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1095 - Der Hexentrank

1095 - Der Hexentrank

Titel: 1095 - Der Hexentrank Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Oberkörper vor mir.
    Ich kannte Chris wie Gott sie erschaffen hatte, doch diesmal hatte ich keinen Blick für ihren wohlgeformten Busen, denn etwas anderes nahm meine volle Aufmerksamkeit in Anspruch.
    Ich hatte auch Mühe, meinen Schrecken zu verbergen, denn wie eine Furche zog sich die lange rötlich-braune Wunde bis hin in das schmale Tal zwischen den Brüsten.
    »Siehst du es?« flüsterte sie. »Siehst du das verdammte Mal?« Sie schrie weiter. »Es ist ein Hexenmal, verflucht. Ich kann es nicht anders bezeichnen. Ein Hexenmal, und vielleicht stellt es die Verbindung zwischen mir und meiner Tante her.«
    Ich atmete tief aus. »Wer hat es dir zugefügt?« fragte ich leise.
    Der rechte Arm sank nach unten. Mit der Hand hielt sie den Pullover fest. »Ich kann es dir sagen«, sagte sie leise. »Es war Mannix. Es war sein Speichel.« Sie bekam eine Gänsehaut. »Er muß mich angespuckt haben, als ich bewußtlos war. Ja, so muß es gewesen sein. Darauf wette ich.«
    Wahrscheinlich hatte sie sogar recht, und ich wollte wissen, was der Grund gewesen sein könnte.
    Chris Talbot begann, im Kreis auf und ab zu wandern. »Ich kann es dirnicht genau sagen, John. Natürlich habe ich auch darüber nachgedacht, aber ich bin wie vor den Kopf geschlagen. Keine Ahnung, wenn du verstehst. Er hätte mich auch töten können, das hat er nicht getan. Ich glaube nicht, daß er Mitleid mit mir hatte. Vielleicht wollte er auch keine Spuren hinterlassen. Eine Leiche ist immer etwas Besonderes. Und so hat mich sein verdammter Höllenspeichel gewarnt. Ja, ich sehe es mittlerweile als eine Warnung an, mich nicht mehr einzumischen oder wie auch immer.« Sie hob die Schultern. »Weißt du, was ich denke, John?«
    »Du wirst es mir gleich sagen.«
    »Ja, und es fällt mir schwer, John. Ich weiß, daß diese verfluchte Furche nie mehr zuheilen wird. Ich bin bis an mein Lebensende gezeichnet. Ich werde nie mehr im Bikini an den Strand gehen können. Jeder wird mit dem Finger auf mich zeigen. Ich bin durch dieses verdammte Zeichen eine Ausgestoßene geworden. Selbst im wärmsten Sommer kann ich nur mit einem hochgeschlossenen Oberteil herumlaufen. Ich bin eine Frau, meine Güte. Ich war immer stolz auf meinen Körper, und das ist jetzt vorbei. Dieser eklige Hundesohn weiß gar nicht, welchen Schaden er angerichtet hat. Nicht nur physisch, auch psychisch. Ich will nicht sagen, daß ich mich als halber Mensch fühle, aber sehr weit davon entfernt bin ich auch nicht.«
    Nach diesen sehr emotional gesprochenen Worten, die sie einfach hatte sagen müssen, streifte sie den Pullover wieder über, nahm auf der Lehne meines Sessels Platz und lehnte sich an mich.
    Ich streichelte über ihr Haar, die Schulter und auch über ihren Arm hinweg.
    »John, ich weiß mir keinen Rat mehr. Ich weiß auch nicht, was ich angestellt habe, daß ich so bestraft worden bin. Ich wollte nur ein ganz normales Leben führen. Man hat michnicht gelassen, und alles fing an mit dem verdammten Tod meiner Tante.«
    »Ja, das kann ich begreifen, Chris. Wir werden gemeinsam versuchen, etwas dagegen zu unternehmen.«
    »Danke. Hört sich gut an. Aber ich kann dir nicht viel helfen. Sorry.«
    »Abwarten.«
    »Wieso?«
    »Immerhin wissen wir einen Namen.«
    »Klar. George Mannix.«
    »Das kann uns weiterbringen.«
    »Und wenn er falsch ist?«
    »Ich denke, das wird sich alles noch herausstellen, Chris. Ab jetzt beginnt unsere Arbeit…«
    ***
    George Mannix war durch die Nacht gefahren und spürte in seinem Innern einen wahnsinnigen Triumph. Es lag an dem Gegenstand, der seinen Platz auf dem Beifahrersitz gefunden hatte.
    Das Buch!
    Ein schwarzer Einband. Schwarz wie die Seelen der Ungerechten.
    Grün schimmernd der Titel, der im Dunkeln in leichtes phosphoreszierendes Leuchten abgab. Der Titel leuchtete ihm wie eine geheimnisvolle Botschaft entgegen, die ihn zudem wie ein Motor immer weiter antrieb. Er war auf dem richtigen Weg. Er hatte den richtigen Partner gefunden, und dieser Partner akzeptierte auch ihn.
    Mannix fuhr schnell.
    Er war nicht müde. Wenn er wollte, konnte er Nächte durchwachen. Er war eben etwas Besonderes. In ihm steckte eine Kraft, die er als nicht von dieser Welt bezeichnete oder zumindest nicht als normal. Er sah aus wie ein Mensch, er war auch ein Mensch, aber er fühlte sich den Menschen überlegen.
    Das hatte er wieder bei dieser Chris Talbot bewiesen. Sie war so etwas wieder Joker bei diesem Spiel. Eingefädelt worden war es schon seit längerer Zeit, aber

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