1099 - Der Werwolf und die Tänzerin
meiner Kenntnis. Madeleine ist schneller gewesen als ich. Du kannst mich auslachen, aber ich habe sie tatsächlich unterschätzt, Suko. Auch das passiert mir nach so vielen Jahren.«
»Dagegen ist keiner gefeit. Ich frage mich nur, wo wir jetzt weitermachen sollen. Die Informationen hast du. Hat dir denn dein Auftraggeber nichts sagen können? Ich meine, man läßt eine Detektivin nicht einfach ins Blaue agieren.«
»Da hast du recht. Etwas weiß ich schon. Angeblich soll Madeleines Geliebter Carl Lintock heißen.«
Suko brauchte nicht lange nachzudenken, um zu sagen: »Damit kann ich nichts anfangen.«
»Ich auch nicht. Aber wir werden uns darum kümmern müssen.«
»Moment.« Diesmal holte Suko sein Handy hervor und rief beim Yard in der Fahndungsabteilung an. Wenn dieser Lintock aufgefallen war, dann war er auch registriert worden. Die Kollegen versprachen, sich darum zu kümmern und zurückzurufen.
Jane hatte während des kurzen Gespräches zur Tür geschaut und auch nach draußen gelauscht. Die uniformierten Kollegen waren unterwegs. Sie hörte sie auch, sah sie aber nicht. Bis jetzt hatten sie John Sinclair nicht gefunden, und Janes Hoffnung stieg wieder an, was ihren Freund anging.
»Du hast auch einiges durchgemacht«, sagte Suko. »Willst du dich nicht sicherheitshalber untersuchen lassen?«
»Nein. Ich werde noch etwas Schlaf bekommen, zwei Tabletten nehmen, mir auch die Augen ausspülen, dann geht es wieder. John ist jetzt wichtiger, glaub mir.«
»Dann wische dir die Augen dort am Waschbecken aus. Ich werde mal nach den Kollegen schauen.«
»Ich komme nach.«
»Nein, du bleibst hier. Ich bin schnell wieder zurück.« Er verschwand, bevor Jane protestieren konnte.
Sie haßte die Umgebung. Sie haßte die Garderobe. Sie haßte das gesamte Theater, und sie haßte sich selbst, daß sie so dumm gewesen war, in die Falle zu laufen.
Das eiskalte Wasser tat ihr gut, obwohl es das Stechen im Hinterkopf nicht verdrängen konnte. Sie wusch ihr Gesicht, spülte auch die Augen aus, trocknete sich mit Abschminkpapier ab, das sie von einer Rolle zog und war gerade damit fertig, als Suko zurückkehrte und ihr zunickte.
»Und?« fragte Jane in banger Erwartung.
Der Inspektor wußte nicht, ob er lachen oder weinen sollte. »Wir haben ihn nicht gefunden.«
»Haben die Leute denn überall nachgeschaut?«
»Noch nicht ganz, doch wie es aussieht, befindet sich John nicht hier im Theater.«
Jane faßte sich an den Kopf. »Was kann das zu bedeuten haben?« fragte sie leise.
»Sie werden ihn mitgenommen haben. Er muß zuvor überwältigt worden sein. Ich kann mir nicht vorstellen, daß er freiwillig mitgegangen ist. Das glaube ich einfach nicht.«
»Mitgenommen«, wiederholte sie. »Verdammt, sie können ihn auf dem Weg zum Ziel auch einfach aus dem Wagen geworfen haben.«
»Wäre möglich. Glaube ich aber nicht. Sie hätten sich sonst nicht erst die Mühe gemacht.«
»Dann haben sie etwas mit ihm vor.«
»Ja.«
»Aber was?«
Suko zuckte die Achseln. »Das ist schwer zu sagen, Jane. Es kann die Rache des Dämons an John sein, das ist die eine Seite. Sie könnten ihn aber auch als Geisel benutzen. Wichtig ist nur, daß wir ihn finden müssen, und zwar so schnell wie möglich. Dazu brauchen wir mehr Informationen über dieses Werwolf, der ja nicht immer als Bestie herumläuft und sich bestimmt nur bei Vollmond verwandelt.«
»Den wir jetzt haben.«
»Leider.«
Jane senkte den Kopf. »Wie spät ist es denn?« fragte sie.
»Gleich Mitternacht.«
»Ich möchte nicht so lange warten.« Ihre Stimme zeigte jetzt wieder mehr Entschlossenheit.
»Womit?«
»Ich möchte mit George Bishop sprechen, meinem Auftraggeber. Er muß uns einfach noch einen Tip geben. Es kann ja sein, daß er uns etwas verheimlicht hat.«
»Dann komme ich mit.«
»Das möchte ich auch.«
»Hast du die Telefonnummer?«
»Ja und…«
Sukos Handy meldete sich. Der Kollege von der Fahndung rief zurück. Er sprach so laut, daß die neben Suko stehende Detektivin mithören konnte.
»Wir haben Pech gehabt. Über einen Carl Lintock ist nichts bekannt. Es gibt zwar Männer mit diesem Namen, aber sie sitzen in irgendwelchen Gefängnissen fest. Und genauere Infos haben Sie nicht?«
»Nein«, sagte Suko, »noch nicht. Ich denke, daß wir sie möglicherweise noch in dieser Nacht bekommen werden. Dann hören Sie wieder von uns. Vorerst vielen Dank.«
»Keine Ursache.«
Suko steckte das Handy weg.
»Und was ist mit John?« fragte Jane.
Der
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