1088 - Killer in der Nacht
gehabt. Für Brenda Lee aber waren sie neu. Ich konnte mir vorstellen, daß sie stark gelitten hatte und jetzt wie auf heißen Kohlen saß.
»Was hat sie nur mit mir gemacht?«
»Wir werden sie fragen.«
»Glauben Sie denn, daß Sie eine Antwort bekommen, Mr. Sinclair? Nein, bestimmt nicht. Diese Frau ist anders. Wenn sie wirklich mit fremden Mächten in Verbindung steht - anders kann ich es nicht ausdrücken - dann wird sie auch Vorsichtsmaßnahmen getroffen haben.«
»Das denke ich auch.«
»Was fühlen Sie dann? Angst?«
Ich war ehrlich und sagte: »Nein, nicht direkt. Es ist wirklich keine Angst. Eher eine gewisse Spannung, wenn Sie verstehen.«
»Kaum. Aber ich bin nicht Sie und habe eine andere Arbeit. Wahrscheinlich muß man so denken, wenn man einen Job hat wie Sie. Das jedenfalls stelle ich mir vor.«
»Da könnten Sie recht haben.«
»Und jemand wie Sie kann auch nicht verheiratet sein.«
»Kann schon. Nur ist es besser, wenn ich Junggeselle bleibe. Meine Frau könnte sehr schnell Witwe werden.«
»Bisher haben Sie Glück gehabt.«
»Das ist richtig. Man gewöhnt sich an gewisse Dinge und ist entsprechend vorsichtig.«
»So müssen Sie wohl denken.«
Ich fuhr in Richtung Hyde Park. Die japanische Botschaft hatten wir schon passiert und rollten auf die südöstliche Ecke des großen Parks zu, in der sich auch der weltberühmte Corner befindet, wo die Leute ihre Meinung sagen.
Südlich des Parks waren die Häuser in einer schmalen Stichstraße gebaut worden. Zum Glück brauchte ich nicht viel zu kurven, da ich den Weg kannte.
Sehr bald waren sie zu sehen. »Da, die drei Gebäude«, ich nickte in die Richtung. »Da müssen wir hin.«
»Aha.«
Meine Begleiterin wurde schweigsam. Sie hing ihren Gedanken nach.
Häuser, davor Parkplätze für die Autos, die in der zu den Bauten gehörenden Garage keinen Platz mehr gefunden hatten. Wir erreichten den Parkplatz, der dicht gefüllt war. Vielleicht gab es noch die eine oder andere Lücke. Sie zu suchen, hatte ich nicht mehr den Nerv. Deshalb fuhr ich bis dicht vor die Haustür und stellte den Wagen dort schräg ab, auch wenn er verkehrswidrig parkte.
Ich stieg aus. Brenda Lee folgte mir langsamer. Ich sah ihr an, wie nervös sie war. Ihr Blick glitt an der Fassade hoch bis hin zum Dach.
»Wir müssen bis in die letzte Etage«, sagte ich.
»Schon gut.«
Natürlich hatte ich keinen Schlüssel. Ich wollte auch niemand aufmerksam machen, erst recht nicht Christa Evans.
Das Glück kam uns in der Gestalt eines Mannes zu Hilfe, der sich an der Hauswand entlangbewegte. Ich kannte den Mann nicht. Er aber blieb leicht schwankend stehen und nickte mir zu.
»Sie sind doch der Polizist, wie?«
»Richtig.«
»Habe Sie oben kurz gesehen.«
»Das ist nett. Wohnen Sie hier?«
»Klar. Ich mußte nur mal kurz verschwinden und einen Schluck nehmen. Aus dem sind dann mehrere geworden. Ist auch nicht einfach zu verkraften, wenn man plötzlich so eine Leiche sieht. Ich wohne zwar nicht dort oben, aber ich bin hochgefahren. Darf ich mal?« Er holte den Schlüssel hervor und drängte mich zur Seite, weil ich ihm die Sicht auf das Türschloß genommen hatte.
»Was wollen Sie denn noch hier?«
»Ich habe noch einige Fragen.«
»Aber nicht an mich - oder?«
»Nein, Sie haben nichts damit zu tun. Außerdem wohnen Sie nicht in dieser Etage.«
Er schloß endlich die Tür auf, ließ uns eintreten, und wir rochen seine Fahne, die ihn umgab. Er brummelte etwas von Ärger, den er mit seiner Frau bekommen würde, dann winkte er uns zu und ging auf eine der beiden unteren Wohnungstüren zu. Der Fahrstuhl war für Brenda Lee und mich frei.
Erst als der Mieter in seiner Wohnung verschwunden war, zog ich die Tür auf. Brenda ging vor, und ich sah, wie sie erschauerte.
»Stört Sie was?«
»Ja, Mr. Sinclair. Ich mag keine Fahrstühle. Sie kommen mir immer so kalt wie Gräber vor.«
»So sehe ich das nicht. Für mich sind sie Mittel zum Zweck.« Ich drückte auf den Knopf für die sechste Etage, dann glitten wir hoch.
»Was soll ich denn tun?« fragte Brenda leise.
»Sie können es sich noch überlegen und zurückbleiben, Mrs. Lee.«
»Daran habe ich schon gedacht, aber auch ich will Klarheit über das haben, was mit mir geschah. Und deshalb muß ich mit Christa sprechen. Verstehen Sie das?«
»Ist schon okay.«
Wir hatten die sechste Etage erreicht und verließen die Kabine. Ich spürte nichts, ich hörte kein Keuchen. Rechts und links von uns lag der Flur in einer
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