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1094 - Der Mann aus Haiti

Titel: 1094 - Der Mann aus Haiti Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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zurückgestoßen. Diesmal konnte sie das Schreien nicht unterdrücken.
    Dann ließ der gräßliche Schmerz nach. Eartha atmete keuchend und rührte sich nicht, bis sie begriff, was geschehen war. Sie faßte nach unten und erschrak. Der Kopf des Kindes war bereits ausgetreten.
    Da kam auch schon die nächste Schmerzwelle. Diesmal schrie Eartha nicht, sondern konzentrierte sich darauf, betont langsam und tief durch die Nase einzuatmen und noch langsamer durch den Mund auszuatmen, wie Doktor McMahon es mit ihr geübt hatte. Sie empfand den Schmerz weniger stark und fühlte, wie der Körper des Kindes allmählich ganz herausglitt.
    „Doktor!" flüsterte sie, dann ließ sie erschöpft ihren Kopf auf die Brust sinken, unfähig, irgend etwas anderes zu unternehmen.
    So fand sie McMahon zwanzig Minuten später, nachdem der entsprechend instruierte Haustürcomputer ihn identifiziert und eingelassen hatte.
    Er erschrak heftig, denn das Kind atmete sehr schwach und schien seit der letzten Ultraschalluntersuchung nicht mehr gewachsen zu sein. Es war kaum halb so groß, wie ein durchschnittlicher Junge nach seiner Geburt sein wollte, und seine Haut hatte sich bläulich verfärbt und fühlte sich kühl an.
    Da er selbst nicht viel tun konnte, alarmierte er sofort den Rettungsdienst für Mutter und Kind. Innerhalb weniger Minuten war ein Gleiter da, der in seinem Innern eine Intensivstation für die Versorgung Gebärender beziehungsweise von Frauen unmittelbar nach einer Geburt sowie für die Versorgung oder Rettung von Frühgeburten beziehungsweise durch Komplikationen bedrohter Geburten barg.
    Eartha und Eric wurden hineingebracht und von einem erfahrenen Ärzteteam behandelt, während der Gleiter zur Klinik zurückfuhr. Nach der Ankunft konnte Eartha gleich auf ein normales Zimmer verlegt werden, da bei ihr keine Komplikationen eingetreten waren. Eric mußte allerdings noch über eine Stunde in der fliegenden Intensivstation bleiben, denn er schwebte zwischen Tod und Leben. Mehrmals neigte sich während dieser Zeit die Waage des Schicksals dem Tode zu. Nur das massive Aufgebot ärztlicher Kunst brachte ihn lebend durch diese Phasen.
    Schließlich war die unmittelbare Lebensgefahr behoben, und er wurde in die Intensivstation für Frühgeburten verlegt.
    McMahon hatte unterdessen dem Chefarzt über alle Untersuchungen Earthas berichtet.
    Als er die Nachricht erhielt, daß er die Patientin besuchen durfte, eilte er sofort zu ihr.
    „Doc!" rief sie ihm entgegen. „Wo ist Eric?"
    „Immer langsam!" erwiderte McMahon, sich betont forsch gebend. „Der junge Mann braucht etwas länger als du, um sich zu erholen. Für ihn war die Angelegenheit beträchtlich strapaziöser als für dich."
    „Ach, mach mir nichts vor, Doc!" sagte sie. „Er ist zu schwach zum Leben. Nicht einmal geschrieen hat er. Ich weiß doch, daß das Schreien den Blutkreislauf in eigene Bahnen lenken soll."
    „Prinzipiell schon", gab McMahon zu und streichelte die Hände der jungen Frau. „Aber es geht auch ohne. Er hat etwas Untergewicht. Da gibt es anfangs immer Probleme. Aber inzwischen ist er über den Berg. Ein paar Tage intensive Pflege, und du kannst ihn in die Arme nehmen."
    Eartha lächelte unter Tränen.
    „Ihr Ärzte findet noch Trost, wenn man schon aufgehört hat zu atmen."
    „Glaubst du mir nicht, Bella?"
    „Doch, Glen. Aber ich muß ihn wenigstens sehen."
    „Glen? Ich dachte immer, mein Vorname wäre Albert."
    Eartha errötete.
    „Ich habe mich versprochen."
    „Nein, das hast du nicht. Du mußt einen Grund haben, mich Glen zu nennen." Er schüttelte den Kopf. „Ich komme schon noch darauf."
    „Ich muß dir noch etwas sagen, Doc", flüsterte Eartha unruhig. „Es fiel mir eben wieder ein."
    „Ist es etwas Schlimmes?" erkundigte sich der Arzt verwundert. „Du bist ja nervös wie ein Backfisch vor dem ersten Rendezvous."
    „Der Kristall!" sagte sie mit abwesendem Blick. „Es wurde mir gar nicht richtig bewußt, was mit ihm passierte, denn zu dieser Zeit glitt Eric ganz aus mir heraus. Aber jetzt erinnere ich mich genau daran." Ihre Hände umklammerten angstvoll die Hand des Arztes.
    „Was ist mit dem Kristall?" fragte McMahon beunruhigt. „Wolltest du ihn nicht auf deinen Nachttisch legen? Ich habe keinen gesehen. Ist er wieder gestohlen worden?"
    Eartha schüttelte den Kopf.
    „Ich weiß nicht, was das bedeutet, aber es bedeutet etwas, Doc. Als Eric herauskam, da sah ich, wie der Kristall aufleuchtete und glühte. Es muß ein kaltes

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