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1090 - Der Kardec-Kreis

Titel: 1090 - Der Kardec-Kreis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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und trotz seiner Winzigkeit vermittelte er den Eindruck eines, der sehr wohl in der Lage war, seine Versprechen ebenso wie seine Drohungen wahr zu machen.
    „Keine", sagte er. „Du verläßt dich auf mich, ebenso wie ich mich auf dich verlasse.
    Nur eines verspreche ich dir: Wenn du mich täuschst, hast du dein letztes Ei befruchtet!"
     
    9.
     
    Der erste Strahl der Morgensonne stach durch das Fenster, zog einen flimmernden Lichtstreif durch die Luft und malte einen gelblichen Kringel auf den Boden. Der Tag brach an, der 25. November, an dem nach dem Willen der Porleyter die Menschheit, repräsentiert durch zwei Ritter der Tiefe, für den Diebstahl eines Kardec-Schilds bestraft werden sollte.
    Perry Rhodan erwachte aus leichtem Schlummer. Er richtete sich auf und sah sich um.
    Das Quartier war behaglich eingerichtet. Man hatte Wert darauf gelegt, daß es den Fliehenden nicht an Bequemlichkeit mangelte. Die Tür zu der kleinen Kammer, in der der Transmitter stand, war offen. Das Gerät zeigte keine Aktivität. Irgendwann im Lauf der nächsten fünf oder sechs Stunden würde es sich von selbst einschalten, geweckt durch den Impuls eines Computers, der als einziger den genauen Fluchtplan kannte. Dann war es Zeit zum Aufbruch - Zeit, die nächste Station dieser Reise ins Ungewisse anzusteuern. Der Plan sah vor, daß die Fliehenden in unregelmäßigen Abständen das Quartier zu wechseln hatten. Mehr wußte Perry nicht. Er kannte weder den Zeitpunkt, zu dem der nächste Wechsel erfolgen würde, noch hatte er eine Ahnung, wo sich das nächste Quartier befand.
    Er stand auf und musterte sein Ebenbild in einem großen Wandspiegel. Die Maske war perfekt. Das breite, ein wenig aufgedunsene und mit Sommersprossen übersäte Gesicht schien einem Mann zu gehören, der es verstand, das Leben zu genießen und übergroße intellektuelle Anstrengungen zu vermeiden. Er neigte zur Korpulenz und bewegte sich mit dem leicht watschelnden Gang des Plattfüßigen. Niemand hätte genug Phantasie aufgebracht, hinter der Fassade des geistig unbedarften Epikureers Perry Rhodan zu vermuten.
    Er schaltete den Kommunikator ein und las die Nachrichten, die während der vergangenen Stunden eingetroffen waren. Noch immer nichts von Ngaju. Lafsater-Koro-Soth hatte inzwischen erfahren, daß die beiden Ritter der Tiefe geflohen waren.
    Eine offizielle Reaktion der Porleyter lag noch nicht vor. Man erwartete sie während der ersten Morgenstunden. Von Quiupu keine Spur, auch von Gesil nicht...
    Gesil! Der Name war wie ein Signal, das im Bewußtsein einen schmerzenden Reflex auslöste. Es war mehr als einen halben Tag her, seit er die letzte Metacellidin-Dosis zu sich genommen hatte. Die Wirkung der Droge war am Abklingen, das lag am Zellaktivator. Er hatte bewußt darauf verzichtet, sich mit einem Vorrat für weitere Injektionen zu versehen. Jetzt allerdings begann er an der Weisheit dieser Entscheidung zu zweifeln. Er empfand Sehnsucht nach Gesil. Es beunruhigte ihn, daß niemand ihren Aufenthaltsort kannte - wenn er auch auf der anderen Seite froh darüber war, daß sie sich dem Zugriff der Porleyter hatte entziehen können.
    Aus dem Nebenraum hörte er lautes, anhaltendes Gähnen. Er grinste. In wenigen Minuten würde Jen Salik unter der Tür erscheinen und sich ungeduldig nach dem Stand der Frühstücksvorbereitungen erkundigen. Er ging in die Küche, studierte die Anweisungen für den Gebrauch des Speiseautomaten und machte sich daran, zwei leichte Mahlzeiten zusammenzustellen.
    „Zubereitungszeit drei Minuten", sagte die Maschine.
    Er sah zum Fenster hinaus. Silbriger Nebeldunst lag über der Stadt. Was jetzt, Perry Rhodan? fragte er sich. Sie konnten nicht ewig vor den Porleytern davonlaufen. Wie lange würde die Publizitätsmaschinerie der Kosmischen Hanse brauchen, um die öffentliche Meinung so anzuheizen, daß es die Porleyter sich nicht mehr leisten konnten, ihre Drohung wahr zu machen? Zwei Tage... drei? Was aber, wenn man Lafsater-Koro-Soths Empfindlichkeit der öffentlichen Meinung gegenüber überschätzt hatte? Nein, das war kaum denkbar. Die Lage der Porleyter - zweitausendzehn Wesen inmitten einer Galaxis, deren Einwohnerzahl in die Billionen reichte - war prekär. Koro war sich der Schwierigkeiten bewußt, die ihm entgegenstanden. Er würde nicht von sich aus die Situation noch unhandlicher machen wollen, als sie ohnehin schon war. Wenn die Weltöffentlichkeit laut genug nach Amnestie für Perry Rhodan und Jen Salik schrie, würde

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