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109 - Die Atemdiebin

109 - Die Atemdiebin

Titel: 109 - Die Atemdiebin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Frenz
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einem kurzen Seitenblick darauf, den Wunsch zu erfüllen. Die Fundmenge war groß genug, um ein wenig davon an die Franzosen abzutreten.
    Auch sonst behielt Matt sein Misstrauen für sich. Entweder hatten die Franzosen wirklich nichts mit dieser zerstörerischen Technik zu tun – dann war es besser, sie nicht durch einen direkt geäußerten Verdacht zu brüskieren. Oder sie wollten mit ihrem Entgegenkommen das Misstrauen der britischen Delegation einlullen – dann war es ohnehin besser, sie in dem Glauben zu lassen, ihr Vorhaben sei gelungen.
    Corporal Farmer stellte noch einige Fragen zu den überlassenen Dateien, erfuhr jedoch – mit dem Hinweis, dass weder Dufaux noch Village Experten auf dem Gebiet der Nanotechnik waren – wenig Konkretes. Das klang plausibel, mochte aber wiederum Teil einer Hinhaltetaktik sein.
    »Einige Zellproben des Toten wären ebenfalls sehr hilfreich«, bat Village lächelnd, nachdem er eine versiegelte Glasschale mit Nanobots in Händen hielt. »Und dann möchte ich Sie noch um zwei Laser-Emitter bitten, wie sie Ihre Community für die Laserphasen-Gewehre benutzt. Sie könnten uns damit helfen, einen vorübergehenden Engpass im Bereich der zivilen Nutzung zu überbrücken.«
    Noch was?, dachte Matt sarkastisch. Vielleicht eine Laserphasenkanone, mit der ihr die Hülle des EWATs knacken könnt? Mittlerweile war er froh, dass die Franzosen in Sachen Waffentechnik noch immer auf Explosivstoffe setzten. Mit ihren Sturmgewehren waren sie der Explorer eindeutig unterlegen.
    Selina McDuncan schwankte zuerst, ob sie zwei Laser-Emitter aus dem Reservebestand abtreten sollte, sah dann aber keinen vertretbaren Grund, die laufenden Verhandlungen durch eine Weigerung zu belasten.
    Matt und sie atmeten jedoch beide auf, als sich die Offiziere verabschiedeten und in die Bunkeranlage zurückkehrten.
    »Lieutenant Shaw, sehen Sie sich umgehend die französischen Daten an«, ordnete Selina danach über Bordfunk an. Corporal Andrew Farmer stand eine andere Aufgabe bevor: Er sollte die Kolkraben einsatzbereit machen, die der Explorer als mobile Aufklärungseinheiten dienten. In St. Genis Laval wusste zum Glück noch niemand, dass die Tiere kleine, konvexe Miniaturkameras unter ihrem schwarzen Brustgefieder trugen.
    Nur wenige Minuten später flatterten Digger 1, 3 und 4 aus dem Schott in Richtung Lyon davon und übertrugen unbemerkt ihre Bilder.
    »Wir sollten aber nicht nur die Rolle des stillen Beobachters einnehmen.«
    Selina McDuncan zögerte nicht, Matts Forderung zuzustimmen. »Sie haben Recht, Commander! Sobald es dunkel ist, sondieren wir die Lage vor Ort.«
    ***
    Forviere, zwei Stunden später
    »Bist du verrückt, was machst du denn hier?«
    Amelie zuckte schuldbewusst zusammen, obwohl sie den Fackelzug der Schmiede und Ältesten, die von der Ruine zurückkehrten, ganz offen beobachtete. Ihre Anspannung wuchs weiter an, als sie sah, dass Alaan sie angesprochen hatte.
    Über den Schultern des Lischettenfängers lag ein langer Holzstab, an dessen Enden jeweils zwei Käfige mit lebender Beute hingen. Er war gerade auf den Weg in den »Gebratenen Gerul«, den er jeden Abend belieferte, und hatte einen Umweg in Kauf genommen, um einen Blick auf die Urteilsstätte zu werfen.
    Seit dem Kristofluu hatte dort oben in der alten Basilika schon so Mancher sein Leben gelassen, weil er seine Unschuld beweisen wollte. Meist ging es dabei Mann gegen Mann, manchmal musste auch mit der bloßen Hand eine Münze vom Grund eines mit siedendem Wasser gefüllten Kessels geholt werden. Doch jetzt, ganz plötzlich, sollte der Dämon, der Liion seit Monden heimsuchte, das Urteil vollstrecken. Und dieser Dämon, auf den alle hofften, war niemand anderes als sie selbst!
    »Willst du etwa da hinauf und…« Alaan ließ offen, was ihr Motiv für einen Besuch der Basilika sein könnte. Sein Gesicht glühte vor Aufregung, kalter Schweiß rann von seiner Stirn.
    Amelie spürte Zorn in sich aufsteigen. Glaubte dieser Kerl etwa, ihr Leben bestimmen zu können?
    »Keine Sorge, ich bin noch satt«, antwortete sie eine Spur heftiger als beabsichtigt. »Golluks Atem reicht noch für mehrere Tage.«
    »Oh, das ist gut.« Erleichterung zeichnete sich auf seinen Zügen ab. Gleich darauf verfinsterten sie sich wieder, als wäre er seiner Sache nicht mehr sicher. »Ich hoffe, du lügst mich nicht an! Es wäre nämlich gefährlich für dich, Elon und Noot aufzusuchen. Blaance hat mir vorhin erzählt, dass die Schamanin und ihre Gefährten

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