Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
1091 - Das Geschöpf

1091 - Das Geschöpf

Titel: 1091 - Das Geschöpf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
Temperaturen waren vorhanden.
    Es führte eine Treppe zur Eingangstür hin. Sie war mit einer voluminösen Meerjungfrau bemalt, die ihren überdimensionalen Busen dem Ankömmling entgegenstreckte. Die Brustwarzen hatte ein Spaßvogel mit roter Farbe nachgezeichnet, so daß sie wie zwei besondere Blickfänge wirkten.
    Die Tür war geschlossen. Daß er die Musik trotzdem hörte, lag an den gekippten Fenstern. Durch sie drang auch der Qualm wie Nebel ins Freie.
    Suko stieß die Tür auf und rechnete damit, die Bewohner des Sailor's Homes hier als Gäste zu sehen. In der Tat war es ziemlich voll. Im ersten Augenblick konnte Suko wegen des Qualms nicht viel sehen. Seine Augen fingen sogar an zu brennen, aber das legte sich schon nach kurzer Zeit, und über seine Lippen glitt ein Lächeln.
    Die Kneipe hätte vor 100 Jahren kaum anders ausgesehen. Eine niedrige Decke mit Holzbalken, an denen schon der Zahn der Zeit genagt hatte. Hinzu kam das Holz an der Wand, aber es verschwand zum großen Teil unter Bildern und Plakaten, die von den Seeleuten von ihren Reisen mitgebracht worden waren.
    Schiffe in allen Variationen: große, kleine, Segelschiffe, Kreuzer, Kutter, Motorschiffe, die noch mit Dampf betrieben wurden und aus deren Schornsteinen dicke Qualmwolken drangen, die wie Fahnen über Deck wehten.
    Etwas bunter waren die angeklebten Ansichtskarten. Sie fühlten sich im Verein mit den Souvenirs aus Hafischzähnen, als Lampen und Kompassen sehr wohl.
    Es war verdammt voll. Man saß, man stand, man redete und lauschte zugleich der Musik, die Old Jugg spielte. Man hatte ihm einen Stuhl auf den Tisch gestellt. Da hatte er dann seinen Platz einnehmen können, spielte das, was die Seeleute gern hörten und ihnen manchmal sogar die Tränen in die Augen trieb.
    So weit Suko erkennen konnte, war es eine reine Männerkneipe bis auf die Frau hinter dem Tresen, die Wirtin.
    Sie war schon ein Ereignis. Ein körperliches. Sehr wuchtig gebaut, mit langen, wahrscheinlich blond gefärbten Haaren und einem gewaltigen Vorbau, der von einer türkisfarbenen Korsage gebändigt wurde. Sie hatte sich eine schwarze Jacke übergestreift, sie aber nicht geschlossen, so daß ihr gewaltiger Busen zur Hälfte hervorschaute. Suko stach die Ähnlichkeit mit der Zeichnung auf der Eingangstür sofort ins Auge. Da hatte wirklich ein Künstler abgemalt.
    Das runde Gesicht mit der kleinen Stupsnase war stark geschminkt. Rosige Wangen wie die Haut von Weihnachtsäpfeln, ein kleiner Mund, aber ein ausgeprägtes Kinn.
    Suko schaute in die Augen der Frau. Helle, freundliche Augen. So sah jemand aus, der die Menschen akzeptierte und nicht nach der Hautfarbe schielte oder nach dem, was sie beruflich machten.
    Wäre es anders gewesen, hätten sich hier nicht so viele Nationen friedlich unter einem Dach zusammenfinden können.
    Suko hatte sich bis zur Theke durchgekämpft und wurde von der Wirtin sofort verstanden.
    »Du bist neu hier?« Sie mußte laut sprechen, um verstanden zu werden, denn neben Suko standen zwei nicht mehr ganz nüchterne Sailors und lachten über einen Witz.
    »Das bin ich.«
    »Ich heiße Rosa. Und du?«
    »Suko.«
    »Guter Name.«
    »Wieso?«
    »Den kann man sich merken.«
    »Ja.«
    »Seit wann?«
    »Bin grade eingezogen.«
    »Da wohnt man gut, glaub es mir. Ich habe meine Erfahrungen sammeln können. Willst du auch was trinken?«
    »Wäre nicht schlecht.«
    Rosa lächelte Suko an. »Deine Art gefällt mir, Sailor. Ich mag bescheidene Menschen.«
    »Wer sagt dir denn, daß ich bescheiden bin?«
    »Mein Blick, Suko. Der Blick fürs Wesentliche. Der erste Drink geht auf Kosten des Hauses.«
    »Oh, danke. Damit hätte ich nicht gerechnet.«
    »Bist du zum erstenmal in London?«
    »So gut wie.«
    »Na denn«, sagte sie gedehnt.
    »Was meinst du damit?«
    »Es hat sich herumgesprochen, daß sympathische Menschen bei mir einen Gratis-Drink bekommen.« Sie drehte sich um. Mit ihren kurzen Fingern an der breiten rechten Hand schnappte sie zielsicher eine Flasche aus dem Regal. Dann nahm sie ein recht hohes Glas und kippte es zu einem Drittel voll.
    »Was ist das?« fragte Suko.
    »Rum, mein Junge. Allerbester Rum. Der hilft dem Papa auf die Mama, das sage ich dir.« Sie lachte. »Hat mir mal ein deutscher Sailor gesagt.«
    Suko wußte, daß er seine Bewährungsprobe zu bestehen hatte. Er gehörte nicht zu den Menschen, die scharfe Sachen tranken. Bei ihm waren das mehr Notfälle, doch hier konnte er nicht ablehnen, wollte er sich sein positives Entree

Weitere Kostenlose Bücher