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1098 - Der steinerne Bote

Titel: 1098 - Der steinerne Bote Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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leuchteten draußen die Feldschirme wieder auf. Der Angreifer hatte sich von der Überraschung des ersten willkürlichen Fluchtmanövers erholt und stieß von neuem vor.
    Noch immer warteten fünfzehn Bordfahrzeuge auf die Einschleusung.
     
    *
     
    Tedr Kosmas' Konzentration war so intensiv, daß er nichts mehr sah außer dem hellgrünen Reflex des gegnerischen Raumschiffs und den matten Lichtpunkten der drei ausgeschleusten Fahrzeuge, die auf die NARDU zustrebten. Er wußte inzwischen, welchen Plan der Gegner verfolgte. Die Projektile, die er verfeuert hatte, erzeugten ultraharte Neutronenstrahlung. Er war überzeugt, mit Hilfe dieser Strahlung alles organische Leben an Bord der NARDU ausgelöscht zu haben. Deswegen näherten sich seine Beiboote in solch unverfrorener Offenheit. Es ging ihm darum, das terranische Schiff zu erbeuten. Deswegen hatte er eine Waffe angewandt, die Leben vernichtete, anorganische Strukturen jedoch unangetastet ließ.
    „Gravopuls?" erkundigte sich Tedr, ohne den Orterschirm aus den Augen zu lassen.
    „Alles klar."
    „Paralyse?"
    „Feuerbereit - mit voller Ladung."
    „Vorsicht, ihr Burschen", grinste Tedr. „Ich will niemand umlegen - nur eine Zeitlang aus dem Gleichgewicht bringen."
    „Verstanden."
    „KALIBUR und SIGMA?"
    „Startbereit, Entermannschaft an Bord." Das war Minar Cedis Stimme. Es war ihr nicht aufgetragen worden, aber sie hatte wie selbstverständlich das Kommando über die beiden Fahrzeuge übernommen. „Was machen wir mit den Booten, die der Fremde ausgeschleust hat?"
    „Kümmert euch nicht um sie", antwortete Tedr. „Euer Ziel ist das große Schiff."
    Die Fahrzeuge, von denen Minar sprach, waren noch 150.000 Kilometer entfernt. Es war Zeit, daß er seinen Plan in die Tat umsetzte. Er wandte den Blick seitwärts und überflog das Tasterbild. Vorteilhafter hätte er es nicht einrichten können, und wenn ihm die Fähigkeit gegeben wäre, den fremden Kommandanten zu hypnotisieren. Etliche tausend Kilometer jenseits des gegnerischen Schiffes befand sich ein dichtes Gewimmel kosmischer Trümmerstücke - vom Umfang eines Hauses bis zur Größe eines mittleren Asteroiden.
    „Vorwärts", sagte er halblaut.
    Der Servo fing den Befehl auf und leitete ihn an das Triebwerk weiter. Der Antigrav gab ein zorniges Brummen von sich, als die NARDU sprunghaft mit Höchstwerten zu beschleunigen begann. Das war der Augenblick, rechnete Tedr sich aus, in dem der Gegner erkannte, daß an Bord des terranischen Fahrzeugs längst nicht alles so tot war, wie er erwartet hatte.
    „Gravopuls - Feuer!"
    An Bord der NARDU war nichts davon zu spüren, daß sich der schwere Schockwellen-Generator mit voller Wucht entlud. Die Graviton-Schockfront bewegte sich mit einfacher Lichtgeschwindigkeit. Die drei matten Lichtpunkte der gegnerischen Beiboote begannen erratisch zu tanzen. Dann traf die Front das fremde Raumschiff. Auf dem Orterbild sah Tedr, wie es zu rotieren begann. Gleichzeitig wurde es von der Schockwelle mitgerissen. Der ersten Entladung des Generators folgten im Lauf weniger Millisekunden weitere zweihundert. Die Wirkung war verheerend. Die Beiboote wurden davongewirbelt. Ihre Mannschaften hatten die Kontrolle über das Steuer verloren. Das große Schiff raste mit ständig wachsender Geschwindigkeit auf das Gewirr der Trümmerstücke zu. Die Bordelektronik schien die Gefahr zu erkennen und aktivierte einen energetischen Schutzschirm. Aber die Reaktion kam zu spät. Das geschoßförmige Fahrzeug tauchte in die Menge der kosmischen Materiebrocken. Die Kollision erfolgte wenige Sekunden später. Tedr Kosmas sah den Orterreflex des fremden Schiffes hell aufleuchten, als das im Entstehen begriffene Schirmfeld unter der Wucht des mechanischen Aufpralls zusammenbrach.
    Die Entladung war von solcher Intensität, daß sie anderthalb Sekunden später als rötlich leuchtender Funke auf dem Optikbildschirm sichtbar wurde.
    „Paralyse - Feuer!"
    Ein heller, durchdringender Summton ertränkte für die Dauer von zwei Sekunden alle anderen Geräusche. Die Entladung des Paralysegeschützes war optisch nicht zu beobachten. Auch über die Wirkung des Treffers war Tedr Kosmas keineswegs sicher. Er wußte nicht, wie die Fremden beschaffen waren. Es konnte sein, daß sie gegen die lähmende Strahlung immun waren. Das war das Risiko, das er nicht umgehen konnte.
    „Langsam, Bremsbeschleunigung", befahl er dem Servo. Ein Blick auf das Orterbild belehrte ihn, daß von den drei gegnerischen Beibooten

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