1086 - Solaner-Jagd
offenbar ein komplizierter Vorgang, der nur in den seltensten Fällen Erfolg verhieß. Um so wichtiger war es, daß er in Freiheit blieb.
Für die ausgefallenen Solaner mußte dringend Ersatz beschafft werden.
Das machte das Ziel des Flüchtlings deutlich.
Er mußte versuchen, an Bord der SOL zu gelangen. Dort gab es im Bordverbundnetz von SENECA noch mehr Spoodies, als der Mann allein je verteilen konnte.
Getreu seiner Absicht hatte er sich immer näher an den Raumhafen herangearbeitet.
Hier, in der unmittelbaren Umgebung des Landefelds, schienen die Sicherheitsmaßnahmen nicht verstärkt worden zu sein. Allerdings war der Sektor, wo sich die SOL befand, fast hermetisch abgeriegelt. Trotzdem fiel dem Mann auf, daß die Sicherheitskräfte im Hintergrund blieben. Vermutlich waren die Porleyter der Grund für ihr unauffälliges Verhalten. Die Verantwortlichen der Kosmischen Hanse und der LFT wollten offenbar vermeiden, daß die Porleyter die wahren Hintergründe der Jagd auf die Solaner erfuhren.
Das war nach allem, was der Mann wußte, nur allzu verständlich.
Es war aber auch seine Chance.
Als er jedoch näher kam, erlebte er einen Schock.
Die Schutzschirme der SOL waren eingeschaltet; das leuchtende Flimmern in der Luft rund um das Schiff ließ keine andere Erklärung zu.
Der Mann kauerte sich in eine Gebäudeecke. Er war müde, hungrig und ratlos. Ohne den Spoodie unter seiner Kopfhaut hätte er jetzt vermutlich aufgegeben, doch der Symbiont zwang ihn zum Nachdenken.
Die Terraner hatten die SOL von außen abgeriegelt. Wozu hätten sie also die Schutzschirme einschalten sollen? Diese Maßnahme mußte in ihren Augen sogar als falsch erscheinen, weil sie geeignet war, die Aufmerksamkeit der Porleyter zu erregen.
Ein heißer Schauer durchlief den Mann, als er daran dachte, was der wirkliche Grund für die aktivierten Schutzschirme des Schiffes sein konnte.
Ein anderer Solaner war vor ihm auf die Idee gekommen, an Bord zu gehen. Dabei war er entdeckt worden, und um ihn zu schützen, hatte der ebenfalls von Spoodies kontrollierte SENECA die Schutzschirme eingeschaltet.
So mußte es sein!
Der Mann war erleichtert. Nun konnte er sich ganz seiner eigenen Sicherheit widmen.
Er überlegte seine weiteren Schritte. Vielleicht gelang es ihm, mit dem Solaner (womöglich waren es sogar mehrere) an Bord in Verbindung zu treten. Dazu benötigte er aber ein Funkgerät.
Er richtete sich auf. Ringsum in den Gebäuden gab es Hunderte solcher Geräte, die meisten davon standen in Räumen, in denen sich kein Mensch aufhielt. Das sollte sein Vorhaben erleichtern.
Der Mann war mittelgroß und hatte ein grobporiges Gesicht. Sein Oberkörper wirkte im Verhältnis zum übrigen Körper ungewöhnlich lang und sein Gang erinnerte unwillkürlich an das Gewatschel einer Ente.
Der Mann war der Kommandant der SOL, Tanwalzen.
Von dem Augenblick an, da er aus der Ecke hervortrat, geriet er in das Aufnahmefeld einer Robotkamera.
Tanwalzen merkte nichts davon.
*
Seitdem Gesil an Bord gelangt und Segoias Gyrogleiter an der Außenhülle der SOL zerschellt war, lebte Belt Stardolini in ständiger Furcht vor neuen Zwischenfallen. Dabei hätte er allen Grund zur Zufriedenheit gehabt: Wegen seiner Aufmerksamkeit war er von seinem Vorgesetzten gelobt worden.
Etwas von der Spannung, die über diesem Teil des Raumhafens lag, drang ungehindert bis in Stardolinis Arbeitsbereich. Der Zustand glich dem vor einer erwarteten schweren Explosion.
Stardolini konnte sich ausrechnen, wohin der gesamte Kontrollturm geblasen wurde, wenn die SOL tatsächlich explodierte, aber diese Möglichkeit versuchte er aus seinen Gedanken zu verdrängen. Er hatte, zusätzlich zu seinen gewohnten, neue Aufgaben erhalten. Ihm oblag die Kontrolle einiger Dutzend Robotkameras, von denen nun Tausende in der Nähe der SOL operierten.
Und so entdeckte Stardolini den Mann.
Er erblickte ihn auf einem der zahlreichen Kontrollbildschirme und sah auf den ersten Blick, daß er nicht zu den Beamten und Spezialisten gehörte, die die SOL abschirmten.
Nicht, daß der Mann Uniform oder Spezialkleidung getragen und sich auf diese Art und Weise verdächtig gemacht hätte - es war einfach sein Verhalten.
Stardolini dachte unglücklich, daß er nun zum zweitenmal innerhalb von nur zwei Tagen in eine Sache verwickelt wurde, aus der er sich liebend gern herausgehalten hätte. Er konnte aber seine Entdeckung nicht verheimlichen, denn alle von den Robotkameras gesendeten
Weitere Kostenlose Bücher