1086 - Solaner-Jagd
Aufnahmen wurden gespeichert, an eine Computerzentrale weitergeleitet und dort noch einmal ausgewertet. Das Bild des Fremden dort unten in der Nähe des Landefelds wäre also früher oder später sowieso irgend jemand in die Hände gespielt worden.
Stardolini seufzte und rief Segoia an, der seinen Schock überwunden und die Arbeit wiederaufgenommen hatte.
„Zwischen dem C-Block und der Karawanserei vier ist ein Mann", meldete Stardolini.
„Er benimmt sich verdächtig und befindet sich im Bereich der Kamera vierunddreißigsechzehn-K."
„Gut", entgegnete Segoia. „Wir übernehmen. Halte ihn im Bild, bis du siehst, daß wir von der Zentrale aus eine weitere Kamera hinbeordert haben."
Stardolini war erleichtert, daß die Angelegenheit so schnell von einem anderen Kompetenzbereich übernommen wurde. Trotzdem ließ er den Bildschirm, auf dem der Mann zu sehen war, nicht aus den Augen. Auf eine schwer zu erklärende Weise faszinierte es Stardolini, aus sicherer Entfernung mitzuerleben, wie sich der Teil eines menschlichen Schicksals vollzog.
Der Unbekannte schaute sich sichernd nach allen Seiten um. Auf dem Bildschirm leuchtete im Schriftfeld eine Zahl auf, die zweite Kamera war eingetroffen und hatte den Verdächtigen erfaßt. Nun würde er, wenn ihm kein Wunder zu Hilfe kam, nicht mehr entkommen können.
Vielleicht war der Mann noch ganz zuversichtlich.
Stardolini spürte, daß er unwillkürlich die Partei des Beobachteten ergriff. Der Mann hatte, zumal er offenbar über keinerlei technische Ausrüstung verfügte, überhaupt keine Chance. Die Übermacht der Technik war erdrückend.
Es ist nicht fair! dachte Stardolini. Auch wenn er ein gefährlicher Bursche sein sollte, es müßte eine ausgleichende Gerechtigkeit geben. Doch die Welt war so, wie sie nun einmal war, und alle guten Wünsche Stardolinis halfen dem Mann dort unten nicht.
Immerhin gelangte der Unbekannte noch zu einem Nebeneingang des C-Blocks und öffnete eine Tür. Er streckte den Kopf in den Korridor, um zu sehen, ob sich dort jemand aufhielt. Die Robotkameras folgten ihm auch in den Gang hinein und hielten unerbittlich jede Szene fest.
Dann erschienen drei Allzweckroboter.
Sie traten aus verschiedenen Räumen in den Korridor, einer vor und zwei hinter dem Mann. Wer immer der Flüchtling war, er war kein Dummkopf und begriff sofort, was das Auftauchen der Roboter bedeutet. Er blickte sich um und floh in jene Richtung, wo nur eine Maschine den Weg versperrte. Der Roboter baute ein Pufferschild auf. Der Gejagte mußte stehen bleiben. Auf der anderen Seite sah es für ihn nicht besser aus, und Stardolini nahm an, daß der Mann nun aufgeben würde. Doch er war aus anderem Holz geschnitzt, als Stardolini sich das vorstellen konnte. Er floh in einen der Seitenräume und warf die Tür hinter sich zu. Den Allzweckrobotern war er auf diese Weise für kurze Zeit entkommen, nicht aber den beiden flugfähigen Kameras, die nun keinen Grund mehr zur Zurückhaltung besaßen und dicht über seinem Kopf operierten. Sie drangen mit in den Nebenraum ein. Es war ein gemischtes Kontroll- und Arbeitszimmer. An einem Tisch saßen sich zwei Frauen gegenüber und beschäftigten sich mit Leuchtsensoren. Stardolini konnte nicht hören, was gesprochen wurde, aber die beiden Frauen schreckten auf und redeten auf den Mann ein.
„He, Belt!" rief jemand.
Stardolini zuckte zusammen, als er Segoias Stimme hörte, die aus einem Lautsprecher kam.
„Wir haben einen guten Fang gemacht", fuhr der Zentraleleiter zufrieden fort. „Das ist Tanwalzen, der Kommandant der SOL!"
Trotzig sagte Stardolini: „Noch habt ihr ihn nicht!"
Wenn Segoia über diese Antwort verwundert war, zeigte er es nicht. Er schaltete wieder ab.
Stardolini sah, daß mit Paralysatoren bewaffnete Frauen und Männer zusammen mit den Allzweckrobotern in den Raum eindrangen.
Tanwalzen warf sich ihnen entgegen, als hätte er selbstmörderische Absichten, doch er wurde ohne große Mühe überwältigt und abgeführt.
In Stardolini blieb ein Gefühl von Verlorenheit zurück.
*
„Wir haben Tanwalzen!"
Bullys Stimme verriet Genugtuung.
„Quiupu ist gerade dabei, ihn zu operieren. Sobald er sich von seinem Schock erholt hat, werden wir mit ihm reden können."
„Du scheinst dir viel davon zu versprechen", sagte Rhodan, der einige seiner wenigen freien Stunden in seinem Privathaus am Goshun-See verbrachte.
„Ich hoffe sehr, daß er uns Hinweise geben kann, wie wir an Gesil herankommen und wo
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