1086 - Solaner-Jagd
sehen.
Dabei sind wir nicht besser dran! dachte Rhodan grimmig.
„Wir wundern uns über eure Gelassenheit", sagte Leto. „In vier Tagen läuft das Ultimatum ab. Wo ist der Schild?"
Rhodan starrte die beiden Fremden über den Tisch hinweg an. Wußten sie das nicht besser als er?
„Wir haben keinen Schild", erklärte er. „Das Ultimatum muß aufgehoben oder verlängert werden."
Er war mit dem festen Vorsatz hergekommen, eines dieser beiden Ziele zu erreichen, obwohl nach allen bisher gemachten Erfahrungen mit den Porleytern kein Grund zum Optimismus bestand.
„Es ist sinnlos, über das Ultimatum zu reden", sagte Leto. „Es wird sich nichts daran ändern."
„Das Ultimatum ist im höchsten Maß unmoralisch!" Rhodan hatte über diese Worte lange nachgedacht und hoffte, daß sie ihre Wirkung nicht verfehlten. „Die Porleyter kämpfen für Recht und Ordnung. Wie können sie sich gegen ein Volk stellen, das zu ihren engen Verbündeten gehört? Ist Lafsater-Koro-Soth, seid ihr euch alle darüber im klaren, daß ihr euch mit diesem Vorgehen außerhalb der Richtlinien stellt, die von den Kosmokraten vorgegeben sind? Die Kosmokraten würden euer Tun niemals billigen."
Er hatte geglaubt, die beiden Porleyter zumindest nachdenklich stimmen zu können.
Doch Manaver-Leto-Farn, der offenbar als Sprecher auftrat, wischte Rhodans Bedenken mit einem Satz zur Seite.
„Das können wir besser beurteilen!"
Bully hielt es nicht länger still auf seinem Platz.
„Das bildet ihr euch ein!" schrie er außer sich.
„Wir waren schon vor über zwei Millionen Jahren eurer Zeitrechnung Beauftragte der Kosmokraten", meinte Leto trocken. „Damit ist alles gesagt."
Rhodan lehnte sich im Sitz zurück und schloß die Augen. Er kannte die Porleyter inzwischen gut genug, um zu wissen, daß jede weitere Argumentation sinnlos war.
Diese Wesen wollten den Standpunkt der Terraner nicht verstehen.
Was konnten sie tun? fragte sich Rhodan. Um einen weiteren Pseudoauftritt von kosmokratischen Gesandten zu inszenieren, war es zu spät. So etwas mußte gut vorbereitet werden. Das traf auch für eine fingierte Nachricht der Kosmokraten zu.
Und der Kardec-Schild war und blieb verschwunden.
Rhodan seufzte unwillkürlich.
„Ihr könnt Koro ausrichten, daß er seine angedrohten Maßnahmen durchführen muß.
Wir können keinen Kardec-Schild beschaffen." Er überlegte, ob er ihnen die Wahrheit sagen sollte, verwarf aber diese Idee wieder. Es hätte sie vermutlich nur noch mehr gegen die Menschen aufgebracht.
„Der Schild ist nur eines von vielen Problemen", sagte Leto. „Wir sind zusammengekommen, um andere wichtige Punkte zu erörtern."
Rhodan erwiderte grimmig: „Das dachte ich mir bereits."
Ebenso wie sein Begleiter saß Leto völlig bewegungslos da. Die Fähigkeit völliger körperlicher Konzentration war Rhodan bei den androiden Aktionskörpern der Porleyter schon oft aufgefallen. Während er Leto und Golpo beobachtete, kam ihm in den Sinn, wie wenig es doch den Tatsachen entsprach, wenn man diese Androidenkörper mit Riesenkrabben verglich. Sie waren einfach fremdartig, aber der menschliche Verstand bedurfte offenbar bildhafter Vorstellungen, um solch einen Anblick verarbeiten zu können.
„Wir haben festgestellt", drang Letos Stimme in sein Bewußtsein, „daß die Besatzungsmitglieder der SOL verfolgt und verhaftet werden. Aus welchem Grund geschieht das?"
Rhodan rang um seine Fassung. Er hatte nicht erwartet, daß die Porleyter so schnell Wind von dieser Sache bekommen würden.
Äußerste Vorsicht war geboten.
Rhodan brauchte nur in die bestürzten Gesichter von Bully und Tiff zu schauen, um zu begreifen, was von seiner Reaktion abhing. Wenn die Porleyter jetzt erfuhren, daß 10.000 Seth-Apophis-Agenten ins Solsystem eingeschleust worden waren, ohne daß es die Terraner bemerkt hatten, würden sie sich in ihrer verhängnisvollen Politik überhaupt nicht mehr aufhalten lassen.
„Es war eine politische Verschwörung", versetzte er so gelassen wie möglich. „Ihr wißt, wie lange die SOL unterwegs war. Keines der Besatzungsmitglieder, der Arkonide Atlan einmal ausgenommen, hat vor der Ankunft des Raumschiffs seine Urheimat jemals gesehen. Kein Wunder, daß diese Menschen andere politische Erwartungen haben als wir. Sie planten den Umsturz, um selbst an die Macht zu kommen. Danach wollten sie ihre Ideen verwirklichen."
Gespannt wartete er, ob die beiden Porleyter ihm das abnehmen würden. Er sah sie leise miteinander
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