Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
1091 - Das Geschöpf

1091 - Das Geschöpf

Titel: 1091 - Das Geschöpf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
angehört…
    ***
    Zweimal hatte Gloria Esteban versucht, zur Tür zu eilen, um in das Zimmer ihres Sohnes zu gelangen. Jedesmal war es dem Heimleiter gelungen, sie wieder zurückzureißen.
    »Bitte, Gloria, sei doch vernünftig. Das darfst du nicht. Vertraue John Sinclair!«
    »Aber mein Sohn.«
    »Ja, ja, gerade deshalb!« Er nickte ihr heftig zu. »Er wird sich um ihn kümmern und dafür sorgen, daß ihm nichts passiert. Das mußt du einsehen. Wir können nichts erreichen. Wir sind zu schwach!«
    »Nein, nicht ich!«
    »Gloria, wirklich. Ich mag dich. Ich habe dich nicht grundlos hier eingestellt. Du bist eine patente Frau. Das will ich dir auch nicht immer sagen, aber ich beschwöre dich, daran zu denken, daß John Sinclair doch mehr Erfahrung auf diesem Gebiet hat. Wobei auch ich nicht erkennen kann, was es für ein Gebiet ist, aber er hat mein Vertrauen…«
    »Er ist nicht allmächtig, Phil. Und hier geht es um meinen Sohn, um mein Kind!«
    »Das weiß ich selbst.«
    »Ich will nicht, daß Manuel stirbt.« Gloria hatte die rechte Hand zur Faust geballt und hielt den Arm halb erhoben. »Begreifst du das denn nicht?«
    »Er war nicht tot, denk daran. Ich halte den Mann nicht für einen Lügner.«
    Sie ließ sich in einen Sessel fallen und schloß die Augen. Ihr Gesicht zuckte. Die Haut zeigte einen dünnen Film aus Schweiß. Sie war erregt wie selten, denn so etwas hatte sie noch nie in ihrem Leben durchgemacht.
    Diese Sekunden zählten zu den schwärzesten überhaupt, und sie wußte nicht mehr, was sie noch sagen sollte.
    Auch Phil Hancock war nervös. Er ging im Zimmer auf und ab. Viel Platz hatte er nicht. Die Möbel standen im Weg. Er konnte einfach nicht sitzen bleiben. Er mußte sich bewegen und von einem Ende zum anderen gehen.
    An der Tür blieb er stehen. Ein schneller Blick auf Gloria. Sie schaute im Moment nicht hin und hielt den Kopf gesenkt. Wie jemand, der völlig in sich selbst versunken war.
    Phil riskierte es. Er öffnete die Tür nicht, wollte jedoch etwas erfahren. Deshalb preßte er sein Ohr gegen das Holz, um zu erfahren, was möglicherweise im anderen Zimmer vorging.
    Es war nichts zu hören.
    Kein Laut. Keine Stimmen, keine Schreie. Die Stille gefiel ihm nicht. Sein tiefes Atmen hörte auch Gloria und schaute jetzt zu ihm hin.
    »Was ist denn?«
    »Nichts.«
    »Himmel, ich…« Sie sprang vom Sessel auf. Wieder lief sie auf die Tür zu, aber Phil fing sie ab, bevor sie irgendwelches Unheil anstellen konnte.
    »Nicht, Gloria…«
    »Aber du hast…«
    »Ich habe nur mein Ohr, an die Tür gelegt. Sonst ist nichts passiert. Komm.« Er drängte sie wieder auf den Sessel zu. Gloria Esteban gehorchte widerstrebend, und sie wehrte sich nicht, als sie auf ihren Sitzplatz gedrückt wurde.
    Sie sprach die nächsten Worte mehr zu sich selbst. »Ich bleibe nicht immer hier, Phil. Nein, das bleibe ich nicht. Ich bin für meinen Sohn verantwortlich. Ich werde irgendwann schauen, was mit ihm geschehen ist. Ich will ihn nicht als Leiche vor mir liegen sehen, verstehst du das?«
    Hancock gab keine Antwort. Ihm war etwas aufgefallen. Zuerst hatte er an eine Täuschung geglaubt, weil er es nur aus dem Augenwinkel wahrgenommen hatte.
    Dann aber nicht, denn er drehte den Kopf und sah an der Decke den Schatten.
    Zum erstenmal wurde er damit konfrontiert. Hancock erschrak so heftig, daß sich in seinem Körper einiges zusammenzog. Zugleich drängte das Blut in seinen Kopf. Für einen Moment glaubte er, daß ihm der Schädel platzen würde.
    Da war der Schatten!
    »Verstehst du das, Phil? Ich warte auf deine Antwort!«
    »Was denn?«
    Sie umklammerte sein rechtes Handgelenk. »Daß ich meinen Sohn nicht tot sehen will.«
    Er gab ihr keine Antwort. Seine Blicke verfolgten die Bewegung unter der Decke. Kreisförmig jagte der Schatten darüber hinweg. Er war schnell, doch nicht so schnell, als daß ihn der Mann nicht erkannt hätte. Seine Gestalt erinnerte an die eines Raubtiers, das sich im Sprung gestreckt hatte.
    Ein Körper, lange Arme und Beine, ein Kopf, der aussah wie ein großes Ei. Die hektischen Bewegungen, ausgelöst durch die Glieder machten ihn zu einem ungelenken Gebilde, auch deshalb, weil die Proportionen nicht stimmten. Die langen Arme und Beine mit den ebenfalls langen Krallen standen in keinem korrekten Verhältnis zum Körper.
    Er tanzte über die Decke. Huschte an den Wänden entlang. Der Kopf bewegte sich hektisch von einer Seite zur anderen. Hin und wieder geriet er auch in nickende

Weitere Kostenlose Bücher