11 - Die Helden des Westens
entgegenzunehmen.
Er hatte den feindlichen Anführer besiegt und glaubte, sich als Hauptheld des heutigen Tages fühlen zu dürfen.
„Anschtrengung hat's gekostet“, sagte er. „Aber das is unsereenem ganz egal. Fendi, findi, fundi, so hat Cäsar zu Suleiman Pascha gesagt, und bei mir geschieht so was mit ganz derselben Leichtigkeet.“
„Veni, vidi, vici heißt es“, fiel Jemmy ein. „Zu Deutsch: ich kam, ich sah, ich siegte.“
„Schweigen Sie ergebenst, Herr Jakob Pfefferkorn! Schteigen Sie mal dem Roten hinten off; schpringen Sie mit ihm vom Pferd ins Wasser, und schprengen Sie ihm mal da unten den Faden des Daseins entzwee, nachhero habe ich nichts dagegen, wenn Sie Ihre apothekerlateinischen Sprachmücken schpielen lassen. Eher aber nich! Was geht mich denn Ihr kam und sah und siegte an! Bei mir hat's ja geheeßen, ich schprang, ich schwamm, und ich tauchte ihn unter', und das is eben, in das echte Latein des Puma Nompilius übersetzt, mein ganz richtiges Fendi, findi, fundi!“
Jemmy lachte laut. Er hatte Lust, eine Entgegnung hören zu lassen; aber Old Shatterhand kam ihm im ernsten Ton zuvor:
„Bitte, keine solchen Streitigkeiten! Unser braver Frank hat heut bewiesen, daß er ein tüchtiger, ja ein verwegener Westmann ist. Er hat den Häuptling besiegt. Was das bedeutet, werden Sie erst später einsehen. Ihm allein werden wir es zu verdanken haben, wenn es uns nun gelingt, Blutvergießen zu vermeiden, hier, lieber Frank, haben Sie meine Hand. Sie sind ein prächtiger Kerl!“
Der Sachse ergriff die Hand des berühmten Jägers und antwortete, indem eine Freudenträne in sein Auge trat:
„Dies Wort aus Ihrem Munde freut mich königlich. Alexander Hauboldt sagt so schön in seinem Kosmos: ‚Dem Helden flicht die Nachwelt Malvenkränze, und die Aurikeln blühn oft nur im Lenze.‘ Wenn die schpätere Generation mal hier eenen cararischen Marmorsteen errichtet, da wird bei den Namen der anderen Schtreiter ooch der meinige mit eingemeißelt sein, und mein Geist schteigt dann in schtillen Nächten nieder und freut sich, daß er nich ganz umsonst gelebt hat und in das Wasser des Feuerlochflusses geschprungen is. Friede meiner Asche!“
Es wäre kein Wunder gewesen, wenn diejenigen der Anwesenden, welche Deutsch verstanden, ihm mit einem heiteren Lachen geantwortet hätten; aber dies geschah nicht. Er war einmal ein eigenartiges Kerlchen und wirklich seelensgut. Die Rührung, welche er fühlte, teilte sich den andern mit; sie blieben ernst, und Winnetou gab ihm auch die Hand und sagte:
„Ni 'nte ken ni scho – du bist ein tüchtiger Mann!“
Dann gab der Apache Old Shatterhand durch eine seiner sprechenden Handbewegungen das Zeichen, daß er ihm hier das weitere überlasse, stieg auf sein Pferd und ritt mit seinen Schoschonen am jetzt wieder ruhigen ‚Maul der Hölle‘ vorüber nach dem Eingang des Talkessels, in dessen Hintergrund sich die entkommenen Sioux gesammelt hatten.
Er traf da, den Eingang bewachend, den Medizinmann der Upsarokas und Moh-aw, den Sohn des Häuptlings der Schoschonen mit ihren Kriegern. Als der riesige Medizinmann hörte, daß sein Todfeind, der ‚Schwere Mokassin‘, besiegt am Fluß liege, jagte er schleunigst nach der betreffenden Stelle hin. Er kam gerade recht, zu sehen, daß derselbe unter Old Shatterhands Bemühung wieder zur Besinnung gelangte und sorgfältig gefesselt wurde. Er sprang vom Pferd, riß sein Messer aus dem Gürtel und rief:
„Das ist der Hund der Sioux-Ogellallah, welcher mir das Ohr genommen hat. Er soll mir dafür bei lebendigem Leib seinen Skalp geben!“
Er wollte auf ihn niederknien, um ihm die Kopfhaut zu nehmen, wurde aber von Old Shatterhand daran verhindert. Dieser sagte:
„Der Gefangene ist das Eigentum unseres weißen Bruders Hobble-Frank. Kein anderer darf sich an ihm vergreifen.“
Es entstand ein Wortwechsel, welchen Old Shatterhand in seiner bekannten Energie siegreich beendete. Der Upsaroka zog sich, wenn auch murrend, zurück.
Jetzt nun folgte eine Szene, welche jeder Beschreibung spottet. Baumann, der Bärentöter, zu dessen Befreiung der Zug unternommen worden war, hatte den Hobble-Frank an sein Herz gezogen. Beide weinten heiße Freudentränen.
„Dir, du treuer Mensch, habe ich gewiß zum größten Teil meine Rettung zu verdanken“, sagte der Bärentöter. „Wie aber ist es dir möglich gewesen, eine so große Schar meiner Befreier zusammenzubringen?“
Frank wies alles Verdienst von sich ab, machte ihn darauf
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