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1098 - Der steinerne Bote

Titel: 1098 - Der steinerne Bote Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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fürs erste nichts zu befürchten war. „Minar - los jetzt!"
     
    *
     
    Das fremde Geschöpf überragte Minar Cedi, die es mühsam stützte, um mehr als zwei Haupteslängen. Es war schlank und grazil und trug eine Art Raumanzug, der erkennen ließ, daß zwei dünne Beine rund zwei Drittel der Körpergröße ausmachten. Füße und Hände schienen vierzehig zu sein. Den Helm seiner weit und locker geschnittenen Montur hatte der Fremde zurückgeschoben. Der Schädel ruhte auf zwei dünnen, überaus flexiblen Hälsen und hatte, alles in allem, die Form einer zur Seite gekippten Pyramide. Die Pyramidenspitze endete in einer Art Schnabel. In der Basisfläche der Pyramide saßen vier gleichmäßig angeordnete Sehorgane. Die Kopfhaut schien die Konsistenz von Horn zu haben. Sie war braun und schimmerte stellenweise wie poliert.
    Im Hintergrund des Bildes sah Tedr zwei weitere Mitglieder der Entermannschaft, die eifrig dabei waren, sich mit dem Innern des fremden Schiffes vertraut zu machen.
    Abseits standen mehrere Gestalten, die dem Fremden ähnelten, mit dem Minar vor die Kamera getreten war. Sie wirkten lethargisch und interesselos. Tedr atmete auf. Der Paralyseschock hatte seine Wirkung nicht verfehlt.
    „Dieser hier ist Gerrnuk", sagte Minar Cedi. „Wenigstens nehme ich an, daß das sein Name ist. Seine Montur ist mit einer Anzahl von Etiketten versehen, aus denen ich schließe, daß er unter seinen Artgenossen eine wichtige Rolle spielt. Diese Wesen sind offenbar Vogelabkömmlinge. Sie sprechen eine zwitschernde, singende Sprache, die unsere Translatoren mühelos erlernen könnten. Es wäre nützlich, wenn wir uns mit ihnen unterhalten könnten, nicht wahr?"
    Tedr Kosmas kannte Minar gut genug, um zu wissen, worauf sie hinauswollte. Die NARDU hatte Translatoren an Bord, aber es stand ihnen nicht soviel Zeit zur Verfügung, wie die Geräte benötigt hätten, um die Sprache der Fremden zu erlernen. Es gab nur eine Quelle, aus der die gewünschten Informationen sich möglicherweise beschaffen ließen.
    „Waylon Javier hackt mir den Kopf ab, wenn ich ihn anrufe und um einen Gefallen bitte", beschwerte er sich über Minar Cedis unausgesprochenen Vorschlag.
    „Ob jetzt oder später, was macht das für einen Unterschied?" erkundigte sich die rothaarige Minar mit spöttischem Lächeln.
    „In Ordnung", brummte Tedr. „Wie steht die Lage sonst?"
    „Alles in Ordnung. Die Fremden leisten keinen Widerstand. Sie sind geschockt, und es sieht so aus, als würde die paralytische Wirkung ein paar Stunden lang anhalten."
    Das Komsystem war inzwischen voll betriebsfähig. Tedr setzte sich mit der BASIS in Verbindung. Wenige Minuten später meldete der Bordcomputer, daß ab sofort die gesammelten Unterlagen bezüglich der Sprache der Gerjoks zur Verfügung ständen.
    Tedr Kosmas lud drei Translatoren mit den umfangreichen Sprachbeständen und flog mit einer Space-Jet zu dem fremden Raumschiff, nachdem er Vania Letoq das Kommando an Bord der NARDU übergeben hatte.
     
    *
     
    Die Hetzjagd zog sich immer tiefer in die kosmische Trümmerwüste hinein. Die BASIS und ihre Bordfahrzeuge, von denen sich inzwischen nur noch neun außerhalb der ihnen zugewiesenen Hangars befanden, hielten dem konzentrierten Feuer der Gerjoks und Sawpanen eine Zeitlang stand, dann aktivierte der Astrogationscomputer die nächste Phase des willkürlichen Fluchtplans. Die terranischen Einheiten beschleunigten. Das Feuer der Angreifer ging ein paar Minuten lang ins Leere, bis sie das Manöver nachvollzogen hatten.
    Für die Männer und Frauen in der Kommandozentrale der BASIS war die Lage weder intellektuell noch emotional befriedigend. Sie alle sahen ein, daß man dem Angreifer nichts antun durfte, sondern sich ihn mit langen Armen vom Leib halten mußte, weil er nicht aus eigenem Antrieb handelte. Aber die endlose Wiederholung immer derselben Vorgänge - einschleusen, beschleunigen, bremsen, einschleusen - zerrte an den Nerven. Die Stimmung in der Zentrale wurde gespannt.
    Waylon Javier bemerkte, daß der Gegner seine Streitmacht ständig vergrößerte. Sie bestand mittlerweile aus mehr als 150 Einheiten. Offenbar hatte Seth-Apophis den Befehl gegeben, die Eindringlinge mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln anzugreifen. Allerdings hatten die Angreifer bisher keine Taktik entwickelt, mit der sie hoffen konnten. die willkürlichen Fluchtmanöver der terranischen Schiffe wirkungslos zu machen. Waylon hatte mit Bestimmtheit erwartet, daß der Gegner

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