war es, der zu leiden hatte. Noch immer lag ich leider auf dem Boden, aber die Kraft nahm zu. Ich dachte schon daran, Kalik anzugreifen, der sich vor mir hilflos gebärdete. Die Musik, die mir so bekannt und auch völlig normal vorkam, traf ihn mitten ins Mark und begann, ihn fertigzumachen.
    Er konnte sich nicht mehr normal bewegen. Sein Oberkörper war in die Höhe gerichtet. Den Kopf hatte er nach hinten gedrückt. Mit der Stirn schrammte er trotzdem über die Decke hinweg. Dann sackte er zusammen, drehte sich zur Seite und glich immer mehr einer Figur, bei der die Kontrolle verloren gegangen war. Da spielte der Motor nicht mehr mit. Es war alles anders geworden. Jeder Teil seines Körpers für sich selbst. Es gab keine Verbindung mehr.
    Er ging weiter.
    Er drehte sich.
    Jeder Schritt war ein Stampfen. Und noch immer hörte ich die Melodie der Flöte. Er senkte seinen Kopf, er nickte, ohne es zu wollen, allein bedingt durch die Bewegungen.
    Kalik litt unter den Klängen, die mir einen gewissen Auftrieb gaben. Ich sah mich auf der Siegerstraße und schreckte nur noch einmal zusammen, als das Mondschein-Monster in einem wahren Anfall von Wut mit der Faust gegen die Wand drosch, als wollte es ein Loch hineinschlagen.
    Das Mauerwerk zitterte, der Boden auch, nur mir ging es besser. Ich hatte mich schon gedreht, ein Bein angezogen und wollte schwungvoll aufstehen, als ich dicht an meinem rechten Ohr einen Schrei und ein scharfes Atmen hörte.
    »Nein, nein, so nicht!«
    Der kalte Druck sprach Bände. Tricia hatte die Gelegenheit genutzt und mir die eigene Beretta hinter das Ohr gegen den Nacken gedrückt.
    »Ich töte dich, John! Ich werde dich erschießen. Mir geht es schlecht. Die verdammte Musik. Sie soll aufhören, verflucht! Sag, daß sie aufhören soll.«
    Ich blieb ruhig. Ich mußte es tun. Jemand, der so hektisch redete wie Tricia, stand unter starkem seelischem Druck. Sie hatte die Übersicht verloren, denn ihre kleine neue Welt war von einem Augenblick zum anderen zusammengebrochen. In einem solchen Zustand war sie zu allem fähig.
    Um Kalik kümmerte ich mich nicht. Der hatte zudem mit sich selbst zu tun. Noch immer war das Spiel zu hören. Wände und Scheiben konnten die Melodien nicht davon abhalten, in das Zimmer einzudringen. Ich rechnete damit, daß es die anderen fünf Frauen ebenfalls vernahmen und durch das Spiel möglicherweise wieder normal wurden.
    »Das kann ich nicht,

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