1096 - Baphomets Henker
»Bitte? Wie hieß er?«
»Baphomet.«
Sie wiederholte den Namen flüsternd und schüttelte dabei den Kopf. »Nein, den habe ich noch nie gehört. Es tut mir leid, aber da komme ich nicht mit.«
»Die meisten Menschen kennen ihn nicht.«
»Aber er ist nicht der Teufel?«
Basil wiegte den Kopf. »Wie man es nimmt«, sagte er. »Für manche ist er der Teufel. Jedenfalls steht er nicht auf der positiven Seite. Das kann ich dir sagen.«
»Ja, ja, ist gut«, erwiderte sie etwas fahrig. »Ich will auch nicht weiter in dich drängen, aber wie bist du dazu gekommen, gerade diesem Wesen zu dienen? Macht man so etwas freiwillig, oder wird man dazu gezwungen?«
»Von beidem etwas.«
»Verstehe ich nicht. Ist auch egal. Wie bist du überhaupt auf diesen Baphomet gekommen?«
»Ich habe einer Gruppe angehört«, gab er zu. Dabei senkte er den Kopf. Wie jemand, der sich schämt.
»Welcher Gruppe?«
»Es sind oder waren Templer.«
Angela zuckte mit den Schultern. »Du kannst mich foltern, aber davon habe ich nie etwas gehört.«
»Sei froh.«
»Und die waren so schlimm?«
»Nicht nur waren, Angela. Sie sind noch schlimm. Sie sind einfach grauenvoll. Sie erkennen kein menschliches Gesetz an. Nur die Regeln des Bösen. Sie wollen Menschen unterjochen. Alle, die zu der Gruppe gehörten, haben Baphomet geschworen, ihm zu dienen.«
»Du auch?«
»Natürlich. Nur habe ich den Schwur gebrochen. Ich war noch jung, aber ich habe erlebt, wohin das führen kann. Deshalb wandte ich mich von ihnen ab.« Seine Stimme wurde leiser. »Aber du weißt ja, wie das ist, wenn man einmal einen Schwur geleistet hat. Davon kommt man dann nicht mehr los. Man ist gefangen. Man steckt in einem Käfig. Es gibt eherne und in meinem Fall auch grauenvolle Gesetze. Wer die Baphomet-Templer einmal verrät, der wird mit dem Tod bestraft. Dabei ist es unwichtig, wie lange sich die Zeit dahinzieht. Irgendwann einmal bekommen sie dich, und jetzt sind sie mir auf den Fersen, das muß ich leider gestehen.« Er bewegte seine rechte Hand abwertend.
»Kann sein, daß ich schon zuviel gesagt habe.«
So etwas wie ein Lächeln huschte über das Gesicht der Frau und Mutter. »Nein, Basil, das hast du nicht. Du hast dich endlich überwunden. Es hört sich lächerlich an, aber es stimmt für mich trotzdem. Geteiltes Leid ist halbes Leid.«
»Bitte, Angela, denke nicht so.«
»Warum denn nicht?«
»Du weißt nicht, welche Macht hinter dieser verfluchten Brut steckt. Wüßtest du es, dann hättest du es nicht gesagt. Wirklich, es ist grauenhaft. Ich habe dir schon zuviel verraten und befürchte, daß du nun an der Reihe bist. Ebenso wie ich. Sie werden nicht nur Jagd auf mich machen, sondern auch auf dich und die Kinder. Ich hätte es dir sogar heute wahrscheinlich gesagt.«
»Was denn?«
»Ich muß Konsequenzen ziehen.«
»Wie sehen die aus?«
Sehr traurig schaute er seine Frau an. »Es will mir nicht über die Lippen.« Er atmete tief durch, und Angela hörte auch sein Stöhnen. »Aber es gibt keine andere Möglichkeit.«
»Sag es doch!«
»Ich werde euch verlassen!« preßte er hervor…
***
Angela Bassett sagte zunächst nichts. Sie blieb völlig ruhig, was ihr Mann schon wieder als unnatürlich empfand. Nichts an ihr bewegte sich. Sie wirkte wie eingefroren. Es hätte ihn nicht gewundert, Eis auf ihrer Haut schimmern zu sehen.
Schließlich hatte sich Angela überwunden. Sie konnte wieder sprechen. »Das hast du doch nur so gesagt, Basil.«
»Nein, habe ich nicht.«
»Du… du… meinst es also ernst?« stieß sie hervor.
»Ich muß es tun.«
»Uns verlassen?« Sie schüttelte den Kopf. »Das kann ich einfach nicht glauben. Himmel, wo willst du denn hin? Du hast gesagt, daß sie dich immer und überall finden. Ihre Rache wird dich einholen. Deshalb hat es keinen Sinn, wenn du fortläufst.«
»Doch, das hat es!« widersprach er.
»Und wieso?«
»Es geht um dich und die Kinder. Ich will euch aus der Schußlinie bringen. Sie würden keine Rücksicht kennen. Du hast selbst die Telefonate hin und wieder angenommen. Sie wissen also, wo sie mich und euch finden können. Es geht ihnen aber um mich. Und deshalb muß ich euch verlassen, um euch eine Chance zu lassen. Vielleicht kann ich mich verstecken, vielleicht auch nicht. Aber wenn ich nicht mehr bin«, sprach er mit stockender Stimme weiter, »ist für euch gesorgt. Zumindest für die nächsten fünf Jahre. Ich habe einiges Geld zur Seite legen können. Die Unterlagen über die Konten findest du
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