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1098 - Der steinerne Bote

Titel: 1098 - Der steinerne Bote Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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befanden sich bereits an Bord, die restlichen achtzehn hatten sich in Gruppen zu sechs in unmittelbarer Nähe der drei Hangarschleusen postiert. Der Astrogationscomputer aktivierte das Fluchtprogramm, dessen Kursdaten zuvor in die Speicher der wartenden Einheiten überspielt worden waren.
    Die sechzig angreifenden Raumschiffe bildeten eine annähernd gerade Front mit seitwärts vorgeschobenen Flügeln. Der gegnerische Feldherr hielt offenbar eine komplexe Strategie in dieser Situation nicht für erforderlich. Er war siegessicher, das erkannte man an der Art seines Vorgehens. Aus einer Entfernung von acht Lichtsekunden eröffnete er das Feuer.
    Perry Rhodan saß schräg neben der Konsole des Kommandanten. Er hatte den Blick auf den großen Bildschirm gerichtet, und als die Feldschirme unter dem Einfluß des gegnerischen Geschützfeuers aufleuchteten und das Innere der großen Zentrale mit irrlichternden Farbeffekten erfüllten, da trat ein Ausdruck der Bitterkeit in seine Miene.
    „Wozu das alles?" hörte Waylon Javier ihn fragen. „Sie sind fest entschlossen, uns zu töten und unsere Schiffe zu vernichten. Warum?"
    Javier lehnte sich in seinen Sessel zurück.
    „Es ist nicht ihre Schuld", sagte er. „Sie stehen unter Seth-Apophis' Einfluß."
    „Beantwortet das meine Frage?" hielt Perry ihm entgegen. „Warum liegt Seth-Apophis daran, uns zu beseitigen?"
    Und als Waylon Javier mit den Schultern zuckte, weil er nicht wußte, wie er darauf reagieren sollte, fuhr er fort: „Ich will es dir sagen. Weil das Universum dem dialektischen Prinzip unterliegt. Zu jeder These gibt es eine Antithese. Wir halten die Gewaltlosigkeit für gut, also muß es irgendwo im Kosmos einen Gegenspieler geben, dem die Anwendung von Gewalt als tugendhaft erscheint. Manchmal frage ich mich, ob es überhaupt einen Sinn hat, die Frage nach der Schuld zu stellen. Wenn es ein Naturgesetz ist, daß Entwicklung nur dort stattfindet, wo es Gegensätze gibt - wie kann ich es dann für schlecht oder moralisch falsch halten, daß jemand eine Ansicht vertritt, die alles als gut betrachtet, was mir böse erscheint, und umgekehrt?"
    Waylon Javier sah starr vor sich hin. Es geschah selten, daß Perry Rhodan in der Öffentlichkeit - und sei es auch nur die halbdunkle, vom Flackern belasteter Feldschirme erleuchtete Öffentlichkeit einer Raumschiffszentrale - zu philosophieren begann. Waylon war froh, daß ein scharfes Warnsignal ihn der Notwendigkeit enthob, auf Perrys Überlegungen zu antworten. Es wäre ihm nichts eingefallen, was er hätte sagen können. Eine Batterie von Kontrolllichtern hatte zu blinken begonnen. Das Triebwerk war in Gang. Die BASIS befand sich auf Fluchtkurs. Das hektische Leuchten der Feldschirme erlosch.
    Der Angreifer hatte mit diesem Manöver nicht gerechnet. Waylon musterte die Anordnung der Reflexe auf dem Orterschirm. Der Gegner blieb zurück; die Position der Schiffe, die darauf warteten, an Bord genommen zu werden, blieb unverändert. Sie machten die Manöver der BASIS mit.
    Perry Rhodan lächelte. „Glücklicherweise gibt es Auswege", sagte er. „List anstatt Gewalt, Hasenfüßigkeit anstatt Mut, Flucht anstatt Gegenwehr. Leben wir nicht in einer herrlichen Welt?"
    Der Hyperkom meldete sich mit durchdringendem Fiepen. Waylon Javier gab dem Servo mit einem Fingerzeig zu verstehen, er solle das Gerät einschalten. Auf der Videoscheibe erschien ein Symbol, das anzeigte, daß es sich um eine bildlose Übertragung handele.
    „BASIS, hier NARDU", ertönte eine Stimme, die Waylon Javier nur zu gut kannte.
    Er ruckte nach vorne. „Kosmas, du Windhund! Wo steckst du?"
    „Vielleicht können wir uns darüber später unterhalten, Javier", antwortete der Kommandant der NARDU. „Im Augenblick gibt es Wichtigeres. Es gibt in diesem Raumsektor ein Volk, dessen Vertreter Abkömmlinge einer Vogelart zu sein scheinen und zwei Hälse haben."
    „Gerjoks", antwortete Perry Rhodan an Waylons Stelle.
    „Ist ihre Sprache bekannt?"
    „Ja."
    „Ich bitte um Überspielung der Translatorunterlagen an die NARDU", sagte Tedr Kosmas.
    „Wozu?"
    „Ich versichere dir, wir haben nicht genug Zeit, uns über die Hintergründe zu unterhalten. Ich bitte dich, zuerst die Daten, dann darfst du mir ein Disziplinarverfahren an den Hals hängen."
    „Ich veranlasse die Übertragung", knurrte Waylon Javier. „Aber mach dir keine falschen Hoffnungen ..."
    Das Symbol auf der Bildfläche erlosch. Tedr Kosmas hatte die Verbindung unterbrochen. Dafür

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